"A comedy beyond belief," versprechen uns Plakat und Trailer. Was uns heute klar ist, haben wir doch die eigensinnigen Welten der Gebrüder Coen mittlerweile in unser filmisches Vokabular aufgenommen und ihre andersartigen Antihelden ins Herz geschlossen. Aber 1987, als ARIZONA JUNIOR die ahnungslose Öffentlichkeit erreichte, dürfte der Coen-Humor - bis dahin nur in ihrem Erstling BLOOD SIMPLE hervorgedrungen - die meisten Zuseher ratlos hinterlassen haben.
Der Film feiert eine der grelleren Coen-Paraden: Weil der erfolglose Kleingauner H.I. (Nicholas Cage) und seine Frau, die Polizistin Ed (Holly Hunter) - beide haben sich übrigens bei seinen stetigen Verhaftungen kennengelernt - keine Kinder bekommen können, beschließen sie, einem reichen Millionär einen seiner Fünflinge zu klauen: Er habe ja ohnehin mehr, als er verkraften könne. Mit zwei ausgebrochenen Knastfreunden im Haus und einem Kopfgeldjäger, der direkt aus der Hölle zu kommen scheint (und unterwegs auf dem Highway spaßeshalber unschuldige Karnickel mit Handgranaten in die Luft sprengt), auf den Fersen, zeichnet die Geschichte eine hysterisch verzerrte Sehnsucht Amerikas nach Familie.
Die richtige Balance zwischen dem Absurden und der realen Welt hatten die Coens 1987 noch nicht ganz gefunden: Zu unsicher pendelt der Film zwischen seinen beinahe surrealen Slapstick-Momenten, s
einer völlig artifiziellen Welt und den komplett fremd agierenden Figuren. Die Dialoge und Monologe bleiben durch die Bank in ironisch künstlicher Sprache, obwohl die Charaktere für diese Art des Ausdrucks eigentlich viel zu beschränkt sind. Für eine völlig absurde Farce wird den Problemen des Pärchens H.I. und Ed aber zu viel Raum und Gewicht beigemessen, während für eine augenzwinkernd merkwürdige Geschichte die abstrusen Momente uns immer wieder zu sehr erinnern, daß wir uns in einer künstlichen Welt befinden.
Aber auch Genies lernen: Nur wenige Filme später wußten die Coens genau, wie sie die einzelnen Elemente zu einem perfekten Ganzen gießen. Die Anlagen sind auch in ARIZONA JUNIOR alle vorhanden, und die Inszenierung sowie das bestens aufgelegte Ensemble reichern den Film mit einer Vielzahl an bemerkenswerten Momenten an. Nur ergeben hier noch die einzelnen Teile nicht mehr als die Summe des Ganzen.