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Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia

Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia

Ein Film von Martin Scorsese

"Drei Jahrzehnte in der Mafia". Diesen Zeitraum beschreibt Henry Hill in Nicholas Pileggis Tatsachenroman "Der Mob von innen" aus dem Jahr 1985; er erstattet Bericht aus der Welt des organisierten Verbrechens mit all ihren verinnerlichten Regeln und Gebräuchen, und schildert, wie er vom einfachen Laufburschen zur tragenden Kraft unter den New Yorker Mobstern aufstieg - und dann ebenso tief fiel, weil er die Schattenseiten eines Daseins als rücksichtsloser Karrierist unterschätzte.

Starregisseur Martin Scorsese verwertete die epische Buchvorlage über das Leben eines Gangsters, der von klein auf nichts anderes gelernt hat bzw. auch gar nichts anderes hat lernen wollen ("As far back as I can remember, I always wanted to be a gangster!"), in seinem meisterhaften Gangster-Drama "GoodFellas", für das er u. a. wieder seinen Stammschauspieler und Bruder im Geiste Robert De Niro vor die Kamera holte. Daneben gaben sich Joe Pesci, Paul Sorvino, Lorraine Bracco und der damals noch relativ unbekannte Ray Liotta die Ehre.

Liotta spielt Henry Hill (als Erwachsenen), der schon als 11-jähriger Knirps von dem scheinbar unbefangenen und lebemännischen Lebensstil der lokalen Mafiosi fasziniert ist, die gegenüber seines Elternhauses ihre geheimen Geschäfte abwickeln. Als Henry alt genug ist, nimmt ihn Jimmy "The Gent" Conway (Robert De Niro) in der Rolle eines väterlichen Freundes in seinen Gangsterclan auf, zu dem auch der unberechenbare Hitzkopf
Tommy DeVito (Joe Pesci) gehört. Für Pate Paulie Cicero (Paul Sorvino) hat er bislang nur Botenjobs erledigt, nun organisiert er erste Diebstähle und Banküberfälle. Henry, Tommy und Jimmy leben gut von ihren "Geschäften", und bald lernt Henry auch Karen (Lorraine Bracco) kennen, die er kurz darauf heiratet. Dann steigt Henry gegen den Rat von Paulie in den Drogenhandel ein - und wird von der Polizei eingelocht. Als er wieder frei kommt, haben sich seine ehemaligen Weggefährten (zumindest jene, die noch leben) gegen ihn verschworen - und Henry wird unter dem Druck des Gesetzes plötzlich zum Verräter seiner eigenen Sippschaft...

Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der MafiaGood Fellas - Drei Jahrzehnte in der MafiaGood Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Schon der Titel "GoodFellas" beschwört Assoziationen zum großen Genreprimus herauf, klingt er bei schlampiger Aussprache doch ein bisschen nach "Godfathers". Doch wo Coppollas "Pate"-Saga die Mafiosi als zwar skrupellose und über Leichen gehende, aber dennoch ehrenhafte Aristokraten porträtierte, für die Loyalität und die Einheit der Familie die obersten Gebote sind, zeichnet Scorsese das beklemmend realistische Bild von individualistischen Einzelkämpfern in einem Gangster-Mikrokosmos, in dem keiner dieser Werte sich lange halten kann, und der - beschränkt auf das Prinzip eines "geordneten Alltags", der festen Regeln und Abläufen folgt - beinahe analog zu der Welt der Nicht-Gangster erscheint. Familienplanungen, Beziehungs- und Ehekrisen und sonstige alltägliche Vorkommnisse erwecken den Eindruck von Problemen "ganz normaler" bürgerlicher Leute, sind aber gewiss nur Fassade. Mord und Totschlag sind ein Selbstverständnis, ein Mittel zum Fortkommen in diesem Milieu. Bringt jemand die Pläne der Gangster durcheinander, so muss er eben unschädlich gemacht werden. Einen abtrünnigen Mafioso im Kofferraum von Jimmys Wagen schlachten die Drei wie ein Vieh, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich tot ist. Scorsese inszeniert solche Szenen mit einer lapidaren Grausamkeit, ja Selbstverständlichkeit, aber ohne Voyeurismus oder romanitsierenden Anstrich.

"GoodFellas" beleuchtet diese in sich geschlossene Gangsterwelt aus der Sicht der Antagonisten, die sich in ihr bewegen - also "von innen" - aber eben nicht durch die Brille deren eigener Vorstellungen von einem Umfeld, das durch sie selbst bestimmt wird. Das Milieu, welches der Film schildert, ist ein durchaus widersprüchliches. Auf der einen Seite geht es um Ehre, Freundschaft, Hierarchie; auf der anderen bricht etwa ein Henry Hill am Schluss die wichtigste Regel des Kodex`, wenn er vor Gericht als Kronzeuge gegen seine "besten Freunde" aussagt, um sich selbst vor den Konsequenzen zu schützen. Der Drang nach Macht, Gier und Egoismus beherrschen eine Szene, die nach festen (kriminellen) Strukturen funktioniert und sich dabei immer wieder selbst zu reproduzieren scheint. Wer in diese Welt eindringt, wird zwangsläufig Teil von ihr, weil die Automatismen von Kriminalität und Brutalität in Korrespondenz mit "Karriere" sich irgendwann ganz von selbst auf die Beteiligten übertragen.

Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der MafiaGood Fellas - Drei Jahrzehnte in der MafiaGood Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Michael Ballhaus filmte das Sittenbild von den 50ern bis hinein in die 80er Jahre mit energischer Kamera - teilweise mit minutenlangen Steadicam-Fahrten durch die Szenerie - immer ganz dicht dran am Geschehen. Der Übergang zwischen den verschiedenen Dekaden ist beeindruckend gelungen. Die von Scorsese als Stilmittel eingesetzten Rock- und Popsongs dienen mit der zeitlichen Einordnung.

Scorsese, der selbst im New Yorker Stadtteil Little Italy aufwuchs, schafft es, uns mit diesem Milieu so vertraut zu machen wie kaum ein Regisseur vor (und nach) ihm. Ein Milieu, dessen Atmosphäre, dessen grausam-haltlose "Moral" und dessen ganz eigene "Logik" brüskieren mögen, aber dennoch etwas Anziehendes ausstrahlen. Für mich ist diese schonungslose Demontage des Mythos Mafia - nicht zuletzt dank der ausnahmslos exzellenten Darsteller - einer der besten Filme der 90er und einer der zwei, drei Gangsterfilme schlechthin!

Eine Rezension von Christopher Michels
(05. Mai 2010)
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Daten zum Film
Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia USA 1990
(Goodfellas)
Regie Martin Scorsese Drehbuch Martin Scorsese, Nicholas Pileggi
Produktion Warner Kamera Michael Ballhaus
Darsteller Ray Liotta, Robert De Niro, Joe Pesci, Lorraine Bracco, Paul Sorvino
Länge 139 Minuten FSK ab 16
Filmmusik Diverse Interpreten/Komponisten
Kommentare zu dieser Kritik
Tubepower sagte am 05.05.2010 um 18:41 Uhr

Woooow....dieses Teil und Casino.Tarantino für Fortgeschrittene.Ein Joe Pesci zum Totschlagen,wie ja in "Casino" geschehen.Ein Teil der Sopranos Mannschaft dabei,die Italoamerikanische Gang.Bigottes Gehabe eines Mörderclans.Ein Ehrenkodex jenseits jeder Realität.....und es wird praktiziert.Warum nimmt Scorsese nie Christopher Walken in seine Mafiaepen mit auf???
travisbickle TEAM sagte am 06.05.2010 um 12:21 Uhr

Walken und Scorsese - das wäre wirklich mal was. Leider gibt sich Walken in den letzten Jahren bezüglich seiner Rollen nicht sehr wählerisch und unterschreibt bei jedem zweitklassigen Hollywood-Streifen. Schade!

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