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Pathology

Pathology

Ein Film von Marc Schoelermann

2006 entstand mit „Crank“ wohl einer der stumpfesten und überflüssigsten Actionfilme dieser Dekade. Abgesehen von rasanten Schnitten und angeblich coolen Sprüchen, die so mancher pubertären, zum Amoklauf tendierenden Nervensäge gefallen haben dürften, fehlte es dem Machwerk an ziemlich allem, was zumindest die Minimalkompetenz für Unterhaltung attestieren würde – wirklich coole Sprüche zum Beispiel oder meinetwegen auch eine durchdachte Story.
„Durchdachte Story, Alter! Ey, mach mal keinen Stress, das ist geile Äktschen hier!!“ Jaja, schon gut - nicht aufregen, Keule! Und leg bitte das Taschenmesser und die Knarre weg! Alles wird gut.
Zum Glück soll der Mist an dieser Stelle nämlich gar nicht rezensiert werden…aber fast!

Denn die „Regisseure“ und „Autoren“ von „Crank“, mit Namen Mark Neveldine und Brian Taylor haben sich leider nicht in eine dunkle Kammer zurückgezogen um sich löschen zu lassen, sondern die Vorlage zu einem weiteren, ganz fürchterlich schlechten, Film mit dem Titel „Pathology“ verfasst.
Darin geht es um den jungen Mediziner Ted Grey, der von Babyface Milo Ventimiglia („Heroes“, „Gilmore Girls“) verkörpert wird, welcher wiederum so aussieht, als hätte Tobey Maguire sein „Spider-Man“-Kostüm zuhause vergessen und müsste nun zur Strafe bei diesem Film mitmachen...
„Aber bitte, Herr Rezensent, seien Sie doch jetzt mal nicht so oberflächlich!“ Schon recht, da entschuldigen wir uns erstmal ausdrücklich für diese Entgleisung! Wo waren wir nochmal?
Ach ja: Also da wäre eben jener Ted Grey, der in einer Universitäts-Klinik in Philadelphia seine Ausbildung zum Pathologen beginnen möchte, und am Anfang von „Pathology“ seinen ersten Tag im Kühlhaus antritt. Dabei lernt er seinen zwielichtigen Kollegen Jake Gallo (Michael Weston, „Sex oder stirb“) kennen, der den neuen Klugscheisser auch gleich als seinen direkten Konkurrenten ansieht und ihm nicht sehr wohlgesonnen scheint.

Um das Ganze hier zu verkürzen: Die Mediziner-Schlauberger aus dem Leichenschauhaus haben allesamt ordentlich Dreck am Stecken und wollen den idealistischen Neuling mit in ihre dunklen Machenschaften ziehen. In der Nacht ziehen sie gerne in die dreckigen Ecken der Stadt los, töten nicht ganz saubere Menschen auf „originelle“ Weise (bevorzugt sind alle möglichen Arten von Toxinen) und erraten an den folgenden Tagen anhand der Leiche dann gegenseitig, wie das jeweilige Opfer wohl ums Leben gekommen ist.
Zunächst ist unser Filmheld, der obendrein mit einer heißen Frau liiert ist, natürlich nicht von dem Treiben seiner Kollegen angetan – aber manchmal muss man sich halt an das gegebene Arbeitsumfeld erst anpassen…und schon läuft das fröhliche Morden wie Schmitz´ Katze von selbst.

Natürlich hat man neben dieser fordernden Beschäftigung weder Zeit noch Lust, unschuldigen kranken Menschen im Bus Erste Hilfe zu leisten - zumindest unser schöner Held macht das auf dem Nachhauseweg scheinbar ungern, schließlich kann man sowas Nerviges den Medizinern im Dienst überlassen…echt mal!!
Blöd wird die Situation für Schnullerbacke Ted Grey, als er sich sein Leben mal wieder vor Augen ruft, und eigentlich doch lieber irgendwann mit Frau, Kind und Kegel seine Zeit als angesehener Mediziner in der Pathologie verbringen möchte, anstatt selbst für toten Nachschub zu sorgen. Der Kollege Gallo hört das natürlich gar nicht gern, und droht schon mit weiteren Schritten…
PathologyPathologyPathology
Noch einmal: Nein, „Pathology“ ist kein guter Film. Und nein, „Pathology“ ist kein durchschnittlicher Film. Es ist ein schlechter Film, der selbst scheinbar gar nicht so genau weiss, was er eigentlich will:
Zu langweilig um ein Thriller zu sein, zu witzlos um eine schwarze Komödie oder Satire zu sein, zu hohl für ein Drama und letztendlich – trotz für Nicht-Mediziner durchaus ekeliger Szenen – zu wenig atmosphärisch für einen Horrorfilm.
Es werden den unwissenden Zuschauern ordentlich Begriffe aus der medizinischen Fachsprache um die Ohren gehauen, gemäß dem Motto: Was der Pöbel nicht weiss, kann er auch nicht in Frage stellen. Und da nunmal viele Worte aus der Pharmakologie einfach so smart klingen, könnte der Zuschauer auch auf die Idee kommen, „Pathology“ wäre ein smarter Thriller! Weit gefehlt.

Da das Drehbuch an sich nicht viel hergibt, spielen die Darsteller ihre aalglatten Rollen mit der Präsenz eines im Wasser versinkenden Steines. Vor allem Michael Weston würde man eher einen Bratwurstverkäufer als den obligatorischen Oberbösewicht abnehmen, und auch Milo Ventimiglia hätte man schon beim Abspann wieder vergessen…würde man ihn nicht ständig mit Tobey Maguire verwechseln (dem man hinsichtlich seines schauspielerischen Talentes mit diesem Vergleich großes Unrecht tun würde!).
Vielleicht gibt es obendrein bei „Pathology“ die schlechteste Charakter-Entwicklung seit langem in einem Film zu bewundern, denn Ted Greys Bubi/Mörder/Bubi-Umschwung ist einfach nur unglaubwürdig und lächerlich!

Im Prinzip ist der Film genau wie die Fortsetzung zu „Anatomie“, nur dass hier das Töten in den Mittelpunkt gestellt wird, ohne dafür einen wirklich „triftigen“ Grund oder zumindest einen glaubhaften Psychopathen zu liefern.
Das Schlimmste an „Pathology“ ist die unterschwellige Aussage: Töten ist geil und leicht, Menschen sind minderwertig…auch nach mehreren Morden folgen für den Täter keine Konsequenzen. Und zum Abschluss gibt´s schlechten Punkrock, der wahrscheinlich den rebellischen Charakter des Films ausdrücken soll. Man möchte kotzen.
Ein Möchtegern-„Fight Club“ meets „Saw“ für Soziopathen…und pubertäre, wütende Kids mit Hass auf Jedermann…
PathologyPathologyPathology
Die schlechtesten Momente des Streifens zu nennen, würde einige Spoiler einschließen und manche unfreiwilligen Lacher verhindern – sowas wollen wir doch nicht!
Eine Sache kann sich der Rezensent aber nicht verkneifen: Bei einer dramatisch gemeinten Szene hat Spielfilmdebütant (und Regisseur einiger Folgen von „Der Clown“ sowie „Scooter“-Videos!!) Marc Schoelermann wohl das emotionale Unvermögen seines Casts erkannt, und versucht durch die Musik ein paar Gefühle hervorzurufen. Das geht aber nur wenn die Musik gut ist, also warum nicht gleich den Oscar-prämierten „Babel“-Soundtrack nehmen und das Stück „Bibo no Aozora/04“ verwenden?! Dass das ungefähr so grotesk anmutet, als würde man die Hausbesuche in „Der Landarzt“ mit Wagners „Walkürenritt“ untermalen, macht einen ohnehin dämlichen Film auch nicht schlechter – nur dreister.

Also wenden wir uns doch jetzt wieder ein paar guten Filmen zu!

…das Bonussternchen gibt es übrigens für die Kameraarbeit (Ekkehart Pollack) und den Schnitt (Todd E. Miller) – beides ist hier grundsolide ausgefallen.

Eine Rezension von Bastian G.
(16. August 2008)
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Daten zum Film
Pathology USA 2008
(Pathology)
Regie Marc Schoelermann Drehbuch Mark Neveldine & Brian Taylor
Produktion Lakeshore Entertainment, Camelot Pictures Kamera Ekkehart Pollack
Darsteller Milo Ventimiglia, Michael Weston, Alyssa Milano, Lauren Lee Smith, Johnny Whitworth, Mei Melançon, Keir O'Donnell, Dan Callahan, John de Lancie
Länge 93 min. FSK ab 18 Jahren
http://www.enterpathologylab.com/
Filmmusik Johannes Kobilke & Robb Williamson
Die deutsche DVD-Fassung ist gekürzt!
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