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New Moon - Biss zur Mittagsstunde

New Moon - Biss zur Mittagsstunde

Ein Film von Chris Weitz

Wenn eine literarische Figur es schafft, über Jahrzehnte hinweg in verschiedensten Büchergenres verarbeitet und schließlich auch auf die Leinwand projiziert zu werden, hat sie wohl den sogenannten Kult-Status inne. Aber nicht den, der mal eben aufflackert und mit der nächsten BRAVO-Ausgabe wieder verschwunden ist, sondern den, der sich von Kult zur eigenen Kultur mausert. So wie der lianenschwingende Urwaldheld im Lederlendenschurz Tarzan können auch Vampire mittlerweile als zeitlose Unterhaltungsfiguren angesehen werden. „Bram Stoker’s Dracula“ als eines der Urgesteine in der Vampirfilmgeschichte, „Tanz der Vampire“ als musikalische Umsetzung des gleichen Genres und „Blade“, als eher moderner, sexy Actiongrusel mit einem knackigen Wesley Snipes sind nur einige wenige Beispiele, an denen das Thema Vampire schon verbraten wurde. Das Subgenre (Action? Horror? Romantik?) und die anzusprechende Zielgruppe geben hier den Ausschlag für die Besonderheit eines jeden einzelnen Films.
Nach der Kinderserie „Der kleine Vampir“, spricht Stephenie Meyers Twilight-Sage in erster Linie die „erwachsenen Kinder“ an, auch wenn der Stoff so einiges hergibt, um auch Leute außerhalb der Zielgruppe in seinen Bann zu ziehen. Dass die Romanautorin dabei grundsätzlich überhaupt nichts Neues erfindet, dürfte Kennern des Genres spätestens nach der
Sookie Stackhouse-Reihe bekannt sein. Mit dem ersten der bisher zehn erschienenen Bände „Dead until Dark“ verarbeitet Charlaine Harris genau jene romantische Fantasygeschichte um ein, wie es scheint, ganz gewöhnliches Mädchen, dass in einem Vampir seine große Liebe findet. Diese und noch weitaus mehr Themen behandelt auch Stephenie Meyer in ihren Büchern, verjüngt die ProtagonistInnen aber um fünf bis zehn Jahre und macht das Genre somit schmackhaft für ein Lesepublikum im Teenageralter. Dass dieses nicht nur gern liest, sondern auch die literarischen Helden gern auch mit eigenen Augen vor sich auf der Leinwand bewundert, ist spätestens seit „Harry Potter und der Stein der Weisen“ auch kein Geheimnis mehr.

Bei „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“ wird der zweite Band um die Geschichte zwischen der Highschoolschülerin Bella Swan und dem ewig 17jähirgen Vampir Edward Cullen filmisch weitererzählt und um ein gehöriges Maß dramatischer.
Was für viele erst an ihrem fünfzigsten, bei manch ganz sensiblen auch schon beim vierzigsten oder dreißigsten Geburtstag beginnt, macht Bella schon durch, als sie 18 wird: den Frust beim Älterwerden. Jedes Jahr, das sie älter wird als 17, bedeutet für sie einen Schritt Entfernung von ihrem doch ewig jung bleibenden Lieblingsvampir. Dass ihr Geburtstag diesen Gedanken nicht nur als eine Metapher verkörpert, hätte sich Bella aber wahrscheinlich auch nicht träumen lassen. Als sie sich bei ihrer Party am Geschenkpapier schneidet und Jasper, einer der Cullen-Geschwister, beim Duft ihres Blutes ausrastet und sich auf sie stürzen will, fasst Edward einen harten Entschluss: Er muss Bella verlassen und mit seiner Familie weiterziehen, um sie nicht einer ständig drohenden Gefahr auszusetzen. Als er diesen Schritt wahrmacht, bricht für Bella eine Welt zusammen. Einzig bei ihrem guten Freund Jacob findet sie Halt, aber auch der birgt ein mystisches Geheimnis. Und nicht nur Bella hat damit zu kämpfen, ohne ihren geliebten Edward überhaupt am Leben zu bleiben. Auch der Vampir selbst schwebt in höchster Lebensgefahr…

New Moon - Biss zur MittagsstundeNew Moon - Biss zur MittagsstundeNew Moon - Biss zur Mittagsstunde
Fans der Buchreihe kommen, wie schon beim ersten Teil „Twilight - Biss zum Morgengrauen“, vollends auf ihre Kosten. Wer den Verlauf der Geschichte noch so richtig im Hinterkopf hat, wird sich an den minimalen Änderungen, die der Film vornimmt, nur wenig stören können.

Das große Plus an dem Film, nämlich die detailgenaue Umsetzung der Romanvorlage, ist gleichzeitig auch sein größtes Manko. Die Liebe zwischen Bella und Edward ist reiner Selbstzweck und verliert gerade dadurch an Glaubwürdigkeit. Zwar ist durchaus nachvollziehbar, dass sich beide Hals über Kopf ineinander verlieben, ohne sich jedoch wirklich zu kennen. Die Ausstrahlung des anderen, das gewisse Etwas, sind oft eben nicht mit einfach beschreibbaren Gründen zu erklären, sondern haben (auch in Beziehungen, in denen keine Vampire involviert sind) oft etwas Besonderes, beinahe Magisches. Dass eine solche Liebe aber auch im Laufe ihrer Existenz ein wenig Futter braucht, etwas Verbindendes, eine Entwicklung, wird hier völlig vernachlässigt. Und genau an dieser Stelle dürften sich bei dem Film genau wie bei der Buchvorlage die Geister darüber scheiden, ob es nicht viel authentischer gewesen wäre, wenn Bella und Jacob zusammengekommen wären. Ihre Gespräche und Unternehmungen scheinen sie viel eher zu verbinden, als das bloße Anhimmeln zwischen dem Mädchen und ihrem Vampir. Wer also für eine Liebesgeschichte ein wenig mehr Tiefgang erwartet, dürfte von Edwards Anziehungskraft auf Bella schnell genervt sein.

New Moon - Biss zur MittagsstundeNew Moon - Biss zur MittagsstundeNew Moon - Biss zur Mittagsstunde
Genau aber wie ihr erstes Aufeinandertreffen und schnelles Verliebtsein durchaus noch authentisch ist, wird auch der Moment des Verlassenwerdens ebenso glaubwürdig von der Bella-Darstellerin Kristen Stewart gespielt. Zwar ist das Sichzusammenkauern in einem menschenleeren Wald nicht neu und in vielen Filmen ein gern gesehenes Mittel, um pure Verzweiflung auszudrücken (als letztes gesehen übrigens bei dem grandios besetzten Drama „Im Winter ein Jahr“), jedoch wird dieser Moment so intensiv gespielt, dass man die unglaubliche Trauer und Resignation Bellas förmlich spüren kann. Auch im Laufe des Films kann man, wenn man sich darauf einlässt, sehr wohl mit den Figuren mitfühlen, spielen doch auch die beiden männlichen Hauptdarsteller – Robert Pattinson und Taylor Lautner – ihre Rollen mit sehr viel Gefühl.

Genau jenes Gefühl aber ist es, was den Film streckenweise ein bisschen holprig werden lässt, wird es doch nur durch verzweifelte Gesichtsausdrücke und stockende Dialoge zum Ausdruck gebracht. Als Zuschauer wird man von den Aussagen, beinahe Thesen mit ihren häufigen, zögerlichen Unterbrechungen beinahe erschlagen. Eine richtige Unterhaltung entspinnt sich leider nicht und gerade das aber hätte dem Fluss eigentlich ganz gut getan. Dass sich eine Liebesgeschichte aus einer guten Unterhaltung entspinnen kann, hat man eindrucksvoll durch „Before Sunrise“ bewiesen bekommen. Und auch Stephenie Meyers Roman bietet genügend Stoff für tiefgehende Unterhaltungen zwischen den ProtagonistInnen. Leider verzichtet der Film darauf gänzlich und zeigt eben jene Gespräche, die die Figuren immer mehr zueinander führen, nur im Zeitraffer; sei es mit Bella und Edward auf dem Bett oder mit Bella und Jacob in dessen Garage beim Herumbasteln an Motorrädern.

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Für das actionliebende Herz hat „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“ deshalb leider sehr wenig zu bieten. Der Ton der Films ist eher ruhig und muss streckenweise doch sehr aufpassen, nicht ins Dösige abzurutschen. Nette Abwechslung bietet hier der Clan der Werwölfe, der mit einigem Geknurre und Gerenne schon mal den Boden wackeln lässt. Die Animation ist hier auch in Ordnung – wenn man nicht allzu genau hinsieht. Was in den achtziger Jahren in „Die unendliche Geschichte“ beim fliegenden Flauschedrachen Fuchur noch toll anzusehen war, schreit in einem Fantasyfilm des 21. Jahrhunderts schon nach ein wenig Überholung. Niedlich, aber verdammt unecht sind Eigenschaften, die einem bei den Werwölfen sofort ins Auge springen. Schade, dass man die nicht ein wenig gruseliger gestalten konnte.

Alles in allem hält der Film aber das Niveau seines Vorgängers, auch wenn durch seinen actionreichen Trailer eigentlich eine aufsteigende Wertung vermuten ließ. Wirklich spannend wird’s hier aber zu keiner Zeit; da ist es zu einigen wenigen Momenten noch eher ein Genuss, zwei Spitzendarstellern zuzusehen, die hier aber leider nur mit Kleinstrollen besetzt wurden. Jungtalent Dakota Fanning scheint die Rolle der hübschen, aber scharfzüngigen sadistischen Vampirlady wie auf den Leib geschneidert. Während ihr noch ein paar Sätze vergönnt werden, darf Christopher Heyerdahl als hünenhaftes Volturimitglied nur dann und wann mal ein Wort fallen lassen und sich ansonsten gelangweilt auf seinem Stuhl räkeln. Die Besetzung ist hier also von Hauptdarstellern bis hin zur Kleinstrolle durchgehend einwandfrei und zum Teil sehr charakteristisch, was über das ein oder andere Dramaturgieloch hinwegrettet. Für Fans des Buches wieder mal eine Augenweide, für andere eine nette, leichte Abendunterhaltung: „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“ ist eine runde Sache, aber wahrscheinlich nur für seine jüngere Zielgruppe wirklich ergreifend.

Eine Rezension von Anja Strilek
(22. November 2009)
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Daten zum Film
New Moon - Biss zur Mittagsstunde USA 2009
(The Twilight Saga: New Moon)
Regie Chris Weitz Drehbuch Melissa Rosenberg
Produktion Mark Morgan, Marty Bowen, Wyck Godfrey Kamera Javier Aguirresarobe
Darsteller Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Dakota Fanning, Christopher Heyerdahl, Anna Kendrick, Billy Burke, Michael Welch, Justin Chon, Christian Serratos, Ashley Greene, Jackson Rathbone, Cam Gigandet, Michael Sheen, Jamie Campbell Bower, Peter Facinelli, Rachelle Lefevre, Elizabeth Reaser, Kellan Lutz, Nikki Reed
Länge 133 min FSK 12
Filmmusik Alexandre Desplat
Kommentare zu dieser Kritik
anntech86 sagte am 22.11.2009 um 19:04 Uhr

Der Film ist nicht besser aber auch nicht schlechter als der erste Teil. Besonders der finale Kampf bei den Volturi ist gut gelungen. Aber ansonsten fehlt dem Film ein bisschen Tiefgang, der im Buch durch die schönen Dialoge erreicht wurde. Leider kommen die Gespräche im Film etwas kurz.
Aber für die echten Fans ist der Film auf jeden Fall sehenswert.
Tarantino TEAM sagte am 22.11.2009 um 22:51 Uhr

Es gibt meiner Meinung nach deutlich bessere Vampirfilme als diesen Teeniestreifen. Man denke an "Interview mit einem Vampir" oder auch "Lost Boys". Auch die HBO-Serie "True Blood" hat mir persönlich deutlich mehr zugesagt als beide Twilight-Filme zusammen. Ich rechne mich eher zur Sorte der Horrorfans, weshalb ich mit den auf Teenie-Romanze getrimmten Filmen sowieso nicht viel anfangen kann. Jedenfalls schreckt mich z.B. schon ab, das die Vampire in Twilight im Sonnenlicht glänzen, was ich ganz schön merkwürdig finde. Für hartgesontene Horrorfans nicht zu empfehlen.
Renee TEAM sagte am 23.11.2009 um 10:07 Uhr

Es scheint mir ziemlich abwegig, diese Liebesgeschichte mit Filmen wie "Lost Boys" zu vergleichen. Vampire sind hier nur ein gemeinsames Motif, das Genre ist ein völlig anderes. Wird die Twilight-Saga denn zu irgendeinem Zeitpunkt als Horror-Geschichte beworben? Wohl kaum. Natürlich ist man hier als Horrorfan falsch, aber das ist doch von vornherein klar! Das ist ja, als wenn man sich eine Holzfäller-Doku anguckt und sich dann beschwert, dass es kein Abgemurkse gibt wie im "Texas Chainsaw Massacre".^^
Anj TEAM sagte am 23.11.2009 um 10:42 Uhr

Also für jemanden, der generell Teenieromanzen ablehnt, ist dieser Film wirklich nichts. Ich habs versucht, in meiner Einleitung zu erklären: Zwar ist die Figur des Vampirs in vielen Filmen die gleiche (bis auf ein paar Unterschiede, wie zB das Glitzern vs. Verbrennen im Sonnenlicht), es kommt aber darauf an, in welchem Genre man diese verarbeitet. Und "New Moon" ist eher eine Fantasyromanze, als ein Horrorfilm, und eben auf die Zielgruppe der 13-19jährigen zugeschnitten.

Die Serie "True Blood" habe ich selbst noch nicht gesehen, aber ich kann deinen Verlgiech, Tarantino, gut nachvolziehen, weil ich die ersten beiden Bücher, auf denen die Serie basiert (wie in der Einleitung geschrieben, "Dead until Dark" von C. Harris), gelesen haben. Diese wiederum lassen sich sehr gut mit "Twilight" vergleichen, weil auch sie das Thema "Romanze" in ihrem genre haben und in vielen Eigenheiten den Bänden von Stephenie Meyer ähneln. Für mich selbst waren kamen aber die "Dead until Dark"-Bücher wesentlich besser weg, weil sie in sich authentischer und die Gefühle der Protagonistin für mich nachvollziehbarer waren. Aber vielleicht liegt das auch sehr daran, dass "Dead until Dard" / "True Blood" auf ein Publikum in den Zwanzigern/Dreißigern zugeshcnitten sind, und nicht mehr auf Teenager.
Stefan R. TEAM sagte am 23.11.2009 um 10:46 Uhr

@Tarantino: Man muss wahrlich sehr hartgesotten sein, wenn man sich in einen Kinosaal voller kreischender Teenies begibt ;)
Flo TEAM sagte am 23.11.2009 um 22:33 Uhr

1. Die fragwürdige Moral des Films im Bezug auf das vertretene Männer und Frauenbild (Unter anderem die Werwölfe als Ikonografie des ungezügelt Männlichen, das alleine mit dem Verweis auf seine Natur mal eine ausgerutschte Hand legitimiert). Eine solche Lesart ist - auch wenn ich generell gegen biografische Hermeneutik bin - vor dem Hintergrund der mormonischen Ausrichtung der Autorin nicht von der Hand zu weisen und kann durchaus subversiv wirken.

2. Die Hilflosigkeit des Films im Hinblick auf die Souveränität der eigenen Darstellung. Szenen werden kommentiert als gäbe es keine visuelle Evidenz und den alleinigten Ausdruck der Bilder; eine Zeitraffer wird beispielsweise textuell wiedergegeben, indem einfach die Monatsnamen genannt werden. Ein solch mangelndes Selbstvertrauen in die Möglichkeiten der eigenen Darstellung kann bei einem Blockbuster nicht ungestraft bleiben. Das gehört einfach zum Handwerkszeug eines Regisseurs bzw. Kameramanns.

Ob der Film für die Zielgruppe adäquat umgesetzt wurde kann ich nicht beurteilen, da ich die Bücher nicht kenne. Das kollektive Schmachten ist ja, wie man weiß, nicht ausgeblieben. Und ob es für zarte Mädchen im heranwachsenden Alter gut ist, sich einer solchen Bigotrie ausgesetzt zu sehen, muss dann jeder für sich selbst entscheiden. Und im Prinzip gilt was für Roland Emmerich und 2012 gilt auch für Twilight: Überhaupt eine Moral ist nicht immer besser als keine Moral.
Nemo sagte am 24.11.2009 um 09:34 Uhr

1. Warum sich einen Film ansehen, wenn man vorher schon weiß, dass er einem nicht gefällt? Spätestens nachdem du TWILIGHT gesehen hast, sollte dir doch klar gewesen sein, dass NEW MOON nichts für dich ist.

2. Manchmal ist keine Interpretation besser als überhaupt eine Interpretation. Mann kann einen Film auch kaputt-reden. Manche Geschichten sollen für sich selbst sprechen und einfach nur unterhalten. Zumal es nicht unbedingt hilfreich ist, die Moral eines Filmes an einer einzigen Szene festmachen zu wollen. Worauf genau bezieht sich denn die Scheiheiligkeit, die du gesehen hast?

3. Wieso muss das Aufzählen der Monate von mangelndem Selbstbewusstsein des Films zeugen? Kann es nicht einfach ein gewolltes Stilmittel sein?!

4. Ein Kommentar wird nicht besser, wenn man ihn mit möglichst vielen Fremdwörtern spickt.
Flo TEAM sagte am 24.11.2009 um 14:52 Uhr

1. Es gibt Leute, die zeigen generell Interesse an filmischen Phänomenen. Twilight ist solch ein Massenphänomen. Wieso also nicht einmal von einem analytischen Standpunkt damit auseinandersetzen? Ich bitte dich doch keine derartigen Argumente in die Diskussion einfließen zu lassen, da es erst einmal nicht relevant sein sollte, ob ich nun Fanboy bin oder nicht. Einverstanden?

2. Kritiken reden über Filme. Alleine das Format bedingt das. Ebenso stellt sich ein Film zur Disposition, sobald er an die Öffentlichkeit gebracht wurde. Darüber hinaus finde ich es auch eine Aufgabe der Presse, Filme auf subversive Elemente hin abzuklopfen. Tatsächlich halte ich den Film für moralisch fragwürdig, da er ein Geschlechterbild propagiert, das mehr als nur von gestern ist. Deshalb auch hier: Bitte inhaltlich anschließen und nicht die Auseinandersetzung mit dem Film per se in Frage stellen.

3. Es ist ein Stilmittel das so eins zu eins aus dem Buch übernommen wurde, ohne dabei die Möglichkeiten des neuen Mediums in Betracht zu ziehen. Ähnlich verhält es sich damit, wenn ein Film seinen Zuschauern nicht zutraut auf visueller Ebene anzuschließen. Ein Film, der die eigene Ästhetik stets noch sprachlich kommentieren muss und Szenen nicht einfach dramaturgisch wirken lassen kann, macht irgendetwas falsch.

4. Bitte unterlasse doch die Kritik an meinem Stil und gehe inhaltlich auf die einzelnen Aspekte ein. Kritik beinhaltet die Anerkennung des Geltungsanspruches des anderen. Das bedeutet auch, dass man Argumente nicht durch die von dir oben genannten Punkte entkräften darf. Ohne diese Basis brauchen wir gar also nicht weiterreden :-).
Nemo sagte am 24.11.2009 um 15:23 Uhr

Ich habe nicht versucht, Argumente zu entkräften, ich habe sie hinterfragt. Das nennt man Diskussion. ;) Die Kritik am Schreibstil sollte lediglich darauf hinweisen, dass es schwierig sein kann, eine Argumentation nachzuvollziehen, wenn der Text rein sprachlich unverständlich ist. Nachhaken wird um des Verständnisses Willen doch erlaubt sein.

Meine erste Frage war nichts weiter als genau das: eine Frage. ;) Ich wollte nicht zur Diskussion stellen, ob man einen Film sehen darf, der einem höchstwahrscheinlich nicht gefallen wird, sondern ich wollte nur wissen, WARUM du es auf dich genommen hast.

Genauso wenig will ich Irgendwem verbieten, einen Film zu interpretieren. Manchmal stört mich jedoch eine Zerpflückung bis ins kleinste Detail, einfach weil dadurch das Grundanliegen eines Filmes wie TWILIGHT ignoriert wird. In allererster Linie soll der Film doch unterhalten. Natürlich verstehe ich, dass das in deinem Fall nicht der Fall sein kann, wenn du dich an einzelnen Aspekten störst, und du dich dann umso intensiver mit diesen auseinandersetzt. Ich finde es nur falsch, eine Geschichte auf ein einziges Element - in diesem Fall die deiner Meinung nach fragwürdige Moral - zu reduzieren. Und versteh dies bitte als Frage, nicht als Angriff: welches ist genau dieses Geschlechterbild, das dich so stört?

Natürlich erkenne ich den Geltungsanspruch deines Kommentars an, möchte dich aber bitten, dasselbe mit meinem zu tun. Ich wiederhole: wieso müssen wir automatisch davon ausgehen, dass der Film sich selbst und dem Zuschauer nichts zutraut, wenn er sich auf die Formsprache der Buchvorlage stützt und diese in seinem eigenen Medium reproduziert? Da sich die Verfilmung inhaltlich eng an die Vorlage hält, ist eine gewollte formelle Anlehnung doch nicht so abwegig, oder?
Anj TEAM sagte am 24.11.2009 um 15:55 Uhr

Jetzt will ich aml selbst meine Meinung zu dem in "New Moon" repräsentierten Geschlechterbild kundtun ;-)

Ich finde, dass man es sich hier zu einfach macht, den Film einfach als frauenfeindlich abzutun. Dafür reicht es nicht, sich eine Szene rauszupicken und die so zu interpretieren, sondern muss diese schon im Kontext der Handlung sehen. Ich kann verstehen, warum der Film zunächst als sexistisch empfunden wird. Man stütz sich darauf, dass Bella sich aufopferungsvoll dem einen Mann, den sie liebt, hingibt, quasi nach seiner Pfeife tanzt und letztlich klar macht, dass ihr Leben ohne ihn für sie nichts wert ist. An anderer Stelle wird aber deutlich, dass Edward genau gleich denkt und handelt. Er hat über hundert Jahre auf die einzige, die wahre Liebe gewartet. Sollte es diese auf der Welt nicht mehr geben, bedeutet das für ihn nur noch die Flucht in den Selbstmord.

Problematisch finde ich hierbei viel weniger das Gender-Bild, als viel mehr die hier propagierte, bedingungslose, aufopferungsvolle, selbstlose Beziehung. ABER: Man muss das auch wieder ein wenig auf die Zielgruppe zurechtrücken. Bella ist zu Beginn der Handlung gerade mal 17, Edward ist ihr erster Freund. Man kann durchaus problematisieren, dass diese Art der Beziehung unterdrückend und dadurch vielleicht auch gefährlich sei. Allerdings muss man an dieser Stelle glaube ich einfach mal ein bisschen aufgeschlossen darüber sein, wie man im Teenageralter bei seiner ersten großen Liebe so denkt und Vertrauen darin haben, dass sich auch das Publikum von „Twilight“ und Co weiterentwickeln wird.

Zu der Szene, in der klar wird, dass ein Werwolf seine Frau verletzte und dies als "egal" hingestellt wurde. Ich habe das nicht so gesehen und in den Kontext eingebettet macht die Szene eben auch Sinn. Edward verlässt in „New Moon“ Bella, weil Angst davor hat, sie durch sich in Gefahr zu bringen. Und nicht etwa, weil er ein „Mann“ ist, sondern weil er ein „Vampir“ ist. Die Werwölfe sind ein andere Art „Monster“, denen es in Rage schwer fällt, sich zu zügeln. Die Szene mit der verletzten Freundin des eines Werwolfs verdeutlicht Bella nocheinmal, in welche Gefahr sie sich begibt, wenn sie sich bei solchen „Monstern“ aufhält. Dass diese Monster auch von „Frauen“ verkörpert werden, sieht man anhand der ganzen weiblichen Vampire, die eine ebsnolche Gefahr für Bella darstellen..
Flo TEAM sagte am 24.11.2009 um 16:17 Uhr

Zugute halten kann man Weitz sicherlich, dass er das reaktionäre Potential der Vorlage etwas relativiert hat. Dieses subversive Element einer bekennenden Mormonin, die momentan Einfluss auf die Weltbilder von Millionen Jugendlicher - hauptsächlich Mädchen - hat, darf trotzdem nicht ausgeblendet werden, nur weil der Film etwas subtiler agiert. Zumindest würde ich es gerne in einer Kritik erwähnt wissen, schließlich ist das kein Diskurs der völlig aus der Luft gegriffen ist, sondern der tatsächlich geführt wird. Mit der Ironie einer romantischen Geschichte haben weder Buch noch Verfilmung viel zu tun. Dort wo man es versucht - Schulklasse + Romeo und Julia, damit die Tragödie ja nochmal in ihrer vorbildlichen Entsprechung gespiegelt wird - wirkt es wie mit dem Holzhammer erzwungen.

An dieser Stelle bleibt dann auch die handwerkliche Kritik bestehen: Stilmittel, die als Stilmittel sichtbar bleiben und aufgesetzt wirken, spielen meines Erachtens mit der intellektuellen Kapazität des Zuschauers. Ich bin mir tatsächlich etwas verarscht vorgekommen. Und bevor der Einwand kommt, dass der Film auch eine andere Zielgruppe anspricht: Den Fehler, dieser dann gleich geistige Schlichtheit zu unterstellen, möchte ich nicht machen. Ein Film muss nicht in dem Sinne intelligent sein, dass er zig subtextuelle Ebenen auffährt. Dazu reicht eine charmante, temporeiche und ironische Inszenierung aus. Die sehe ich bei Twilight nirgenwo. Wieland Freund hat in der Welt geschrieben, die Fans würden Hype überblicken, dem sie erliegen und Weitz Verfilmung als ironisches Spiel mit den Bedeutungsebenen bezeichnet. Ein Hohn, wenn ich mir das lahme, übrigens völlig unironische und höchstens ungewollt komische Ergebnis vor Augen führe.

Eventuell kann mir der eine oder andere Twilight-Fan jüngeren Alters aber eine Gegendarstellung liefern. Ich möchte gerne glauben, dass der Umgang mit dem Medium Film auch in dieser Generation auf höchst intelligente Weise erfolgt. Und ich lasse mich gerne eines besseren belehren!
Anj TEAM sagte am 24.11.2009 um 20:04 Uhr

Es muss doch nicht jeder Film gleich selbstironisch sein, um gut zu sein. Es wird doch wohl auch Romantikfilme geben dürfen, die sich selbst ernst nehmen. Dass das an einigen Stellen zu aufgesetzt und unfreiwillig komisch ist, kann dann eben passieren. Und das tut es bei "New Moon" definitiv, da stimme ich dir zu. Dennoch gibt es sicher genug Romantikfilme, die nicht selbstironisch und trotzdem gut sind.

Hm, ich kann jetzt leider auch keinen konkreten Gegenbeweise liefern, aber allein die Massen an jüngerem Publikum, die ins Kino stürmen und das wiederholt tun, und die riesen Fangemeinde dürften wohl für sich sprechen. Der Film wird definitiv gut ankommen - zumindest beim Großteil des Zeilprublikums. Der Film ist beinahe eine 1:1 Übertragung des Buches auf die Leinwand. Und da wird die Buchfangemeinde sicherlich größtenteils beim Film mitgehen.

Für mich klingt es beinahe so, als ob "intelligente" Publikum (ob jung oder alt) schon wissen wird, dass es den Film schlecht zu finden habe. Diese Herangehensweise finde ich doch sehr übertrieben.
Renee TEAM sagte am 24.11.2009 um 20:50 Uhr

@Flo: Kommst du dir auch verarscht vor, wenn nach einem Prolog, der eine Geschichte aus früherer Zeit erzählt, das Wort "Gegenwart" eingeblendet wird, wenn die eigentliche Handlung beginnt? Ist nicht bös gemeint, aber da könnte man schließlich als intelligenter Zuschauer auch von allein drauf kommen. ;) Das hat doch nichts damit zu tun, dass die Zielgruppe für blöd gehalten wird.
travisbickle TEAM sagte am 25.11.2009 um 15:16 Uhr

Ohne "New Moon" bereits gesehen zu haben, muss ich mal eine Lanze für die "Twilight"-Reihe brechen: Warum das junge Publikum mit "schwererer" Genrekost wie SCHREI IN DER STILLE oder NEAR DARK "überfordern", wenn sie sich mit den Geschichten um Bella und Edward, den Figuren und ihren Nöten, so gut identifizieren können? Ich gebe zu, mir war Teil eins (Film, nicht Buch - die Bücher kenn ich nicht) einen Tick zu zuckrig, aber langweilig fand ich ihn gewiss nicht. Millionen von Teenies können auch nicht irren, oder!? ;-)
Flo TEAM sagte am 26.11.2009 um 08:57 Uhr

@Romantik & Ironie: Wie wir sicher alle aus unserem schulischen/studentischen Halbwissen wissen, ist Romantik und Ironie eigentlich nicht auszuschließen. Selbst die herrlichen Romantik-Komödien aus der 80ern und 90ern sind ironisch gebrochen und mit viel Witz erzählt. Twilight nimmt sich ernst und eben auch gerade wegen der reaktionären Vorlage. Dort ist dann nichts mehr süffisant romantisch - die fiktive Wirklichkeit wird viel eher auf ihre unumgängliche Notwendigkeit heruntergebrochen. Schmachten ist hier nicht augenzwinkernd und schon gar nicht spielerisch. Das ist letzten Endes subersiv. Ich habe übrigens nicht gesagt, dass Twilight der einzige Film ist, der Romantik zur bedingungslosen Hingabe ohne Augenzwinkern stilisiert. Nur ist es angesichts der Ressonanz und der Zielgruppe hier besonders kritisch zu beurteilen. Kurz: Der Plot ist eben nicht einfach nur romantisch, sonst hätte die notwendige Distanz! ;-)

@Stilmittel: Ein Prolog ist schlicht und einfach als separate Erzählsequenz angelegt und setzt einen Bruch. Insofern habe ich dort nichts gegen eine textliche Einblendung. In NEW MOON wird allerdings das visuelle Stilmittel so durch Text ergänzt, als würde man der Ausdruckskraft der Bilder nicht trauen können. Ebenso ist beispielsweise eine plumpe implementierung der Romeo & Julia-Symbolik keinesfalls ironisch - wie uns ein völlig abgehobener Bericht in der Welt glauben machen will -, sondern einfach nur unbeholfen.

Dass Twilight darüber hinaus für die Zielgruppe als Coming-of-Age-"Drama" funktioniert, möchte ich übrigens gar nicht bestreiten. Meine Kritikpunkte schließt das ja nicht aus!
mml sagte am 26.11.2009 um 10:51 Uhr

Ich werde bestimmt Unglauben hervorrufen, aber es ist, wie es ist: Ich bin knapp 40 und gehöre zu den so genannten "Twilight-Mamis" und davon gibt es mehr, als hier manch einer zu glauben scheint, denn ich lese immer nur von Teenies...Als Mädchen konnte ich mich für Vampire sehr begeistern, doch das lies mit den Jahren nach. Und so dachte ich auch nicht im Traum daran, mir diesen Film an zu schauen! Tja, bis ich dazu "genötigt" wurde, in einer fröhlichen Runde hatte eine Freundin den Film dabei und wir haben uns ihn dann halt angesehen. Ich kann nicht annähernd beschreiben, wie schlagartig sich die Stimmung im Zimmer änderte, wie gebannt wir uns den Film ansahen und ja, nicht lachen, gleich noch einmal! Obwohl es kein Meisterwerk der Filmkunst ist, es war zu deutlich, dass die Produktionsfirma nicht zu viel investieren wollte, falls es ein Flop wird. Trotzdem, die Geschichte, die Gefühle, die erste Liebe, voller Romantik, Hoffnung...WOW! Am nächsten Tag standen alle Bücher bei mir im Regal und wie traurig war ich, als ich sie ausgelesen hatte! Und das ist auch die Bitte an euch alle hier: lest bitte erst die Bücher, bevor ihr etwas über die Filme sagt! Denn so ist es nun einmal: Ein Film kann der visuellen Vervollkommnung dienen, aber niemals ein Buch ersetzen! Warum lösten diese Bücher/Filme diesen Hype aus? Nun, viele Mädchen (anscheinend echt sehr viele Mädchen) wünschen sich eben solch eine starke, unendlich scheinende Liebe. Wir haben alle unsere Unzulänglichkeiten, so wie Bella ungelenk und unsicher erscheint, so sind viele Mädchen mit ihrer Figur, ihrem Aussehen oder Ausstrahlung unzufrieden. An der Ausstrahlung kann man arbeiten, aber vieles kann man nicht verändern! Und trotzdem wird Bella geliebt - hier ist einfach so viel Sehnsucht nach einem Partner, der einen liebt, mit all seinen Macken.

Ich fand "NEW MOON" absolut sehenswert und auch besser, als "TWILIGHT". Ein absolutes MUSS für alle Fans, aber auch für Romantiker und Menschen mit erlebtem Herzschmerz! Robert Pattinson spielt einfach unglaublich und über Taylor Lautner habe ich meine Meinung gravierend geändert, weil auch er Jacobs Gefühle einfach sehr gut rüberbringt! Etwas enttäuscht war ich von Kristen, denn seine große Liebe zu verlieren, sieht doch etwas anders aus.
Flo TEAM sagte am 26.11.2009 um 11:55 Uhr

Ich finde es eigentlich generell fragwürdig, wenn man sagt, man müsse das Buch lesen, sonst könne man die Filme nicht beurteilen. Muss ein Film nicht eigenständig funktionieren? Alles andere führt zu einem puristischen Abgleich mit der Vorlage und nicht zur Beurteilung einer selbstbewussten Adaption.

Übrigens kenne ich einige Leute, die die Bücher gelesen haben, die aber ebenso durch den puritanischen Unterton abgeschreckt wurden. Wenn ihr hier nichts dagegen hättet, dann würde ich gerne auf einen Artikel der "Welt" verweisen, der zwar den Film lobt, gleichzeitig aber auf die Gefahr der Bücher hinweist.

Zitat:

"Tatsächlich ist Meyer nicht halb so talentiert wie ihre britische Kollegin [Anm.: Rowling], dafür aber mindestens zehn Mal so sittenstreng, weshalb die gläubige Mormonin ihre Fantasyliteratur eng an den Moralvorstellungen ihrer Kirche entlangschreibt."

Insofern das hier nicht den Rahmen sprengt, würde ich hierzu gerne einmal die Meinung von bekennenden Twilight-Fans hören. Der subversive Unterton scheint zumindest in den Büchern (Über die Filme lässt sich diesbezüglich ja streiten, wie man hier sieht) nicht zu leugnen zu sein. Wie haltet ihr es denn damit? Überlesen? Ignorieren?
Anj TEAM sagte am 26.11.2009 um 12:00 Uhr

Ich spreche zwar häufig von der "Zielgruppe", jedoch ist damit nicht gemeint, dass sich nicht auch Leute, die sich eben außerhalb dieses Rahmens bewegen, den Film anschauen und ihn toll finden können. Im Gegenteil - Twilight & Co sind zwar auf Teenager zugeschnitten, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie mit ihren allumfassenden Themen auch jeden anderen ansprechen können. Ist vielleicht ein bisschen so wie bei Harry Potter. Die Bücher und Filme sind in erster Linie vielleicht auch für "Heranwachsende" gedacht, aber es gibt sicher genug Fans, die älter als die Zielgruppe sind.

Dass Literaturverfilmungen eine Ergänzung zu den Büchern darstellen, finde ich nicht unbedingt. Ich habe die "Twilight"-Bücher alle gelesen, finde aber trotzdem, dass die Filme für sich stehen sollten. Wenn sie nur eine Ergänzung wären, könnte ja noch ganz viel Info / Erklärungen rausfallen. Wenn der Film den Anspruch hat, richtig gut zu sein, muss er auch ohne die Bücher funktionieren. So war jedenfalls auch meine Meinung zu den Harry Potter-Filmen, bei denen ich nur das erste und das letzte Band gelesen habe.
Renee TEAM sagte am 26.11.2009 um 12:24 Uhr

Nein, ich finde nicht, dass ein Film immer eigenständig funktionieren MUSS, denn manchmal sind sie tatsächlich an die Fans der Vorlage gerichtet und setzen entsprechendes Hintergrundwissen voraus. Ob das nun gut ist oder nicht, ist eine andere Sache.


Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist Folgendes: "Wie wir sicher alle aus unserem schulischen/studentischen Halbwissen wissen, ist Romantik und Ironie eigentlich nicht auszuschließen." Warum bitte ist eine Liebesgeschichte, oder einfach Schmachten, wie du es nennst, automatisch subversiv, wenn sie nicht ironisch angelegt ist? Besteht die Welt nur noch aus Zynikern?
Flo TEAM sagte am 26.11.2009 um 17:17 Uhr

Subversiv insofern, als von einer Romantik ohne Ironie (Wie kommst du eigentlich auf Zynismus?) nur noch eine kulturindustriell verwertbare Hülle: Nämlich Kitsch - übrig bleibt. Das propagiert ein Beziehungsbild, das bereits die Romantik an sich, naja eben: Ironisiert hat. Das ist, zugegeben, recht kritisch gedacht. Ich finde aber nicht, dass man Jugendlichen heutzutage ein solch naives Bild noch zumuten muss. Vor allem ist ein Rückschritt, nachdem - wie gesagt - bereits viele Filme souveräner mit dem Thema passionierter Liebe umgegangen sind. Als substantielle Empfehlung bezüglich Ironie & Liebe empfehle ich übrigens THE IMPORTANCE OF BEING ERNEST. Übrigens ist dahingehend auch die Bronte-Referenz in Bis(s) zum Abendrot eher Hohn, da Meyer dort romantischen Stoff rezitiert, selbst aber keine Romantik sondern Kitsch ist.

Für die meisten Konsumenten spielen derartige Überlegungen keine Rolle. Für einen differenziert-kritischen Blick auf Film und Literatur ist diese feine Differenzierung aber, finde ich, unumgänglich.
Bastian TEAM sagte am 26.11.2009 um 17:53 Uhr

Faszinierend.
Renee TEAM sagte am 26.11.2009 um 19:01 Uhr

Zyniker war wahrscheinlich tatsächlich das falsche Wort, aber die fehlen mir im Moment ohnehin. Romantik ohne Ironie ist gleich Kitsch? Ich will Niemandem zu nahe treten, aber solche Äußerungen rufen bei mir nur drei Gedanken hervor: unwissend, verbittert oder gefühlskalt. Aber da das hier keine Grundsatzdiskussion über zwischenmenschliche Beziehungen werden soll, ziehe ich mich einfach kopfschüttelnd zurück.


NEW MOON werde ich mir bei Gelegenheit übrigens trotz der vielen Negativ-Kritiken ansehen, wenn ich dafür auch nicht extra ins Kino gehe.
mml sagte am 27.11.2009 um 10:08 Uhr

Nun, man muss nicht immer alles haarklein analysieren und auseinander nehmen, genau bei solch einem "Zerpflücken" geht die ganze Romantik flöten. Kann man ein Buch oder Film nicht einfach nur lesen/ansehen und sich dann mitreißen lassen (oder halt sagen, das war großer Mist)? S. Meyer hat ein tolles Buch geschrieben, der Erfolg lässt wohl kaum einen anderen Schlss zu, warum muss jetzt in ihrem Leben rumgewühlt werden, warum und weshalb sie mit welchen (Hinter-)Gedanken was geschrieben hat? Wie einfach war es doch früher, da kannte den Schriftsteller bis zu seinem Tod "kein Mensch" und somit wurde sein Werk auch nicht danach beurteilt, wie er gelebt hat (leider beginnt diese "Jagd" meist dann in unserem Jahrhundert)! Ich möchte nur mal den Schwachsinn anführen, der verbreitet wurde über Harry Potter, er sei schwul! Was ist das denn? Und wen interessiert das? Welche Rolle spielt das überhaupt?

Aber zurück zum Film/Buch: Ich denke, "Herr der Ringe" wurde super gut verfilmt, auch für den, der das Buch nicht gelesen hat. ABER: Trotz Überlänge und vielen Details reicht der Film nicht an das Buch heran, es mussten einfach einige Fakten drunter leiden/wegfallen, sonst hätten wir ein Film von vielleicht 5 Stunden. Und dann? Wer tut sich 5 Stunden Kino an? Fans, klar, aber es soll ja die breite Masse ins Kino gelockt werden und nicht nur die Fans! Somit wären wir ja auch beim Profit, denn letztendlich geht es nur darum!

Und kennt jemand von euch "Edward - Auf den 1. Blick"? Da hat Frau Meyer Edwards Gedanken aufgeschrieben, aus seiner Sicht, als Bella in der Schule und damit in seinem Leben auftaucht. Wie bitte sollen Gedanken verfilmt werden? Leider ist dieses Buch nicht zu Ende geschrieben worden, da Teile daraus verfrüht im Internet aufgetaucht sind...
Flo TEAM sagte am 27.11.2009 um 13:53 Uhr

Ich verabschiede mich dann hiermit aus der Diskussion. Vielleicht ist eine etwas analytischere Herangehensweise an einen Film dann bei solchen Blockbustern kaum zu vermitteln.

Nur eines noch: Ich habe jetzt mehrere Male lesen müssen, die Tatsache dass der Film Rekordumsätze macht, lege nahe, dass der Film gut sein müsse. Als Cineast sträube ich mich natürlich vehement gegen diese Art ökonomischer Logik im Sinne von: Was sich gut verkauft, muss gut sein. Wenn wir auf dieser Ebene diskutierten, ließe das nämlich umgekehrt Rückschlüsse auf ein mögliches Publikum zu. Und darum geht es ja dann nicht. ;-)
travisbickle TEAM sagte am 27.11.2009 um 17:12 Uhr

Die Formel "Romantik ohne Ironie = Kitsch" geht nicht auf! Viel schlimmer ist doch Kitsch ohne Ironie...
Flo TEAM sagte am 27.11.2009 um 17:32 Uhr

Da Kitsch auf die plumpe Reproduktion romantischer Symbolik und Gefühlsduselei beschränkt ist, ist ironischer Kitsch ein Widerspruch in sich. Ein Argument gegen meine Formel ist das jedenfalls nicht :p.
Flo TEAM sagte am 27.11.2009 um 17:34 Uhr

P.S.: Gefühlt mag man am Kitsch dann die Ironie vermissen, weil man sich eigentlich Romantik wünscht ;-).
Anj TEAM sagte am 27.11.2009 um 21:55 Uhr

Ha! Jetzt ist mir endlich mal ein gutes Beispiel für einen Romantikfilm eingefallen, der nicht selbst-ironisch ist: "Before Sunrise". Ich steh wirklich nicht auf Liebesfilme, aber der hats mir angetan. Einer der besten überhaupt, wie ich finde. Funktioniert ganz ohne Ironie und Kitsch und sit wahnsinnig romantisch.


Dass großes Publikum und großer Hype auch automatisch für die gute Qualität eines Buches oder eines Films sprechen, finde ich auch nicht. Vermarktung macht wirklich sehr viel aus, mehr, als uns wohl bewusst ist. Es gibt, denke ich, im Gegenzug dafür bestimmt zu viele Bücher und Filme, die im Untergrund schlummern, wirklich gut sind und von denen nur wenige wissen.
travisbickle TEAM sagte am 28.11.2009 um 16:24 Uhr

@Anj: "Before Sunrise" zähle ich auch zu meinen Favoriten :)
Ach ja wie wär`s mit "Lost In Translation"? Ebenfalls ein schönes Beispiel für Romantik ganz ohne jeden Kitsch!!

@Flo: Erstens wollte ich gar kein Argument gegen deine Formel vorbringen; die Aussage spiegelte nur meine persönliche Meinung wider. Zweitens lässt sich auch Kitsch ironisch brechen, wenn die stereotypen Anzeichen wie erzwungene Sentimentalitäten und Gefühlsduseleien zusätzlich so sehr übersteigert werden, dass sie als kritische Antiphrase zum Kitsch erkennbar sind.
Flo TEAM sagte am 28.11.2009 um 16:56 Uhr

Einverstanden! Ich hatte von romantischer Übertreibung dann auch eher im Sinne einer daraufhin ausgelegten Stilisierung gesprochen, während für mich die Ironisierung von Kitsch eine Frage der Rezeption und damit auch ein subkulturelles Phänomen ist. Da wären wir dann auch nicht mehr weit von der Logik des Trash weg ;-).

Punk war, dass für mich NEW MOON in beiderlei Hinsicht nicht funktioniert und damit weder in die eine noch in die andere Richtung Distanz entwickelt. Und ich finde es immer kritisch, diese Distanz alleine dem Zuschauer zu überlassen. Wie uns die Boulevardpresse erzählen will, klappt das bei Twilight nun ja nicht immer.
Mario Sidelesi TEAM sagte am 28.11.2009 um 18:38 Uhr

Das Romantik stets mit Kitsch gleichgesetzt oder assoziiert wird, liegt meines Erachtens nach ausschließlich an unserem zynischen Zeitgeist. Für mich weist beinahe jeder große Film romantische Züge auf...

Flo TEAM sagte am 28.11.2009 um 20:18 Uhr

Die romantische Ironie wurde bereits in der Romantik als ästhetische Theorie verhandelt. Von einem heutigen Zeitgeist kann also keine Rede sein. Was wir heute unter dem Begriff Romantik führen ist vielmehr nur die symbolische Hülle. Insofern finde ich das etwas schade, weil der Begriff mehr beinhaltet als passionierte Liebe. Aber ich bin auch Geisteswissenschaftler und deshalb analytisch etwas verquer ;-).
Flo TEAM sagte am 28.11.2009 um 20:23 Uhr

P.S.: Inwiefern bedingt denn Zynismus die Gleichsetzung von Romantik und Kitsch?
travisbickle TEAM sagte am 29.11.2009 um 18:42 Uhr

Vielleicht ist Zynismus manchmal lediglich eine etwas unangenehme Art und Weise, die Wahrheit zu sagen ;-)
Wenn überhaupt sehe ich das "Problem" eher in unserer individualisierten (und auch anonymisierten) Gesellschaft, die zu einem großen Teil aus nüchternen Rationalisten besteht, deren Fortschritts- und Wettbewerbsmentalität die Romantik ein Stück weit zerstört!

Klinke mich aber jetzt mal aus der fröhlichen Diskussionsrunde aus, da ich den besagten Film halt nicht kenne und deshalb nur von einem verallgemeinerten Standpunkt aus argumentieren kann.
Ceauser sagte am 30.12.2009 um 13:38 Uhr

Also ich bin der meinung, dass "new moon" viel besser geworden ist als "twilight"!Kann aber auch daran liegen das ich vampire nicht so sehr mag wie werwölfe!oder weil ich taylor lautner lieber mag als robert pattinson!Dieser film ist mit viel wärmeren Farben entstanden. während bei twilight nur kalte farben, wie blau und grünlich,benutzt wurde,wurde bei new moon mit warmen farben wie gelb,orange, rot mit einem harmonischen zusammenspiel von schwarz gearbeitet.Ich habe mir die anderen kommentare durchgelesen und kann garnicht verstehen, was ihr bei dem film mit dem vergleich zum buch habt.Ich finde das chris weitz sich sehr viel mühe gegeben hat, alles sehr originalgetreu zum buch herzustellen!Außerdem ist es auch sehr schwer,wieder die selbe kulisse wie in dem ersten film zu bekommen.So mussten erteinmal bellas haus , wie auch ihr wagen ersetzt werden!Und seihen wir mal ehrlich;sieht man da irgendeinen unterschied zum ersten teil?!Also für echte fans ist der film auch wirklich sehenswert, für außenstehende, die nicht so auf fantasy und liebesfilm stehen,die sollten lieber die finger davon lassen;)!Und wenn man schon den ersten teil nicht mochte, warum schaut man sich dann den zweiten teil an, wenn man doch direkt ein vorurteil gegen diese filme hat?

Abgesehen davon finde ich den film viel lockerer gemacht als twilight!Alice ist viel niedlicher und lieber und witziger finde ich!Und Alice abneigung gegeb jacob hat chris auch sehr gut dargestellt!dies fanden auch alle im kino,wie man an dem lachen gehört hat!Die Kampfszene bei den volturi fand ich auch gut dargestellt,obwohl man Marcus und Caius nicht auf den ersten blick zuordnen kann!dies hätten sie öfter erwähnen müssen!Bei dem herzinfakt bei harry clearwater bin ich mir auch nicht sicher ob das richtig ist.Also ob das im buch genauso beschrieben wurde oder ob stephenie meyer nicht einfach nur geschrieben hat das er daran gestorben ist aber nicht warum er einen herzinfakt hatte.Bellas Klippensrung war ganz in ordnung und das unter wasser bild war mit der musik sehr sehr schön!

ICH FINDE AUCH TAYLOR LAUTNER HAT EINEN RIESIGEN BEIFALL VERDIENT,DASS ER SICH DIE 15 KILO MUSKELMASSE SO TOLL ANTRAINIERT HAT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!(nicht so wir robert der sich diese nur aufmalen lassen hat!!!!!)
Yo!Hannez sagte am 08.06.2011 um 19:25 Uhr

ein teenie vampier film, ungesehen 1 P

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