von Asokan Nirmalarajah
Masters of the Universe (1987) ist nicht, wie man auf dem ersten Blick vermuten würde, die Realverfilmung der Anfang der 1980er Jahre besonders erfolgreich im Kinderprogramm gelaufenen TV-Zeichentrickserie
He-Man and the Masters of the Universe (1983-1985) aus dem Trickstudio Filmation, sondern eine Adaption der gleichnamigen Original-Comicserie aus der Feder von Mark Texeira. Zwar standen sowohl die Comics als auch die Animationsserie im Dienste der optimalen Vermarktung einer Spielfigurenserie aus dem Hause Mattel. Doch während die Bildgeschichten vom muskelbepackten Barbaren He-Man und dessen unermüdlichen Kampf gegen Erzfeind Skeletor, einem totenkopfgesichtigen, größenwahnsinnigen Tyrannen, erzählten, führte die Trickserie kindgerechtere Elemente ein. So wurde etwa der hypervirile He-Man mit dem etwas effeminierten Adam um ein gesellschaftsfähigeres Alter Ego bereichert und bekam mit seinem ängstlichen Haustiger Cringer, der sich in die gefährliche Battle Cat verwandeln konnte, und mit dem fliegenden, magisch begabten Alien Orko weitere putzige Sidekicks. Von diesen comic-relief-Elementen findet man in
Masters of the Universe, der von Mattel in Auftrag gegeben wurde, um der schwindenden Popularität der Spielfigurenserie Mitte der 80er Jahre entgegenzuwirken, eher wenig. Das lie
gt aber – wie man aus dem informativen und überraschend ehrlichen Audiokommentar des Regisseurs Gary Goddard auf der schmucken DVD-Neuauflage des Films aus dem Hause Winkler Film erfährt – nicht zuletzt an dem geringen Budget dieses trashigen, unfreiwillig komischen Sci-Fi-Fantasy-Actionabenteuers. Der Film ist zwar nicht ganz ohne einen gewissen 80er-Jahre-Charme, aber bleibt doch weit hinter den Möglichkeiten zurück, die ihm die sicherlich einfach gestrickte, aber durchaus reiche Mythologie der Vorlage bot.
Der Film beginnt – recht fulminant – in medias res auf dem Planeten Eternia, wo sich die Einwohner von einem verheerenden Weltkrieg erholen, als sich der neue Herrscher über den Planeten, Skeletor (Frank Langella, der unter einer sehr gelungenen Totenkopfmaske erwartungsgemäß nicht wiederzuerkennen ist), aus dem Machtzentrum des Planeten, dem Schloss Grayskull an seine Untertanen wendet. Er habe die Zauberin von Schloss Grayskull in seiner Gewalt und warte nun nur noch darauf, dass sich der Anführer der Rebellen, He-Man (Dolph Lundgren in seiner ersten Hauptrolle nach seinem internationalen Durchbruch als Sylvester Stallones russischer Widersacher in
Rocky IV, 1985), geschlagen gibt. Doch dieser kann seine alten Freunde Man-of-Arms und (Jon Cypher) und Teela (Chelsea Field) zusammentrommeln und versucht mit Hilfe des zwergwüchsigen Erfinders Gwildor (Billy Barty) in Schloss Grayskull einzudringen. Doch als sie dort unerwartet in die Enge getrieben werden, springen sie mit Hilfe des „kosmischen Schlüssels“, einer merkwürdigen Apparatur Gwildors, mit der man sich an andere Orte teleportieren kann, in eine fremde Welt. Dort müssen sich die Reisenden zunächst zurecht finden, um mit dem kosmischen Schlüssel einen erneuten Anschlag auf Skeletor zu planen. Doch der Schlüssel ist bei dem Sprung durch den Raum verloren gegangen. In dieser neuen Welt, im Amerika der 80er Jahre wird der Schlüssel von dem Teenagerpaar Julie (der spätere „Friends“-Star Courteney Cox in einer ihrer ersten Filmrollen) und Kevin (Robert Duncan McNeill) entdeckt, die mit dem Schlüssel musizieren und damit unfreiwillig ein Signal an Skeletor schicken. Nun muss He-Man sie vor den Handlangern Skeletors beschützen, die vor Ort auftauchen und damit den Krieg zwischen He-Man und Skeletor auf die Erde verlagern…
Die Entscheidung, den Hauptteil von
Masters of the Universe auf der Erde und damit in einer realen, zeitgenössischen Welt spielen zu lassen – was für viel „Fish out of water“-Komik sorgt, wenn unsere Helden in drollige Situationen geraten, in der interkulturelle, ja gar interplanetarische Sitten und Gepflogenheiten verhandelt werden – wurde nach Goddard auch durch das geringe Produktionsbudget bedingt. Wofür das Geld letztlich ausgegeben wurde, ist dann auch nicht schwer zu erraten: die recht imposanten Studiobauten, die aufwendigen Kostüme, das zuweilen einfallsreiche Make-up und die für die Zeit überzeugenden Special Effects ließen scheinbar nicht viel mehr Budget für Besetzung und Konzeption übrig. So haben wir denn eine durchwachsene Darstellerriege mit damals noch unbekannten Gesichtern wie die auf Anhieb sympathische, aber ausdrucksschwache Courteney Cox, mit vertrauten, eintönigen 80er-Jahre-Gesichtern wie Meg Foster, die Frau mit den bestechenden Katzenaugen aus
They Live (1988), als Evil-Lyn und James Tolkan, der glatzköpfige Widerling aus den
Back to the Future-Filmen (1985-1989), als schießwütiger Detective Lubic. Nur Frank Langella holt das Maximum aus seiner Totenkopfmaske heraus und spielt mit seinen süffisanten Shakespeare-Zitaten und seiner selbstironisch überhöhten Mimik den zwar passend besetzten, aber überforderten Dolph Lundgren problemlos an die Wand.
Schade auch, dass der Film als Actionabenteuer trotz einiger netter Ideen sehr langweilig bleibt. Die Anleihen bei anderen Filmen kann man ja noch halbwegs verschmerzen (der Vorspann kopiert nicht nur 1:1 den bereits damals legendären Vorspann von
Superman (1978), auch die dazugehörige Musik von Bill Conti erinnert sehr stark an die Kompositionen von John Williams zu
Superman; die Sturmsoldaten von Skeletor wirken wie die schwarze Edition der Storm Troopers aus dem
Star Wars-Universum usw. usf.), aber die sehr einfallslos inszenierten und ermüdenden Schwertkampfszenen und die uninteressanten Interaktionen zwischen den Figuren machen den Film dann völlig ungenießbar und nur noch als kurioses, unfreiwillig komisches 80er-Jahre-Relikt noch interessant. Einer dieser Filme, die man sich besser immer mit Audiokommentar anschaut.