„Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich ausüben, und es muss schlimm hergehen, oder ich will es meinen Meistern zuvortun.“ Dieser Satz aus Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig ziert nicht umsonst die Startseite der deutschen Homepage zum Filmes. Vielmehr fasst dieser Satz die ganze Quintessenz von „Lady Vengeance“ in wenigen Worten zusammen. Mit diesem Film verleiht der Südkoreaner Chan-wook Park seiner – bis auf das verbindende Hauptmotiv der Rache – eigentlich zusammenhanglose Trilogie ein fulminantes und würdiges Ende.
Die Entführung und Ermordung eines 13-jährigen Jungen löst großes Entsetzen in der Öffentlichkeit. So unverständlich wie die Tat als solches ist die Tatsache, dass die junge und bildschöne Geum-ja die Täterin sein soll. Sie wird zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt, unschuldig. Zumindest was einen Teil der Anklagepunkte angeht. Obwohl an der Entführung beteiligt, trifft Geum-ja keine Schuld an dem grausamen Tod des kleinen Jungen. Eigentlicher Schuldiger ist Mr. Baek, Geum-jas ehemaliger Lehrer und Komplize, der die junge Frau hintergangen hat. Im Gefängnis sinnt Geum-ja nur auf eins, auf Rache. Nach ihrer Entlassung macht sie sich so dann auch gleich auf den Weg ihren Plan in die Tat umzusetzen. Hilfe findet sie bei ihren ehemaligen Mithäftlingen, denen sie im Gefängnis des Öfteren ausgeholfen hat.
Rache scheint im asiatischen Film ein zentrales und immer wiederkehrendes Motiv zu s
ein. Nicht nur in den beiden Vorgänger dieses Films – „Sympathy for Mr. Vengeance“ und
„Oldboy“ – spielt diese eine treibende und dominierende Rolle. Auch Klassiker wie „Lady Snowblood“ leben davon. In seiner Hommage an das asiatische Kino,
Kill Bill, machte Quentin Tarantino ebenfalls dankend und ausgiebig Gebrauch davon.
Für Europäer scheint es of schwer, sich in die fremdartig anmutende Gedanken- und Gefühlswelt des fernen Ostens hineinzuversetzen. Zu anders die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Wertevorstellungen. Zu verschieden die Auffassung und Darstellung von Sex und Gewalt. Nicht zuletzt das erklärt jedoch die Faszination, die von asiatischen Filmen ausgeht, so auch von „Lady Vengeance“. Obwohl die Geschichte in sich nichts Neues birgt, vermag es Chan-wook Park ein vielleicht schon überstrapaziertes Thema erneut anmutig schön und fesselnd in Szene zu setzen. Gern lässt man sich noch einmal darauf ein, lässt sich da das Ganze abermals erzählen. Zumal es wunderschön eingebettet ist in handwerklich perfekte und stilistisch schlichte, aber wirkungsvolle Bildern, abgerundet durch einen stimmigen Soundtrack. Besonders zu empfehlen ist an dieser Stelle auch die, angeblich vom Regisseur auch bevorzugte, Fade-To-Black-Version des Filmes, in der die anfänglich kontrastreichen und farbintensiven Töne langsam verblassen bis das Bild endgültig schwarz/weiß ist. Dies unterstreicht die Tragik und Traurigkeit der schönen Geum-ja Lee, wunderbar gespielt von Yeong-ae Lee, noch einmal in besonderen Maßen, spiegelt aber auch gleichzeitig die Gefühlswelt der Hauptfigur wider. Zielstrebig, kompromisslos und eiskalt, von Rache vollkommen erfüllt, verfolgt sie ihr Ziel. Je näher sie diesem kommt, desto unerbittlicher wird sie.
So schafft es „Lady Vengeance“ mit einer fast unheimlichen Ruhe und einer sich allmählich steigernden Intensität den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zu ziehen. Das nachdenkliche und sorgfältige Charakterporträt vermag es beinahe so etwas wie Sympathie zu erwecken, bliebe nicht diese leichte Befremdlichkeit zurück. Nicht als bitterer Nachgeschmack, sondern vielmehr als Gewissheit, dass „Lady Vengeance“ nicht spurlos an einem vorübergeht.