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Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod

Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod

Ein Film von Joe D'Amato (= Aristide Massaccesi)

Erneut ist Kiesgrubenschmarrn bei Mannbeisstfilm angesagt. Ja, auch ein Joe D'Amato drehte natürlich den ein oder anderen italienischen Endzeitfilm, und D'Amato-Kenner werden wissen: das taugt meistens nicht die Bohne, erreicht aber auch selten die filmischen Abgründe eines Bruno Matteis (was natürlich noch nichts über den reinen Unterhaltungsgehalt aussagt). Dass D'Amato natürlich auch ein ziemlicher Nixkönner vor dem Herren ist, hat er schon desöfteren bewiesen; allerdings ist Endgame halb so schlimm wie befürchtet. Zwar erreicht der Streifen keine Castellari-“Höhen“, aber hat dafür einen ganz angenehmen Cast und massig Action. Und zu Anfang blitzt sogar so etwas wie Originalität auf!

Denn „Endgame“ erzählt die Geschichte (ein weit gestreckter Begriff in diesem Fall) von Shannon (ein Kerl, dargestellt von Al Cliver!), einem postnuklearen Gladiatoren, der sich zur Unterhaltung der Massen als Beutetier durch die Unterstadt treiben lassen muss, ständig gefilmt von unzähligen Kameras – zugegebenermaßen ist er hierbei nicht wirklich das Opfer, da uns der eifrige Moderator darüber informiert, dass auch Shannon mehrere Male der Jäger war. Gehetzt wird er also von drei eiskalten Killern, zwei davon Kanonenfutter, einer davon George Eastman (wer auch sonst) als Kurt Karnak. Während die Massen diesen modernen „Sport“ verfolgen und uns der Moderator immer wieder das Produkt „Energie Plus“ für Lebensfreude und Manneskraft (I shit you
not) anpreist, fühlen wir uns – natürlich – an „Running Man“ erinnert. Doch man muss zugeben: „Endgame“ entstand vier Jahre vor dem Schwarzenegger-Streifen, Ehre wem Ehre gebührt; soviel zur anfangs erwähnten Originalität.

D'Amato sagt selbst, dass Endgame eigentlich sein Lieblingsstreifen seiner eigenen Filme ist. Gerade zu Beginn merkt man dem Drehbuch dann auch ein gewisses Herzblut (über die Inszenierung wollen wir mal noch nicht reden) an, so dass diese Aussage durchaus verständlich ist. Allerdings ist D'Amato als Autor nicht ansatzweise talentiert genug, um diese einigermaßen interessante Medienschelte über 90 Minuten durchzuhalten: denn nach gut 25 Minuten hat Shannon zwei der Killer erledigt und den Herrn Eastman vor laufenden Kameras verschont (es gibt da eine Hintergrundgeschichte, dass beide zusammen aufgewachsen sind; in einem Satz angerissen, ebenso schnell wieder fallen gelassen). Während des Kampfes traf Shannon nämlich auf die geheimnisvolle Lillith (natürlich: Laura Gemser), die mit einigen ihrer Freunden aus der Stadt fliehen möchte. Der böse Schurke Colonel Morgan (Gordon Mitchell!) will nämlich die Ablenkung der Bevölkerung durch die Hetzjagd dazu nutzen, mit seinen SS-Truppen (kein Witz: seine schwarz gewandeten Soldaten tragen SS-Runen auf ihren Helmen, da ihre Firma „Security Services“ heißt; oh D'Amato, deine Subtilität verblüfft selbst mich!) endlich die Mutanten im Untergrund auszulöschen, die ihm schon immer ein Dorn im Auge sind – zumindest so ungefähr.

Die Gefahr durch die Gemser&Co besteht nämlich darin, dass diese teilweise Gedanken lesen können, und daher den evil plan von Morgan öffentlich machen könnten – das gibt eine paradoxe Kausalitätsschleife, die mich mit der Hoffnung zurücklässt, dass ich da was verschlafen oder die deutsche Synchronisation was versaubeutelt hat, denn so wirklich ist mir das nicht klar geworden.

Wie dem auch sei, Gemser rettet Shannon den Hintern und verspricht ihm 50 Kilo Gold, wenn er sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort – was sich als dritte Kiesgrube links hinter der verlassenen Fabrik Nummer 3 herausstellt – bringt. Flugs heuert Shannon einen Kung-Fu-Ninja sowie einen Wikinger und Gabriele Tinti an, um den Job zu erfüllen. Was folgt sind endlose Fahrten durch die Einöde, zufällige Begegnungen mit zufälligen Banden, jede Menge fader Action sowie immer neuer Deus Ex Machinas, die sich das Script aus dem Hintern zieht – Highlight ist dann das Finale (spoilers), wenn ein kleiner Junge auf einmal ausgewachsene Sandstürme beschwört, Felsen niederregnen lässt, Maschinengewehre per Telekinese bewegt und den Gordon Mitchell dazu zwingt, sich selbst zu erschießen.

Schon im italienischen Originaltitel „Endgame – Bronx lotta finale“ biedert sich D'Amatos Werk natürlich an Castellaris Riffs-Streifen an, und gerade im Vergleich der Filme wird der krasse Unterschied in der Qualität der Inszenierung deutlich: zugegebenermaßen hat auch ein Castellari nicht mehr Handlung zu bieten und dürfte seine Filme wohl in ähnlichen Budgetgrenzen gedreht haben, so dass das finanzielle Gebälk an allen Ecken und Enden knarzt. Nur gelingt es einem Castellari durch einfallsreiche Regie und kleinerer Höhepunkte die in das Dauerfeuer eingestreut sind, den Zuschauer bei der Stange und vor allem wach zu halten. D'Amato zeigt im Gegensatz dazu die immer gleichen langweiligen Stunts (Bösewicht fällt vom Motorrad – und das ungefähr 30 Mal in einer Actionszene) und kann auch keine surrealen oder humoristischen Akzente setzen, da die ganze Chose zu brutal und billig ist – Blut oder Gore gibt’s zwar praktisch nicht, aber ein Gemetzel ist es halt trotzdem.

So fordern beide Hälften – also der Beginn in der Unterstadt und die Reise über Land – doch einiges an Atem beim Zuschauer, obwohl der Film nur knapp 90 Minuten geht. Die Inszenierung ist langweilig, die Kameraarbeit uninspiriert und höchst zweckmäßig, die Action nicht ansatzweise mitreißend und über die Handlung schweigen wir dann doch lieber mal. Allerdings macht es natürlich schon Spaß, dem exquisitem Cast dabei zuzuschauen, wie sie durch diesen Schmarrn stapfen und das tun, was sie am besten können: die Gemser zieht sich natürlich aus, Eastman ist der grimmige Killer, Cliver der mürrische Antiheld, Gordon Mitchell ist halt Gordon Mitchell und Hal Yamanouchi darf ein bisschen kämpfen.

Und diese illustre Ansammlung rettet dem Film dann auch die drei Sterne der Bewertung: bei weitem nicht so mies wie The Riffs III - Die Ratten von Manhattan, aber auch nie so unterhaltsam wie Castellaris postnukleare Zirkusnummern. Aber drei Sterne für einen Joe D'Amato Film sind doch auch mal eine ordentliche Hausnummer!

Eine Rezension von David Kugler
(04. Juli 2011)
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Daten zum Film
Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod Italien 1983
(Endgame - Bronx lotta finale)
Regie Joe D'Amato (= Aristide Massaccesi) Drehbuch Joe D'Amato, Aldo Florio
Produktion Filmirage Kamera Joe D'Amato
Darsteller Al Cliver, George Eastman, Laura Gemser, Gordon Mitchell, Gabriele Tinti, Hal Yamanouchi, Nello Pazzafini
Länge ca. 89 Minuten FSK
Filmmusik Carlo Maria Cordio
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