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Arachnia

Arachnia

Ein Film von Brett Piper

Ein Professor, seine Assistentin, zwei weibliche und ein männlicher Student und der Pilot geraten mit ihrem Kleinflugzeug in einen Meteoriten-Schauer. Als einer der Gesteinsbrocken dem Flieger zu nahe kommt, ist ein Absturz unvermeidbar. Nach der holprigen Landung, welche alle Passagiere – aber nicht das Flugzeug – heil überstehen, finden sie Unterschlupf in einer scheinbar verlassenen Hütte. Doch es dauert gar nicht lange, bis der Besitzer des Kleinods auftaucht. Der ist augenscheinlich wenig begeistert von den „Haus“-Besetzern, aber es gibt schon bald weitaus dringlichere Probleme zu lösen: der Meteoritenhagel hat unterirdische Höhlen freigelegt, in denen bereits seit geraumer Zeit riesenhafte Spinnen hausen, die nun an der Oberfläche unerbittlich Jagd auf die Gruppe machen...

Horrorfilme um erschreckend deformierte Tiere herumzukonstruieren ist bei Weitem nichts Neues. Riesenhafte Spinnen sind dabei eine der beliebtesten Studienobjekte, sind doch schon ihre kleinen, realen Artgenossen eine Quelle an Unbehagen, Angst oder gar schierem Entsetzen für viele Menschen. Monsterhafte Riesen-Arachniden waren in der Filmgeschichte mal das Ergebnis einer unbeabsichtigten Zusammenführung von an sich harmlosen Krabbeltierchen mit böser radioaktiver Strahlung oder Giftmüll, in anderen Streifen wurden sie von einem durchgeknallten Wissenschaftler in irgendwelchen Experimenten mit fragwürdigem Nutzen für die Forschung erschaffen, und in wiederum anderen
Filmen waren sie Besucher aus dem All. Wie auch immer sie letztlich in die Bahn der menschlichen Filmcharaktere gerieten, sie sorgten normalerweise für reichlich Angst und Schrecken, sowohl auf der Leinwand als auch beim Publikum davor. Jedenfalls war es in der Regel so beabsichtigt.

Ob B-Movie-Regisseur Brett Piper ("Screaming Dead") bei der Planung und Erschaffung seines Werkes "ARACHNIA" eben diesen Effekt als großes Ziel vor Augen hatte, wissen wir nicht. Sollte es jedoch tatsächlich so gewesen sein, hat er in seinen Bemühungen kläglich versagt. Denn "ARACHNIA" ist alles andere als angsteinflößend, außer man rechnet die bange Frage, ob der Film jemals ein Ende nehmen möge, dazu. Fest steht, dass eine Fülle an Faktoren verhindert, dass beim Ansehen dieses sogenannten Horrorstreifens auch nur ansatzweise ein Gefühl von Spannung oder gar Schrecken aufkommt. Der erste Grund ist die Tatsache, dass man sich mitunter gar nicht so sicher ist, in was für einem Film man eigentlich gelandet ist. Der Szenenaufbau und die Dialoge sind nämlich oftmals so plump angelegt, dass sie einem Softporno alle Ehre machen würden: so endet das Cockpit-Gespräch zwischen dem Piloten und der Assistentin des Professors über die Vorliebe eben jenes Akademikers für junge Studentinnen mit einem eloquent formulierten Wortwechsel (sinngemäß: „Hat der Professor dich jemals angebaggert?“ – „Einmal. Er wird es nicht noch einmal versuchen. Was aber nicht heißen soll, dass andere es nicht versuchen können...“), auf den ein vielsagender Blick folgt. Erbarmen!

Aber nicht nur solche Szenen, in denen uns Gott sei Dank der (buchstäbliche) Höhepunkt erspart bleibt, verhindern jegliche Ernsthaftigkeit. So müssen wir uns an anderer Stelle Glauben machen lassen, dass es einem jungen Mann möglich ist, etwa 3 Minuten, nachdem er noch lüstern den Hintern seiner Kommilitonin begafft hat, so fest zu schlafen, dass er von dem Flugzeugabsturz rein gar nichts mitbekommt und erst nach der Bruchlandung erfrischt wieder aufwacht. Ebenso wenig kann man nachvollziehen, wie es einem der Girls, welches aus Angst vor der Dunkelheit und allem, was darin so herumkrabbeln könnte, das Licht nicht ausschalten will, irgendwie helfen soll, wenn nicht sie selbst, sondern ihre Bettgenossin den Schalter betätigt – ist es so tatsächlich weniger gruselig?

Hier zeigt sich bereits der nächste schwerwiegende Grund dafür, dass der Film von seinen Grundvoraussetzungen her gar nicht in der Lage ist, den Zuschauer angemessen zu unterhalten. Denn die allermeisten der Charaktere sind, wenn ich es so ausdrücken darf, derart seltendämlich, dass es weh tut. Eine gewisse Naivität und unbegründet dumme Handlungen sind zugegebenermaßen für einen Horrorfilm oftmals existentiell, da so viele der in diesem Genre beheimateten unbehaglichen Momente am einfachsten geschaffen werden können. Wenn jedoch die Figuren auch ohne diesen fragwürdigen Grund blödsinnig agieren, ist das nur ärgerlich: dass man die Tür bewaffnet mit einer Bratpfanne vor den Riesenspinnen zu bewachen versucht – nun gut, das könnte man noch auf den Mangel an hilfreicheren Waffen zurückführen (obwohl es der Gruppe später immerhin gelingt, Molotov-Cocktails zusammenzubasteln, welche die Spinnen nicht nur einfach in Flammen aufgehen lassen, sondern regelrecht in Stücke reißen, als hätte sich der dazu benutzte Alkohol mal eben in ein ansehnliches Arsenal an Handgranaten verwandelt; und im finalen Kampf in der Höhle können sie schließlich sogar mit Dynamit aufwarten, was zwar ordentlich Staub aufwirbelt, jedoch leider nicht genug, um die ganze Szenerie vollständig zu verdecken). Dass man dann aber auf Kopfhöhe des bedauernswerten Piloten, der dummerweise ohne Ankündigung das Zimmer betritt, zuschlägt, sodass der Schlag im Ernstfall sauber über die Spinne drübergefegt wäre – na ja, dafür gibt es nicht wirklich eine zufriedenstellende Erklärung. Genauso wenig wie für die Entscheidung, nach der erfolgreichen Bekämpfung einer Spinne mit einer Kettensäge eben jene Waffe wegzuschmeißen, sobald man drei weitere Spinnen auf sich zustürmen sieht – ja, genau, scheint mir auch die einzig vernünftige Reaktion in diesem Moment zu sein (glücklicherweise wird der Pilot nach eben jener weisen Entscheidung durch das Auftauchen der Armee gerettet, die durch den Anruf der Professoren-Assistentin bei Colonel Daddy und den erfundenen Hilferuf, sein Töchterchen wäre auf der Flucht vor dem Lustmolch von Professor, alarmiert wurde, und so just in time anrückt, um statt den armen Akademiker dann doch die Spinnen mit Hilfe der zufällig mitgebrachten Kampfhubschrauber und Granatenwerfer zu bekämpfen).

Das Merkwürdigste am ganzen Film sind aber die Spinnenmonster selbst. Zunächst ist es mehr als seltsam, dass man die Spinnen (die übrigens eher wie gigantische Zecken aussehen) bei ihrem ersten Auftauchen in rot eingefärbten Bildern sieht, denn bei diesen Sequenzen handelt es sich nicht um die Sicht der Spinne – die erscheint in Normalfarbe.
Die Animation ist ebenfalls mehr als daneben: als eine der Spinnen über ein Auto auf die Kamera zuspringt, bewegen sich ihre Beine nicht wirklich, soll heißen, sie wird mehr über das Auto getragen und wackelt dabei ein wenig mit ihren Extremitäten. Jedenfalls ist diese schlechte Animation so offensichtlich, dass selbst eine 2-Sekunden-Sequenz eindeutig zu lang erscheint. Später wird es sogar noch schlechter, und man fühlt sich in einen der 70-Jahre "Sindbad"-Filme zurückversetzt, in denen Zentauren gegen Säbelzahntiger und drachenartige Echsen gegen Zyklopen kämpften – diese Kreaturen waren auch in altertümlicher Stop-Motion-Technik animiert. Aber zu ihrer Zeit waren die Tricks vollkommen akzeptabel, während sie in einem Horrorstreifen aus dem 21. Jahrhundert einfach nur vollkommen lächerlich wirken. Aber könnte man das Ganze nicht vielleicht doch wohlwollend als liebevolle Hommage an die alten Techniken und frühe Tier-Monster-Filme interpretieren? Nein, nicht, wenn man auch nur eine Sekunde lang die grottigen Dialoge und die unterirdischen Schauspielleistungen mit in Betracht zieht. Auch ein B-Movie mit kleinem Budget sollte ein gewisses Niveau nicht unterschreiten, wenn es auch nur ansatzweise ernst genommen werden will.

Da man sich die ganze Zeit über steife Dialoge, tumbe Schauspielversuche und ständig auftauchende Ungereimtheiten ärgert, ist es außerdem sehr schwierig, sich auf die sogenannte Story zu konzentrieren. Ein Spannungsaufbau ist so gut wie unmöglich. Oder ist alles vielleicht nur eine Parodie aufs Genre? Leider nicht. Dafür scheint sich der Film eindeutig viel zu ernst zu nehmen, was den Grad an Lächerlichkeit nur noch erhöht. So sind die letzten Off-Kommentare während des Abspanns das einzig Vernünftige an diesem Film: „I think that sucked.“ – „I think that’s creepy.” Dem ist nichts hinzuzufügen!

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(06. Juni 2007)
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Daten zum Film
Arachnia USA 2003
(Arachnia)
Regie Brett Piper Drehbuch Brett Piper
Produktion Larry Brahms, Scott J. Jones u.a. (MTI Home Video) Kamera Cheryl Friberg, Chuck Harding
Darsteller Rob Monkiewicz, Irene Joseph, David Bunce, Bevin McGraw, Alexxus Young, James Aspden, Dan Merriman, Fred La Torella
Länge ca. 84 Min. FSK 12
http://www.mtivideo.com/mti/arachnia.htm
Filmmusik David Giancola

Photos © ASCOT ELITE Home Entertainment GmbH
Kommentare zu dieser Kritik
Tine sagte am 06.06.2007 um 13:33 Uhr

Wow, eine sehr schlechte Bewertung. Und ich dachte immer ganz schlechte Horrorfilme sind wenigstens lustig, sodass man noch Trostpunkte vergeben könnte. Die Rezension war jedenfalls lustig und ich mich hast du überzeugt: ich werde mir den Film ansehen, sobald er wieder läuft!
Renee TEAM sagte am 06.06.2007 um 17:54 Uhr

Das war eigentlich nicht das, was ich beabsichtigt hatte, aber wenn du meinst, dass du dir das antun must - viel Spass! :-)
Anj TEAM sagte am 07.06.2007 um 12:53 Uhr

Hihi, den hätte ich mir auch angesehen. Schlechte Horrorfilme sind ja irgendwie immer lustig. Und der scheint ja ganz besonders blöd zu sein. Was wollten die Studentinnen und Consorten eigentlich auf der Insel? Irgendwas forschen?
Renee TEAM sagte am 07.06.2007 um 18:45 Uhr

Wer sagt was von Insel? Die waren auf dem Weg zu einer Ausgrabungsstätte, vielleicht auch auf dem Weg zurück - hab offenbar schon alles verdrängt :-)

Ich bin ja auch fürs Angucken blöder Filme, wenn man wenigstens etwas zu lachen hat. Aber das war hier leider nicht der Fall, jedenfalls war mir nicht eine Sekunde lang zum Lachen zumute.
Tine sagte am 08.06.2007 um 14:18 Uhr

Solche Filme muss man mit mehreren gucken. Allein hätte ich bei "Snakes on a Plane" auch nicht gelacht.

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