Die zweite Romanverfilmung läuft aktuell im Kino (
True Grit). Wollen wir uns doch mal die ursprüngliche Verfilmung von Henry Hathaway aus dem Jahr 1969 ansehen, für die Westernlegende John Wayne einen Oscar erhielt.
Die Story ist schnell erzählt und recht vorhersehbar: Der Teenager Mattie Ross (Kim Darby) möchte den Mörder ihres Vaters finden. Dafür bezahlt sie Rooster Cogburn (John Wayne), einen mutigen, geradlinigen, aber versoffenen Marshal. LaBoeuf, ein Texas-Ranger (Glen Campbell) ist hinter dem selben Mann her und so machen sich alle Drei gemeinsam auf den Weg durch die Wildnis. Da für Cogburn auch irgendwie der Weg das Ziel ist, ballert er zwischendurch ein paar weitere Schurken ab (böse, aber verdammt sympathisch der junge Robert Duvall) und kassiert die Belohnung. Zum Schluss ist der Mörder getötet, Mattie gerettet und Cogburn – ja, der zieht seines Weges, wie es Western-Helden eben machen.
Es ist nicht leicht zu sagen, wessen Geschichte hier erzählt wird. Sehen wir es genrekonform, so geht es um den Marshal, der zwar ein schwieriger Mensch ist, sich jedoch für Gerechtigkeit einsetzt und das Herz am rechten Fleck hat. Bamm, bamm, die Bösen sind tot. Oscar für den Marshal-Darsteller. Aber es steckt ja viel mehr in dem Film, es ist ein tolles Emanzenstück. Anfangs lernen wir die unheimlich nervige Mattie kennen, die ein anstrengend-selbstbewusstes Auftreten hat und ausnahmslos aufs Geld schaut. Doch im Laufe der Zeit versteht der Zuschauer, dass sich eine – dazu noch sehr junge – Frau nur auf diese Weise in einem Männerland durchsetzen kann. Sie ist ja nicht unfair, sondern nur hartnäckig. Nicht nur der Marshal, sondern auch sie hat „true grit“, echten Schneid. Gleichzeitig ist sie weich, fühlt mit sterbenden Verbrechern mit während die übrige Stadt bei der Hinrichtung Erdnüsse isst. Sie verbindet Verletzte und liebt Pferde. Vermutlich diese Mischung hat es Cogburn angetan, so dass er bis zum Ende der Mission sein Versprechen hält.
Besonders Spaß machen die Streitereien des Trios und die ständig wechselnde Grüppchenbildung: beide Jungs gegen Mattie, dann die Jüngste und der Älteste gegen den Burschen aus Texas, ein kurzer Augenblick der Eifersucht zwischen den Männern und am Ende natürlich die gegenseitige Sympathie Aller. Das lockert den mehrtägigen Ritt auf, zumindest für den Zuschauer.
Unbedingt erwähnt werden muss die fantastische Musik von Elmer Bernstein, der sich ein paar Jahre zuvor mit der Musik für
Die glorreichen Sieben unsterblich gemacht hatte. Wunderbar beschwingt und schwelgerisch ist er Hauptsong „True Grit“, mit samtener Stimme gesungen von LaBoeuf-Darsteller Glen Campbell, der ja viel berühmter als Country-Sänger und Gitarrist ist, als für seine schauspielerischen Leistungen.
Die Bilder sind landschaftlich wundervoll, bei der Kulisse kein Wunder und für einen Western auch nicht anders zu erwarten. Der Film wurde im schönsten Technicolor gedreht und nicht in schwarz-weiß, wie es manche alten Filmfotos und das aktuelle DVD-Cover vermuten lassen.
Rundum ein Film, der bei über zwei Stunden zwar seine Längen hat, jedoch spritzig genug ist, um den Zuschauer gutgelaunt auf dem Sofa zu halten. Weniger die Story als die Zwischentöne stehen im Vordergrund und einen übelgelaunten John Wayne könnte man sich sowieso das ganze Wochenende über anschauen.