Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Texas Chainsaw Massacre (Remake)
von Marcus Nispel




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Eddy Matalon > Die Bestien
Die Bestien RSS 1.0


Die Bestien

Die Bestien

Ein Film von Eddy Matalon

Grindhouse ist dank Tarantino und Rodriguez ja wieder in aller Munde. Dabei ist deren High-Concept-Revival in meinen Augen ein kompletter Fehlschlag und ein kolossales Stück Zeitverschwendung (und damit meine ich beide Filme!); andererseits muss man den beiden aber auch danken, haben sie dieses Subgenre doch wiederbelebt, sei es im Kino (aktuell: Drive Angry (3D)), sei es auch auf dem Heimvideomarkt, gerade auch in Deutschland. Hatten wir kürzlich das zweifelhafte Vergnügen mit Astro-Zombies als Teil 1 der Grindhouse-Reihe von Subkultur-Entertainment, werfen wir nun also einen Blick auf die zweite DVD dieser Edition. Diesmal befinden sich tatsächlich zwei Filme – also ein klassisches Double-Feature – auf dem Silberling: neben dem vorliegenden „Die Bestien“ hat es sich auch noch „Der Schlächter“ auf der Scheibe gemütlich gemacht, der zu gegebener Zeit hier besprochen werden wird.

1977 kommt es in New York zu einem großen Stromausfall inklusive nachfolgender Plünderungen und Unruhen. Auf dieser Begebenheit basiert „Die Bestien“ und ist damit beste Exploitation in dem Sinne, dass er die Angst vor diesem Ereignis für einen kleinen Sex-and-Crime-Fetzer ausbeutet. Aufgrund eines starken Gewitters fä
llt im nächtlichen New York der Strom aus; die Bewohner eines Apartment-Blocks machen es sich daraufhin mit Kerzen gemütlich, während im obersten Stock eine Hochzeitsparty stattfindet. Gleichzeitig verunglückt in dem Chaos jedoch gleich in der Nähe ein Gefangenentransport mit mehreren Schwerverbrechern an Bord! Die Kriminellen rund um den smarten Christie bekommen mittels einer geklauten Polizeiuniform Zutritt zu dem Hochhaus und beginnen damit, die Bewohner auszurauben und zu terrorisieren. Einzig Dan Evans, ein Cop der zufällig in der Nähe ist, kann die unschuldigen Zivilisten beschützen...

Es überrascht, dass es sich hierbei nicht um einen amerikanischen Film handelt. Vielmehr ist „Die Bestien“ (dessen Originaltitel „Blackout“ deutlich unspektakulärer ist) eine kanadisch-französische Produktion mit durchaus interessantem, internationalem Cast. Der Cop Dan Evans wird von niemand geringerem als James Mitchum gespielt, welcher wiederrum ein Sohn der Legende Robert Mitchum ist. Er wirkt zwar auf den ersten Blick nicht wie ein Held, aber im Finale kann er mit seiner stoischen Ruhe und seinen leicht traurigen Augen enorm punkten – was nicht zufällig stark an seinen Vater erinnert. Sein großer Gegenspieler ist dann Robert Carradine, Bruder von David Carradine; er spielt den überlegten Christie mit einer Ruhe, die ständig zwischen Beherrschtheit und einem unangenehm Brodeln schwankt – auch das: großer Sport für einen Film dieser Preisklasse. Ansonsten aber auch hier ein kleiner Abzug für die Gesamtnote: sogar Ray Milland hat eine Rolle in diesem Film! Allerdings wird er ziemlich gnadenlos in einem kleinen Part als exzentrischer und ziemlich fieser Millionär verheizt, so dass aus ihm nicht wirklich was gemacht wird. Schade drum, aber Mitchum und Carradine sind trotzdem absolut sehenswert.
Die BestienDie BestienDie Bestien
Allerdings ist der Cast aber ansonsten leider ziemlich überladen. Anstatt sich auf wenige Episoden zu konzentrieren, versammelt „Die Bestien“ eine Vielzahl von Bewohnern, die alle ihre kurzen Begegnungen mit den Kriminellen haben. Insofern geht manchmal etwas die Übersicht verloren, so dass man schon fast geneigt ist, eine Art Checkliste zu führen, wer noch dran ist und wer es schon hinter sich hat. Dem hilft auch nicht, dass die Bewegungen der Kriminellen und die von Dan nur schwer ineinander in Beziehung zu setzen sind. So richtige Spannung will sich selten einstellen, da wir nie so richtigen den Überblick haben, wie nahe die beiden Gruppen beieinander sind, und wann der Showdown kommen kann (natürlich wenn man nicht auf die Laufzeit des Films schaut). Daher bleibt einem wenig mehr als die Beobachterrolle einzunehmen, aber so wirklich zwingend auf ein Aufeinanderstoßen der beiden Parteien wirkt das eben alles nicht. Wenn der Film jedoch auch nicht unbedingt spannend ist, eines kann man ihm nicht absprechen: Atmosphäre! Die gibt es nämlich wirklich en masse, das Haus mit Notbeleuchtung, dunklen Gängen und der gelungenen Musik sorgt nämlich für einiges an Feeling.

Als Executive Producer der Chose ist übrigens niemand geringeres als Ivan Reitman in den Credits aufgeführt. Vielleicht ist der Film auch deshalb deutlich zahmer, als es etwa die Italiener mit ihrer Exploitation auf die Bretter gelegt hätten. Szenenweise ist er zwar wirklich fies – so etwa die Szene mit dem alten Mann an der Beatmungsmaschine – aber teilweise schöpft er sein Sleazepotential dann auch nicht wirklich aus; ob ihm das zum Vorteil gereicht, bleibt dem einzelnen Zuschauer überlassen. Doch gerade die Vergewaltigungsszene – immer ein kritischer Punkt der Betrachtung – findet quasi komplett offscreen statt; fast schon so arg offscreen, dass selbst das Opfer davon im weiteren Filmverlauf nicht mehr wirklich beeinträchtigt wird. Insofern ist „Die Bestien“ also nicht der erwartete Sleazer, sondern ein überraschend gut gemachter Film, der auch im Finale ein bisschen Budget zeigt und tatsächlich eine Autoverfolgungsjagd einbaut. Das mag zwar etwas stückhaft in diesem Film wirken, aber immerhin reden wir hier von einem Streifen, der in einem Hochhaus spielt, in dem scheinbar Menschen aus allen Gesellschaftsschichten nebeneinander wohnen. Und dass die plündernden Horden in den Straßen ausschließlich aus Afro-Amerikanern bestehen, kann man entweder rassistisch oder sozialkritisch nennen. Man weiß es nicht.

Somit ist „Die Bestien“ als zweiter Eintrag in der Grindhouse-Reihe von Subkultur ein deutlich gelungenerer Film als die ziemlich üble Gurke, die „Astro-Zombies“ war. Man fühlt sich danach nicht so schmutzig wie erwartet, und allein das Duell zwischen Mitchum und Carradine ist einfach großer Sport.

Ich bin mal gespannt, ob „Der Schlächter“, der zweite Film auf der DVD, den Sleazefaktor erhöhen kann; erste Sichtungen sprechen dafür. Demnächst mehr dazu in diesem Theater.

Eine Rezension von David Kugler
(28. Februar 2011)
    Die Bestien bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Die Bestien Frankreich, Kanada 1978
(Blackout)
Regie Eddy Matalon Drehbuch John C.W. Saxton
Produktion Kamera Jean-Jacques Tarbès
Darsteller James Mitchum, Robert Carradine, Belinda Montgomery, Ray Milland
Länge 88:08 FSK
Filmmusik Didier Vasseur
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum