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Y tu Mama tambien

Y tu Mama tambien

Ein Film von Alfonso Cuarón

Um einen wirklich guten „Coming of age“ Film zu kreieren, vermag es schon mehr als ein paar schablonenhafte Charaktere, Sex und Unmengen an pubertären Sprüchen. Das größte Problem liegt darin, dass immer die Gefahr vorhanden ist, ins Alberne abzudriften, und man somit in eine Schublade mit American Pie und Konsorten gesteckt wird. Alfonso Cuarón hat mit Y tu Mama tambien einen Film erschaffen, welcher zwar auch mit viel Sex und noch mehr vulgären Sprüchen aufkommt, aber im Kern ein exzellent und perfekt funktionierender Jugendfilm, über die Tücken des Erwachsenwerdens und noch viele Dinge drüber hinaus ist.

Tenoch und Julio sind zwei grundverschiedene Typen, der eine ist Sohn eines großen Regierungsviechs, der wie ein kleiner Prinz in seiner Villa haust, und der andere ist ein typischer Abkömmling der mexikanischen Arbeiterklasse. Trotz der großen Disparitäten, sind die zwei Jungs beste Freunde und gehen gemeinsam durch dick und dünn. In den Sommerferien verschwinden die Freundinnen der zwei nach Europa und somit plagen sie sich mit der Langeweile rum. Auf einer Hochzeit, von einen der unzähligen Ver/Bekannten von Tenochs Vater treffen sie auf Luisa. Hin und weg von ihrer Schönheit, erzählen sie ihr von einem imaginären Strand, welchen die beiden diesen Sommer ansteuern wollen. Nachdem Luisas Mann sie ein weiteres Mal betrügt, beschließt sie mit den zwei Jungs mitzufahren, um aus dem Alltag zu flüchten. So begibt sich dieses ungleiche
Trio auf den Weg zu einem Strand, der gar nicht existiert und wird mit Problemen konfrontiert, die sie so nicht erwartet hätten.
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Die Story mag auf den ersten Blick nicht viel hergeben, zwei spät pubertierende Jungs machen mit einer hochgradig depressiven, gutaussehenden und reifen Frau rum und erkennen schon bald, dass es im Leben um weit aus mehr geht als nur um Sex. Schon alles einmal dagewesen, schon alles Mal irgendwo gesehen. Was den Film aber zweifellos einzigartig macht, ist seine meisterhafte Inszenierung.
Es wird viel geredet, über das Leben, über Frauen, über Sex, über die Zukunft, über die Vergangenheit und noch mal über Sex. Aber es sind nicht die Dialoge, welche den Charakteren die Ecken und Kanten verpassen. Vielmehr sind es die kleinen Gesten, die verdeutlichen, wie stark das Band zwischen Tenoch und Julio ist. Sei es jetzt, das gemeinsame masturbieren im Schwimmbad, das telefonieren während der Morgentoilette oder ganz einfach das stoned sein auf einer kleinen Party. Die zwei Jungs sind beste Freunde, das nimmt man ihnen jede einzelne Sekunde ab und stellt es niemals in Frage.

Ebenfalls sehr prägend für den Film sind die langen Sequenzen, oft wird Minutenlang auf das Geschehen draufgehalten, ohne dabei den Blick abzuwenden. Das passiert bei alltäglichen Situationen wie einer hitzigen Debatte im Auto, oder auch bei den diversen Sexmissgeschicken der beiden Jungs. Y tu Mama tambien ist ehrlich, er nimmt kein Blatt vor den Mund und besitzt somit einen recht vulgären Sprachjargon. Was jetzt nicht heißen soll, dass das schlecht sei. Durch die Einbindung diverser „Kraftausdrücke“, wird das realistische Bild der (mexikanischen) Jugend noch mal kräftig verstärkt. Heuchlerische Dialoge der Marke Hollywood, bei denen schön darauf geachtet wird, dass niemals obszöne Wörter vorkommen, wirken da im Vergleich schon richtig unauthentisch, wenn nicht sogar lächerlich.
Abseits der Handlung schildert immer wieder eine Off Stimme die aktuelle Situation Mexikos. Der Ton wird kurzzeitig ausgestellt und der Erzähler behandelt Themen, welche nicht immer direkt die Charaktere betreffen, aber das Umfeld in dem sie leben.
Diese Spiegelung des realitätsnahen Bildes von Mexiko des 21. Jahrhundert mag für einen „Coming of age“ Film sehr gewagt sein, aber es bindet sich nahtlos in das Grundkonzept ein und ist auch maßgeblich für die Atmosphäre verantwortlich. Denn wenn das Trio entlang einer Straße fährt und der Erzähler schildert, wie ein paar Jahre zuvor eine ganze Familie genau an jener Kurve tödlich verunglückt ist, läuft es einem schon kalt den Rücken runter, da die ausgelassene Stimmung von der einen auf die andere Sekunde passé.
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Diego Luna und Gael Garcia Bernal begeistern mit ihrem authentisch pubertären Spiel der zwei Jungs. Gerade in der Gegenwart von Luisa versuchen sie den starken Macker zu markieren, um die geheimnisvolle Schönheit zu begeistern. Nur durchbricht Luisa schon recht bald dir Rüstung der Möchtegern - Gigolos und nimmt somit die Zügel in die Hand.
In Wahrheit ist sie aber bei weiten nicht so stark, wie sie es vorgibt zu sein. Tenoch und Julio ertappen sie dabei, als sie heimlich in ihrem Zimmer weint. Der Zuschauer meint den vermeidlichen Grund dieser Depression zu kennen, aber am Ende wird klar, dass Luisa mit weit aus mehr zu kämpfen hatte, als lediglich einer zerbrochenen Beziehung. Gerade der Schluss hinterlässt eine bittere Note, die vielleicht nicht wirklich nötig gewesen wäre, aber auch nicht als störend empfunden wird.

Was bleibt, ist eine verdammt lustige, brutal ehrliche und gegen Ende hin sehr traurige Odyssee durch das Leben. Ein Film, der verdeutlicht wie schwer es ist in unserer heutigen Gesellschaft erwachsen zu werden, seine Träume zu realisieren und eine Existenz aufzubauen.
Und das alles so virtuos unter einen Hut gebracht, dass man sich vor Alfonso Cuarón einfach nur verbeugen muss, weil dieser ohne falscher Übertreibung ein kleines,…ach was ein Meisterwerk kreiert hat.

Eine Rezension von Stefan Hornig
(16. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Y tu Mama tambien Mexiko 2001
(Y tu Mama tambien)
Regie Alfonso Cuarón Drehbuch Alfonso & Carlos Cuarón
Produktion Jorge Vergara, Alfonso Cuarón
Darsteller Diego Luna, Gael García Bernal, Maribel Verdú
Länge 102 min FSK ab 16
Filmmusik Liza Richardson, Anette Fradera
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