Bret Easton Ellis´ 1991 veröffentlichter Roman „American Psycho“ verursachte in Deutschland aufgrund seiner expliziten Gewaltbeschreibungen großen Wirbel. Das Buch wurde 1995 von der Bundesprüfstelle auf den Index gesetzt und erst im Jahr 2000 wieder für den offenen Verkauf freigegeben. Auch in anderen Ländern durfte kräftig über den kontroversen Inhalt des Werkes diskutiert werden. Nichts wäre allerdings falscher als Ellis´ Meisterstück als ein sinnloses Sammelsurium an angehäuften Splattereinlagen zu deklarieren. Viel eher handelt es sich dabei um eine sehr zutreffende und äußerst bissige Gesellschaftssatire der dekadenten Achtziger.
Die Hauptfigur des Romans ist der junge und äußerst eitle Wall-Street-Yuppie Patrick Bateman. Bateman, welcher oberflächlich einem wahnsinnig noblen Leben mit New Yorks High Society frönt, tötet nachts auf äußerst bestialische Weise Menschen. Eigentlich steht seine Figur als Sinnbild für eine innerlich kalte und verrohte, emotional tote, Gesellschaft, welche nach außen den Schein der Zusammengehörigkeit mit Hilfe von Statussymbolen wahrt.
Wie es meist so ist, wurde auch schon bald die Filmindustrie auf das Kultbuch aufmerksam und plante eine Adaption. Es mussten allerdings zunächst einige Hürden überwunden werden um das Werk kinotauglich zu machen. Zunächst waren da die bereits angesprochenen Gewaltszenen, welche wohl, wären sie 1:1 umgesetzt worden, dazu geführt hätten, auch den Film diversen Schnittprozessen zu unterziehen oder ihn in letzter Konsequenz vom Markt zu verbannen. Auch musste ein Darsteller gefunden werden, der einerseits die äußerliche Eleganz und andererseits die emotionale Kälte der Hauptfigur ausstrahlen konnte. Fündig wurde Regisseurin Mary Harron („I Shot Andy Warhol“), nachdem auch für einige Zeit Leonardo DiCaprio im Gespräch war, in dem britischen Mimen Christian Bale (
„Prestige“, „The New World“). Dass diese Wahl die richtige war, zeigt der Film auf beeindruckende Weise: Bale verkörpert Patrick Bateman als wäre ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben.
Um den Gewaltfaktor der „American Psycho“-Adaption (2000) möglichst im Rahmen zu halten, konzentriert sich Regisseurin Harron eher auf den satirischen Teil der Geschichte und streut erst gegen Ende dezent einige fiese Szenen ein. Wenn man das Resultat einem einzigen Genre zuordnen müsste, käme der Film wohl einer sehr schwarzen Komödie am nächsten. Es sind vor allem die skurrilen Momente, die beim Zuschauer haften bleiben: Zum Beispiel wenn Bateman seinen gehassten Arbeitskollegen Paul Allen (Jared Leto,
„Fight Club“) zu der Musik von „Huey Lewis & The News“ mit einer Axt tötet weil dieser über die schönere Visitenkarte verfügt und außerdem immer einen Tisch im angesagtesten Restaurant der Stadt bekommt oder Leichenteile im Jean-Paul Gaultier-Kleidersack am Sicherheitsmann vorbeigeschleift werden.
Mary Harron hat es verstanden das Grundthema des Romans einzufangen und eine nahezu perfekte Adaption vorzulegen. Vielleicht ist „American Psycho“ die beste Literaturverfilmung im Genrebereich seit Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“(1991).