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von Michael Feifer




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Der letzte König von Schottland

Der letzte König von Schottland

Ein Film von Kevin MacDonald

Afrika ist momentan einer der Lieblingsschauplätze von Politthrillern, was Filme wie Blood Diamond, Der ewige Gärtner und nun Der letzte König von Schottland belegen.
Der ehemalige Dokumentarfilmregisseur Kevin MacDonald hat für sein Spielfilmdebüt Der letzte König von Schottland ein dunkles Kapitel der jüngeren Geschichte Afrikas ausgewählt, nämlich das Terrorregime von Ugandas Diktator Idi Amin in den 1970er Jahren.
MacDonald hat daraus einen spannenden Psychothriller über Macht und deren Missbrauch geschaffen. Erzählen lässt er diese Geschichte aus den Augen des jungen, schottischen Arztes Nicholas Garrigan (James McAvory), einer rein fiktiven Figur, die dem Roman des Journalisten Giles Foden "Der letzte König von Schottland" entstammt. Fiktion und Realität sind in dem Film jedoch so gut miteinander vermischt, dass eine ungeheuer eindringliche Geschichte entsteht, die den Zuschauer wie in einem Sog mit sich reisst. Damit ist es MacDoland gelungen mit Der letzte König von Schottland die überzeugende Geschichte eines jungen Menschen zu erzählen, der sich vom Glanz der Macht verführen lässt, da er zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden will.

Um einem vorbestimmten, langweiligen Leben in Schottland zu entfliehen bricht der junge Arzt Nicholas Garrigan nach Uganda auf und landet dort in einem kleinen Missionskrankenhaus, das von Dr. Merrit (Adam Kotz) und seiner Frau Sarah (Gillian Anderson) geleitet wird. Zur selben Zeit ge
rät Idi Amin (Forest Whitaker), durch einen von Engländern unterstützten Militärputsch, an die Macht. Idi Amin, der von 1971 bis 1979 Uganda regierte, wird als 'Schlächter von Afrika' bezeichnet, da unter seiner Herrschaft mehr als 500.000 Menschen gefoltert und getötet wurden. Garrigan hofft jedoch, dass Amin tatsächlich etwas für sein Land bewirken kann und ist daher froh, als er dem frisch gekrönten Staatschef zufällig nach einem Unfall behilflich sein kann. Auch Amin findet den jungen Schotten sympathisch und bietet ihm daher die Stelle seines persönlichen Leibarztes an. Da Nicholas die Arbeit in der Mission nicht das Abenteuer brachte, das er sich erhofft hatte nimmt er, nach einem kurzen Zögern, die Stelle an und lässt sich zunehmend von der Macht seiner neuen Position einlullen.
Sein neuer Job erscheint ihm, wie das Paradies auf Erden. Er lebt in einer komfortablen Wohnung, fährt einen schicken Sportwagen und wird sogar zu einem der engsten Vertrauten des Präsidenten, der ihn mit seinem Charme umgarnt und ihn glauben lässt, Uganda einen großen Dienst zu leisten.
Der letzte König von SchottlandDer letzte König von SchottlandDer letzte König von Schottland
Doch Garrigan kann nicht für immer die Augen vor dem wahren Wesen des launischen Diktators verschließen – so sehr er das auch möchte. Nach einem missglückten Anschlag wird Amin immer paranoider und lässt Feind und Freund gleichermaßen ermorden. Auf dem Land kommt es zu Massenabschlachtungen. Folter und Mord gehören plötzlich zum Alltag. Selbst aus Amins näherem Umfeld und seiner eigenen Regierung verschwinden immer mehr wichtige Personen und so begreift Nicholas, dass es bald auch ihn treffen könnte.
Dennoch fällt er ihm schwer sich von Amin zu lösen. Zu sehr ist er von dessen Ausstrahlung und Macht fasziniert und so lässt sich Nicholas auf ein äußerst gefährliches Spiel mit dem Feuer ein, als er zusätzlich eine Affäre mit Kay (Kerry Washington), einer von Amins zahlreichen Frauen, beginnt. Als Kay schließlich von ihm schwanger wird spitzt sich die Lage für Nicholas endgültig zu und es bleibt bis zum Schluss fraglich, ob ihm die Flucht aus Uganda tatsächlich gelingen wird.

Eine Besonderheit von Der letzte König von Schottland ist sicherlich der Blickwinkel des Films, der dem des unerfahrenen und anfangs recht naiven Nicholas entspricht. Nicholas reist nach Uganda, um die Welt zu verändern, aber auch um Spaß zu haben und Abenteuer zu erleben und so erlebt der Zuschauer Uganda anfangs als farbenprächtige, fröhliche, unbekannte Welt. Im Verlauf des Films, parallel zu Nicholas Einsichten in die Seele Amins, werden auch die Bilder stetig düsterer, roher und erschreckender, die sich schließlich zu hypnotischen Ton-Bild-Collagen steigern, die Amins Wahnsinn greifbar verdeutlichen.
Spätestens wenn Nicholas die zerstümmelte Leiche Kays findet wird nicht nur ihm seine Schuld allzu bewusst, sondern auch dem Zuschauer deutlich vor Augen geführt, dass Nicholas ein korrumpierter Charakter ist, der selbst Blut an den Händen kleben hat.
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MacDonald macht damit deutlich, dass Nicholas mehr ist als ein naiver Bewunderer, der dem Charme des Diktators verfallen ist. Damit bezeichnet Der letzte König von Schottland nicht nur Amin, der eine Fabiele für alles Schottische hatte, sondern auch den Schotten Nicholas selbst. Nicholas ist der Macht Amins so sehr verfallen, dass er sich mit ihm identifiziert. Amins Wahn wird in Nicholas eigenem Größenwahn reflektiert.
Dies wird bereits am Anfang des Films deutlich hervorgehoben, wenn Nicholas in der Limousine des Diktators durchs Land fährt und den Leuten auf der Straße, die ihn aufgrund des Wagens für Amin halten, huldvoll zuwinkt. Natürlich wird dieses Motiv durch die Affäre mit Amins Ehefrau fortgeführt.
Nicholas, der zugibt gute Menschen, wie seinen Vater, insgeheim zu verachten, da er sich in deren Gegenwart schlecht fühlt, wendet sich damit unbewusst dem Bösen zu, ohne es als das erkennen zu wollen, was es wirklich ist. Damit gleicht er einem Teenager, der, in seinem Glauben die Welt besitzen zu könne, gegen die Werte und Moralvorstellungen der Eltern rebelliert.

Der letzte König von Schottland ist damit Psycho- und Polit-Thriller in einem, da er nicht nur ein packendes Porträt des Diktators entwirft, sondern diesem das Psychogramm eines jugendlichen Idealisten gegenüberstellt.
Neben Whitakers wirklich überzeugender, gänsehaut-erzeugender und Oscar-Statue-verdienter Darstellung des größenwahnsinnigen Diktators Idi Amins, ist es damit vor allen Dingen dem eindringlichen Spiel von James McAvory zu verdanken, der hier seine erste großen Hauptrolle grandios meistert, dass Der letzte König von Schottland zu einem solchen Meisterwerk wurde.
Der Film fesselt von der ersten Minute an, bis hin zu seinem unglaublich, spannenden Finale. Macdonalds Thriller ist eine intelligente Parabel über die unwiderstehliche Faszination der Macht, der den Zuschauer, dank subtiler Spannung, starker Bilder und des hypnotischen Sound-Designs, in den Kinosessel fesselt.

Eine Rezension von Christina Heiser
(30. April 2007)
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Daten zum Film
Der letzte König von Schottland GB 2006
(The Last King of Scottland)
Regie Kevin MacDonald Drehbuch Jeremy Brock, Peter Morgan
Produktion Fox Searchlight
Darsteller Forest Whitaker, James McAvoy, Kerry Washington, Gillian Anderson, David Oyelowo, Simon McBurney
Länge 121 min. FSK 16 Jahre
http://www.der-letzte-koenig-von-schottland.de/
Kommentare zu dieser Kritik
Jeannette TEAM sagte am 16.09.2007 um 14:15 Uhr

Hervorragender Mix aus Geschichte und erfundenen Elementen mit glänzenden Schauspielern. Whitaker hat absolut berechtigt den Oscar als bester Schauspieler erhalten. Ein wirklich packender Film, der mir noch ziemlich schwer im Magen liegt.

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