Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



JFK - Tatort Dallas
von Oliver Stone




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Joe D'Amato (= Aristide Massaccesi) > Ator - Herr des Feuers
Ator - Herr des Feuers RSS 1.0


Ator - Herr des Feuers

Ator - Herr des Feuers

Ein Film von Joe D'Amato (= Aristide Massaccesi)

Wer kennt ihn nicht? Conan der Barbar, eine literarische Figur von Robert E. Howard, die den Sprung auf die große Leinwand schaffte und dabei mühelos überzeugen konnte. Conan, das ist Terminator und Teilzeit-Gouvernator Schwarzenegger, das ist aber auch Ralf "Ich-arbeite-in-Hollywood" Möller. Conan, das ist aber vor allem die Quintessenz des urmännlichen Filmes: epische Musik, riesige Muskeln, halbnackte Frauen, Männlichkeit, Testosteron und archaische Brutalität wohin das Auge blickt. Nach dem grandiosen Erfolg des Erstlings ließen natürlich die Nachzügler (sprich: Italiener) nicht lange auf sich warten, weil man das zwar nicht unbedingt besser machen kann, aber wenigstens deutlich kostengünstige.

Enter Ator. Ator, das ist vor allem Miles O'Keeffe, der vor seiner "großen" Karriere in italienischen Barbarenkloppern unter anderem als Footballer und Gefängnispsychologe arbeitete - das kann nichtmal uns Arnold von sich sagen. Ator, das ist aber auch Joe D'Amato auf dem Regiestuhl, an der Schreibmaschine wo irgendwo mal sowas wie ein Drehbuch rauskam und hinter der Kamera, alles gleichzeitig, als wäre der Mann nicht mit einem Job schon überfordert. Ator, das ist aber vor allem neben einer angezogenen Laura Gemser eine Ansammlung von ganz üblen Dialogen, miesen Effekten, billigster Billigheimeraustattung, eine gigantische Portion Trash und insgesamt einfach versammelte Inkompetenz aller Orten, dass dem unerfahrenen Zuschauer sich fast das Gehirn frei
willig durch die Nase verabschieden könnte. Immerhin war Ator aber so erfolgreich, dass man gleich zwei Sequels 1984 und 1987 nachschob, sowie 1990 ein Remake drehte. Ist der Film also gut? Dass ich nicht lache...

Mit einer unverhohlenen Anleihe an die greatest Story ever told, auch Bibel genannt, werden wir Zeuge von einem scheinbar unbeflecktem Empfängnis, dem geborenen Heiland nach einer alten Prophezeihung, sowie dem Kindermord durch den grausamen Herrscher (heute: Dakkar, aus Qualitätsware wie Zombies unter Kannibalen) und dem Verstecken des Babys - man kennt das ja. Das Baby wird übrigens von einem gewissen Griba (mit Killerperücke!) der Mutter entwendet, die sich aber nicht sonderlich betrübt darüber zeigt, geschweige denn sich wehren würde. Dafür legt der Film gleich ganz gut los, für Kunstblut gab es leider kein Geld, aber das hindert D'Amato nicht daran, ein paar Babys und Kleinkinder on-screen töten zu lassen. Eine Allegorie auf die Bibel in Form eines Barbarenfilmes ist dem guten Herr D'Amato natürlich eine deutliche Nummer zu groß, so dass man lieber zum plumpen Conan Rip-Off umwechselt. Schlangenkult wird durch Spinnenkult ersetzt, Schwarzenegger durch O'Keeffe, Eisenschwerter durch Plastikspielzeuge, zumindest so ähnlich. Mit einigen brutalen Schnitten (ob das an der Fassung oder an den Fähigkeiten von Cutter David Framer liegt, kann ich nicht beurteilen. Ich tippe auf letzteres, der Gute hat scheinbar nur Ator und Sequel Nr. 1 geschnitten), überspringen wir ein paar Jahre und lernen den erwachsenen Ator kennen.

Und was für ein Prachtkerl! Übelste 80er Jahre Fönfrisur, prächtige Muskeln, und Kleidung aus Tierfell; vielleicht verfolgt Ator in seiner Nebenkarriere auch eine Laufbahn als Glam-Rock Sänger. Jedenfalls lernen wir unseren Helden von seiner besten Seite kennen, er schaut nicht nur imposant aus, nein, seine Sätze und Geistesleistungen sind nicht minder bemerkenswert:

Ator: I love you.
Sunya: And I love you.
Ator: Why can't we marry?
Sunya: Ator, we are brother and sister.
Ator: I'll talk with our father.


Ja, nicht übel. Sunya ist seine Schwester, aber das macht gar nichts, denn wie wir uns erinnern, ist er ja nur adoptiert. Er talkt also mit seinem Father, und schwuppdiwupp heiratet man. Jener Griba beobachtet das Geschehen, wird aber gleichzeitig von einem bösen Spinnenkrieger beobachtet, welcher das seinem Chef Dakkar (ja, Rollenname und echter Name sind heute mal gleich) weiterleitet, welcher Gribas Kopf möchte und daher mal flott das ganze Dorf platt macht. Um jetzt nicht den ganzen Film zu erzählen, die Kurzfassung:
Dorf platt, Sunya entführt, Ator sauer. Griba trainiert Ator, schenkt ihm Schwert von Thoran (huhu) um die Prophezeihung zu vollbringen. Ator rettet sexy Amazone das Leben, läuft in Falle (achtung, Strichliste führen) von Amazonen und gerät in Gefangenschaft. Ator wird mit Vergewaltigung und anschließender Entleibung gedroht, kann aber seinen Fall klar machen und wird von Moon (so der Name der Dame) befreit. Man macht sich auf den Weg, Ator wird von Hexe (Laura Gemser mal angezogen) gefangen genommen (Nr. 2). Moon befreit ihn, man flüchtet durch ein Gebiet der lebenden Toten, die Flüche der Hexe verhallen im Nichts des Drehbuchs, und aus der angedrohten Rache wird den ganzen Film über nix.
Man geht Pferde stehlen (tolle Helden: klauen in einer Bar Geld, und töten die herbeieilenden Wachleute), und Griba taucht wieder auf und enthüllt Ators Identität. Man muss nun noch in den Vulkan der Schatten, wo man noch den Schild von Mordor (...) holen muss, um anschließend vielleicht irgendwann mal Dakkar und seinen Spinnenkult platt zu machen. Ator muss im Vulkan gegen seinen eigenen Schatten kämpfen, Moon rettet ihn (again), und beim Rausmaschieren schlachtet man gleich noch die Wächter ab - blinde Schmiede, wir haben schon ein tolles Heldenpaar.
Ator - Herr des FeuersAtor - Herr des FeuersAtor - Herr des Feuers
Man erreicht Dakkar, tötet Wachen, tötet ihn (er explodiert durch den Schild...nunja...), rettet Sunya die in einem großen Spinnennetz hängt (respektive verknotete Seile). Griba enthüllt seine Identität, er ist der wahre Hohepriester und wollte nur Dakkar beseitigt sehen (und dafür der ganze Aufwand mit Ator als Baby retten? You must be kidding me.). Griba fällt in Netz, wird von Spinne gefrühstückt, Ator und Sunya retten sich, Moon ist inzwischen tot, Spinne kommt aus Tempel, Ator leuchtet mit seinem Schild hin und kämpft. Ator sticht, Spinne zappelt, Klappe zu, Affe tot...ääääh...Spinne tot. Film aus, Happy End, Zuschauer erlöst.

Man muss schon sagen, der Film ist wirklich harter Trashtobak. Neben grandiosen Dialogen wie eingangs zitiert lebt der Film von Zeugnissen der Inkompetenz an allen Ecken und Enden: O'Keeffe spielt mies bzw. gar nicht, Sabrina Siani die Moon spielt darf nur aus riesiger Entfernung baden gehen, schaut aber dafür ganz lecker aus. Dakkar weiß glaub was für einen Scheiss er dreht (und das bei der Karriere), zumindest spielt er so. Das Drehbuch von Meister D'Amato himself ist den Namen nicht wert. Der Film zerfällt in der Mitte in eine schreckliche Episodenstruktur die nur dazu dient, den Film zu strecken, der eigentliche Showdown und der Konflikt mit dem Oberbösewicht dauert nur wenige Minuten.

Vor allem mangelt es an sympathischen Charakteren. Ator und Moon führen sich wie die Axt im Walde auf (man erinnere sich an den Pferdediebstahl), und gerade Ator ist eine hohle Nuss vor dem Herrn. Einen Helden, der ständig in Fallen tappt und sich selten aus eigener Kraft befreien kann sieht man auch nicht alle Tage. Dazu kommen schädelsprengend blöde Szenen: die beiden werden von einem Bärenbaby begleitet, und als Moon in einer Höhle verschüttet wird, gräbt dieses Bärenbaby den Weg frei. Ganz cool und gelungen fand ich allerdings die Szene mit den blinden Schmieden und dem kämpfenden Schatten. Warum man blinde Schmiede als Wächter einstellt ist eine andere Frage, aber die Schattenszene war überraschend gut gelöst. Dafür ist die Spinne gegen Ende ein unbewegliches Wollknäuel, dass nur planlos mit den Beinen wedeln kann und für Ator erstens kein Problem und zweitens auch keine Bedrohung darstellt. Spannung sieht anders aus.

Famous last words: Objektiv gesehen natürlich filmischer Rotz, dafür ist der Film wirklich erheiternd und ein absolutes trashiges Vergnügen für Fans abseitiger Kost. Daher ist die Sternchenwertung auch nicht allzu ernst zu nehmen, wer zu dem Film greift, weiß eigentlich eh auf was er sich einlässt.

Noch ein Wort zur Fassung: der Film ist Teil der Barbaren Box Vol. 1 aus dem Hause MIG, vielen Dank an dieser Stelle für das Rezensionsexemplar. Ton ist einigermaßen ok, Bild ist aus verschiedenen Quellen zusammengestückelt und an einigen Stellen extrem mies. Angeblich ist der Film geschnitten, aber ein paar härtere Szenen waren schon drinnen, einen Schnittberichte finde ich nicht. Extras gibts keine, aber bei knapp 10€ für die Box mit vier Filmen kann man wohl auch nicht mehr erwarten.

Eine Rezension von David Kugler
(26. Oktober 2008)
    Ator - Herr des Feuers bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Ator - Herr des Feuers Italien 1982
(Ator l'invincibile)
Regie Joe D'Amato (= Aristide Massaccesi) Drehbuch Joe D'Amato, Michele Soavi
Produktion Filmirage S.r.l., Metaxa Corporation Kamera Joe D'Amato
Darsteller Miles O'Keeffe, Sabrina Siani, Ritza Brown, Laura Gemser, Edmund Purdom, Dakkar
Länge 90:20 FSK 16
Filmmusik Carlo Maria Cordio
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum