Ach herrje, was für ein müdes Filmchen. Mit so einem Einleitungssatz hat man sich natürlich eigentlich schon um den Effekt gebracht, daß die folgenden Zeilen neugierig auf den Befund des Kritikers machen könnten - aber warum soll man sich eigentlich mehr anstrengen als der Film selbst? Aber wenn wir schon gleich zu Beginn ein Fazit ziehen, dann räumen wir doch noch gleich väterlich nickend ein: THE TRUTH ABOUT LOVE ist nicht nur schrecklich müde, sondern auch richtig gut gemeint und eventuell für Menschen, die noch nie einen Film gesehen haben, auch halbwegs vergnüglich. Jaja, genau so klingt das, wenn ich wohlwollend werde.
THE TRUTH ABOUT LOVE verrät uns leider nicht die Wahrheit über Hauptdarstellerin Jennifer Love Hewitt, sondern läßt die gute Frau durch eine Romantic Comedy spazieren, an der das einzig Wahrhaftige die mühsame Konstruktion ist. Also: Der gute Archie (Dougray Scott) ist sehr verliebt in Alice (Hewitt), die aber leider mit seinem besten Freund Sam (Jimi Mistry) verheiratet ist. Gleich zu Beginn des Films schreibt er in angeschwipstem Zustand eine Postcarte an Alice, wo er ihr seine Liebe gesteht, aber weil er die Karte nicht unterschreibt, wundert sich Alice nur ein klein wenig und kommt dann logischerweise auf die Idee, eine nicht unterschriebene Postkarte an ihren Mann zu schicken, um zu testen, ob er es ihr sagen würde, wenn
er Liebesbriefe von anonymen Verehrerinnen bekommt. Da Sam aber den Erhalt der Postkarte verschweigt, spielt Alice also für ihn eine Liebschaft (zuerst per Post, dann am Telefon mit verstellter Stimme, dann sogar im richtigen Leben, wo sich Sam die Augen verbinden muß) und ist hin- und hergerissen, weil sich Sam einerseits endlich wieder für sie interessiert, aber andererseits sie ja theoretisch betrügt. Dann findet sie aber heraus, daß Sam sie tatsächlich auch noch mit einer anderen Frau betrügt, die eifersüchtig auf die von Alice gespielte Liebhaberin wird und ... ach, lassen wir das.
Da wäre ja eigentlich eine ganz reizvolle Geschichte in dem ganzen Plotkonstrukt verborgen: Ein Mann findet seine Frau nur dann reizvoll, wenn er nicht weiß, daß sie es ist. Woody Allen könnte aus so etwas eine wunderbare witzig-dramatische Story stricken. John Hay und die diversen beteiligten Autoren schaffen das nicht mal im Ansatz: Der Film ist schon mal so idiotisch aufgebaut, daß sämtliche guten Absichten (also, etwaige gute Absichten) flöten gehen. Allein die Einfädelung der Geschichte ist ein nur durch die Plotzahnräder motiviertes Unterfangen. Dann die ständigen bescheuerten Voraussetzungen, daß der Plot überhaupt funktionieren kann: Welcher Mann erkennt denn bitte die Stimme seiner Frau nicht wieder, auch wenn die ein bißchen aufgesetzt tief spricht? Und dann erwartet der Film auch noch von uns, daß der zu Beginn eingeführte Archie, der dann endlos lange in der Versenkung verschwindet, zum Schluß - nachdem der treulose Ehemann endlich abgesägt wurde - als Wahre Große Liebe Für Immer Und Ewig herhält, und daß wir ernsthaft mit dem Klischee mitzittern, daß Alice ihn vielleicht nicht mehr rechtzeitig erwischt, weil Sein Zug In Einer Stunde Abfährt Und Er Ans Andere Ende Der Welt Zieht.
Aber natürlich könnte man die müde aufgezogene Sitcom-Geschichte ignorieren, wenn der Film wenigstens eins wäre: komisch. Oh, sicher, irgendwo unter dem albernen Slapstick, den hanebüchenen Verwechslungsgeschichten und den etwas verklemmten Versuchen obszöner Witze findet sich der eine oder andere kleine Lacher. Aber die schwimmen isoliert in einem Meer aus Mediokrität, in einer fad dahinplätschernden Geschichte, die sich ohne die Hauptdarstellerin niemand gezielt ansehen würde.
THE TRUTH ABOUT LOVE? Bitte schön: Jennifer Love Hewitt ist eine charmante und fesche Schauspielerin, die dringend ihre Rollenauswahl überdenken sollte. Es tut einem leid, daß sie in banalen, kreativitätsfreien Filmen wie diesem hier auftritt. Und das ist die einzige Wahrheit, die man aus diesem Motivationsloch von Komödie ziehen kann.