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Das Ding aus einer anderen Welt

Das Ding aus einer anderen Welt

Ein Film von John Carpenter

Bereits 1951 war „Das Ding aus einer anderen Welt“, in dem eine pflanzenartige Alienkreatur eine Station im Nirgendwo der Antarktis unsicher machte und mit den Special FX und Mitteln der damaligen Zeit dem Kinopublikum Angst und Schrecken einjagte, auf der Leinwand zu sehen.

John Carpenter’s Film bietet bezüglich der Story nicht viel Neues. Der Regisseur siedelt sein Remake gleichfalls in der Antarktis an, während er die Motive des Körperbefalls und der Unterwanderung der Menschheit durch außerirdische Lebensformen von anderem Alienterror übernimmt (vgl. hierzu auch den 70er Streifen „Die Körperfresser kommen“, in dem die unfreundlichen E.T.s sich nicht mehr nur damit begnügen ein paar Menschen zu ermorden und deren Blut zu trinken, sondern ihre Ziele weit höher stecken, und gar die Weltherrschaft durch Inbesitznahme des menschlichen Körpers zu übernehmen trachten.).
Diese Synthese macht das Script, das wie das Original auf John W. Campbells Erzählung „Who Goes There?“ basiert, zwar nicht unbedingt originell, Carpenter liefert jedoch mit seinem aufwendigen Remake einen umwerfenden Sciencefictionthriller, der bis heute wohl unübertroffen bleibt.
Es gelingt ihm in der Abgeschiedenheit der unendlichen Eiswüste eine Atmosphäre bedrückender Klaustrophobie zu schaffen, und die sehr düstere und bedrohliche Stimmung, die unter anderem durch den Einsatz von Soundeffekten wie dem wahnsinnig machenden Geräusch des permane
nten Windes, bis zum trost- und hoffnungslosen Ende aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus bietet der Film die surrealsten Alieneffekte der Filmgeschichte, die ihre Wirkung durch ein geschicktes Zusammenspiel von Stop-Motion, Animatronik sowie einfallsreichen und hervorragend designten Masken erzielen. Der Ekelfaktor ist jedenfalls sehr hoch angesiedelt und überrascht immer wieder durch heftigsten Splatter.
Der Soundtrack von Altmeister Ennio Morricone unterstreicht durch seine düsteren und deprimierenden Klänge, die sich so gar nicht nach seinen übrigen musikalischen Werken anhören, sondern vielmehr an die minimalistischen aber umso wirkungsvolleren Partituren Carpenters erinnern, die Atmosphäre noch zusätzlich.

Der einzige Wehmutstropfen ist, wie bereits erwähnt, das seichte, anspruchslose Drehbuch, das ganz nach Schema F gestrickt ist (außerirdische Lebensform befällt Menschen, diese werden hysterisch und alles eskaliert, sie bringen sich gegenseitig um).
Auch würde man über einige Charaktere, wie R.J. MacReady, der von einem sehr verwilderten Kurt Russel hervorragend gemimt wird, gerne mehr erfahren, haben doch die Protagonisten keinerlei Tiefe.
Das Ding aus einer anderen WeltDas Ding aus einer anderen WeltDas Ding aus einer anderen Welt
John Carpenters Regiearbeit kann diese kleinen Mängel allerdings gut ausgleichen, sodass wir uns trotz der eindimensionalen Charaktere leicht und schnell in deren fundamentale und existentielle Ängste hineinversetzen können. Dies macht „Das Ding aus einer anderen Welt“ zu einem der besten und deutlich über der Massenware liegenden Alienfilme, der alles andere als ein B-Movie ist und in einem Atemzuge mit Meisterwerken wie Riddley Scotts „Alien“ genannt werden darf.

Eine Rezension von Florian Friedrich
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Daten zum Film
Das Ding aus einer anderen Welt USA 1982
(The Thing)
Regie John Carpenter Drehbuch Bill Lancaster
Produktion David Foster, Lawrence Turman
Darsteller Kurt Russell, Wilford Brimley, T.K. Carter, Keith David, Joel Polis, Richard Masur, David Clennon, Donald Moffat
Länge 109 min FSK SPIO/JK
Kommentare zu dieser Kritik
Genzel TEAM sagte am 10.01.2007 um 13:39 Uhr

Im Original ist das aus dem Eis geborgene Alien eine tatsächliche Kreatur, die durch die Station marschiert und dabei ihr Saatgut hinterläßt - als Spiegelbild der befürchteten kommunistischen Unterwanderung, die ihr Gedankengut aussät. Carpenters Film ist aber viel näher an der ursprünglichen Kurzgeschichte dran, in der die Kreatur sich in den Körpern der Menschen verbreitet und wir nicht wissen, wer noch Mensch ist und wer nicht.

Vergiß nicht, daß Anfang der achtziger Jahre das AIDS-Virus aufkam und Carpenters Neuauflage die damalige Panik verdeutlicht: Nicht die (gerade grotesk überzeichneten) Splattereffekte sind der Kern der Geschichte, sondern die Paranoia unter den Mitarbeitern der Forschungsstation - wie beim AIDS-Virus ist es äußerlich nicht ersichtlich, wer die Krankheit hat und wer nicht, und seinerzeit war auch - wie im Film - die Übertragungsform des Virus unbekannt. Hier wie dort war die einzige Möglichkeit, Gewißheit zu erlangen, ein Bluttest. Es ist wichtig, Filme nicht nur nach dem zu betrachten, was am Bildschirm geboten wird, sondern sie auch in einen Kontext zu packen - künstlerisch, historisch, sozial.

Bill Lancasters Skript mag den Figuren wenig Raum für Tiefenentwicklung geben, aber er zeichnet in kurzen Strichen ein Ensemble, das nicht dem Zweiter-Weltkriegs-Platoon-Klischée verfällt (wo im Ensemble rollenspielähnlich jede Figur durch exakt eine Fähigkeit oder eine Besonderheit herausgearbeitet wird: Der Sprengstoffexperte, der Kämpfer, dessen Frau zu Hause schwanger auf ihn wartet, der kriegsmüde Kommandant ...). Die gewisse Anonymität der Figuren trägt zur Paranoia hinzu: Weil wir keinen Überblick über die Verbreitung des Virus/Aliens behalten können, befinden wir uns als Zuseher nicht mehr auf der sicheren Seite.
Florian TEAM sagte am 11.01.2007 um 10:49 Uhr

Danke für diesen tollen Beitrag!
Habe den Film bestimmt schon an die 10 Mal gesehen, wäre allerdings nie darauf gekommen eine Analogie zum Aids Virus zu ziehen (obwohl ich bei der aidshilfe salzburg ehrenamtlich tätig bin).
Bin mir zwar bewusst, dass es bei Filmen immer diese 2 Ebenen gibt (wie du bereits schreibst: das, was auf der Leinwand zu sehen ist und eine Metaebene), meine Rezension bezieht sich eben "nur" auf die filmischen Aspekte, weil ich gerade beim Unterhaltungsgenre immer ein bißchen vorsichtig (oder zu feige?)mit Allegorien bin.
Der Aspekt von Aids klingt aber tatsächlich sehr überzeugend, auch wenn ich dir widersprechen muss: die aufwendigen FX drängen sich sehr in den Vordergrund und Carpenter hat sichtlich seine Freude daran.

Es würde mich noch interessieren, ob Carpenter selbst seinen Film bezogen auf die Aids Panik reflektiert. Wenn ja wäre ich Dir dankbar für Links oder weiterführende Literatur!
Genzel TEAM sagte am 11.01.2007 um 11:38 Uhr

Eine "Metaebene" bezeichnet nicht etwa eine weitere Ebene eines Werkes, sondern eine Ebene, in der sich das Werk auf sich selbst bezieht. Wenn es im Film auch um Film (und vor allem um den Film, den du dir gerade ansiehst) geht, dann liegt eine Metaebene vor. Godards LE MEPRIS funktioniert größtenteils über seine Metaebene.

Im vorliegenden Fall funktioniert der Film tatsächlich als Allegorie (eben zum AIDS-Virus), aber einen Film (ein Buch, eine CD, ein Gemälde, ...) in einen Kontext zu betten, bedeutet nicht, ihn allegorisch zu deuten. Aber gerade der Unterhaltungsfilm spiegelt immer wieder die Zeit wieder, in der er entstanden ist. Beispiele: Einer der ersten Filme, in denen der Golfkrieg auftauchte, war ein billiger Michael-Dudikoff-Prügler namens MARINE FIGHTER (O: HUMAN SHIELD) von 1991. Der deutsche Heimatfilm der fünfziger Jahre ist mit seiner heilen Welt als direkte Reaktion auf die Schrecken des zweiten Weltkrieges zu verstehen. Eine solche Kontexteinbettung bedeutet keinerlei Deutung, sondern einfach nur eine Plazierung eines Werkes in ein größeres Referenzsystem - und das hilft uns, das Gesehene besser einzuordnen.

Natürlich hat Carpenter seine Freude an den Effekten. Er ist ein Rebell. Aber zu Carpenters Leitmotiven gehören die Isolation und die Entfremdung - sowohl räumlich zu verstehen (die Figuren in THE THING sind von der Außenwelt völlig abgeschnitten) als auch innerlich (durch ihr Mißtrauen entfernen sich die Figuren immer mehr voneinander). Nicht umsonst endet der Film damit, daß das Alien vermeintlich besiegt wurde, die beiden Überlebenden aber trotzdem aufgrund ihres Mißtrauens den Tod finden werden. In Carpenters gesamtem Werk liegt immer etwas unter der offensichtlichen Oberfläche; ganz greifbar zeigt er das in BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA, wo unter (räumlich wie übertragen!) dem realen Chinatown eine Welt voller Magie und Dämonen brodelt.

Du darfst auch nicht übersehen, daß Carpenter ein Meister der Zurückhaltung ist. Die Effekte in THE THING mögen völlig over the top sein, aber Carpenter inszeniert sie in ruhigen, beobachtenden Einstellungen, größtenteils ohne intensivierende Musik. Der Horror der Transformationen ist eben nur die grauenerregende Oberfläche; der wahre Schrecken der Entfremdung und Paranoia liegt darunter und wird subtil darunter gewoben.

Carpenter spricht die AIDS-Analogie kurz auf seinem Audiokommentar an. Als weiterführende Literatur darf ich aber auch einen kurzen Abstecher in die Hauptbibliothek der Salzburger Uni empfehlen, wo meine Magisterarbeit zu Carpenter zu finden ist (an dieser Stelle bitte leichtes Augenzwinkern einfügen).

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