Man sollte stets mit dem Positiven anfangen, bevor man anschließend zu den negativen Kritikpunkten übergeht. Das werden wir bei „Basic Instinct 2 – Neues Spiel Catherine Tramell“ doch einmal versuchen. Also, Michael Caton-Jones – der zuletzt noch mit
„Shooting Dogs“ begeistern konnte – legt mit der Fortsetzung eines der wohl bekanntesten Erotik-Thriller der Kinogeschichte einen handwerklich sehr soliden Film vor. Der Soundtrack ist auch nett anzuhören, kommt einem jedoch sofort sehr bekannt vor. John Murphy orientierte sich stark an die Arbeiten von Jerry Goldsmith, anstatt etwas vollkommen Neues auszuprobieren. Dies erhöht natürlich den Wiedererkennungswert, ist gleichzeitig aber auch dafür verantwortlich, dass das aufkommende Déjà-vu Gefühl beim Sehen des Filmes noch einmal zusätzlich unterstützt wird. Man hat im Grunde alles schon mal irgendwie, irgendwo gesehen, wenn auch nicht unbedingt alles im Vorgänger.
Mittlerweile ist es schon 15 Jahre her seit Sharon Stone Michael Douglas in Paul Verhoevens kontroversem Erotikthriller „Basic Instinct“ den Kopf verdrehen und die Sinne rauben durfte. Einer Fortsetzung dieses zum Klassiker avancierten Filmes hatte es nun wahrlich nicht bedurft, schon gar nicht mit der gleichen Hauptdarstellerin. An dieser Stelle darf man Sharon Stone zwar pflichtschuldig zur ihrer wunderbar schlanken Figur gratulie
ren, die sie sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters bewahrt hat. Wie viel Licht- und Kameraunterstützung notwendig war, um das ein oder andere Anzeichen ihrer immerhin schon 49 Lebensjahre zu übertünchen, soll hier einfach stillschweigend übergangen werden, ebenso die Frage, wie viele Schönheitsoperationen sich Frau Stone über die letzten paar Jahre verteilt hat angedeihen lassen. Dies ist nicht nur vollkommen belanglos, sondern lenkt vom Wesentlichen ab. Selbst wenn alles an Sharon Stone echt und naturbelassen wäre, es machte ihre schauspielerische Darbietung auch nicht ansehnlicher. Erotik ist unzweifelhaft mehr, als nackig durch die Gegend tanzen. Paul Verhoeven hatte damals seine Hausaufgaben gemacht und einen Film geschaffen, der vor knisternder Erotik nur so sprühte. Daran war seiner Zeit die werte Frau Stone selbstverständlich nicht ganz unschuldig. Was sie uns allerdings hier zeigt – abgesehen von ein bisschen nackter Haut in frauenfreundlichem Licht – ist eine verkrampfte und aufgesetzte, angestrengt verführerisch wirkende Frau. Vorschlaghammer-Erotik von Feinsten. Zumindest wird der Zuschauer nicht allein gelassen. Erotische Szenen lassen sich daran erkennen, dass Sharon Stone in besagten Momenten ein Gesicht macht, als seien ihre Schühchen zwei Nummern zu klein.
Anders als beim Licht- und Kameraeinsatz, schien man mit dem Drehbuch ein paar Probleme gehabt zu haben. Die Handlung plätschert langsam vor sich hin ohne, dass von den knapp zwei Stunden auch nur eine Minute für ernsthafte Charakterzeichnungen genutzt wurde. Nach einem rasanten Einstieg, der bereits das erste Todesopfer fordert, befindet sich Catherine Tramell (Sharon Stone) wieder dort, wo sie sich anscheinend äußerst wohl zu fühlen scheint: Im Verhörzimmer der Polizei. Diesmal in London. Hier darf sie uns auch gleich, unanständig wie sie ist, noch einmal die Bedeutung von Dirty Talk in Erinnerung rufen („I'm traumatized. Who knows if I'll ever cum again.“). Dr. Glass, ein renommierter Psychoanalytiker soll ein psychologisches Gutachten der gefährlichen Schönheit erstellen und vor Gericht präsentieren. Ergebnis seiner Gespräche mit Catherine: Sie leidet unter extremer Risikosucht. Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Dennoch wird sie auf Bewährung entlassen und nur kurze Zeit später sitzt sie auch schon bei Dr. Glass auf der Couch, der nach anfänglichem Zögern einwilligt, Catherine als Patientin aufzunehmen. Es dauert nicht lange und der sonst so professionelle Psychologe ist fasziniert und besessen von der undurchsichtigen Frau. Erwartungsgemäß bleibt es nicht bei dem ersten ungeklärten Todesfall und Dr. Glass verstrickt sich immer mehr in Catherines Lügengeschichten, bis er Wahrheit nicht mehr von Lüge trennen kann und beides ineinander überzugehen scheint...
Doch all dies ist nicht wirklich spannend. Auf die psychologische Komponente, die den Vorgänger einst so reizvoll machte, wird in „Basic Instinct 2 – Neues Spiel für Catherine Tramell“ gänzlich verzichtet. Übrig bleibt lediglich langweiliger Sex und plumpe Gewalt. Das Spiel zwischen den beiden Hauptdarstellern gestaltet sich reiz- und facettenlos. Die sich langsam entwickelnden Obsessionen von Dr. Glass sind äußerst vage dargestellt und für den Zuschauer überhaupt nicht nachvollziehbar, so dass man schlussendlich das Gefühl hat vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ohne an den Entwicklungen teilhaben zu dürfen, obwohl gerade diese das Interessante an der Beziehung zwischen Catherine Tramell und Dr. Glass gewesen wäre. Ausgerechnet dieser Aspekt, auf dem offensichtlich das Hauptaugenmerk der Handlung lag, wird derart stiefmütterlich behandelt, so dass der restliche Verlauf der Geschichte im Grunde gar nicht mehr zu fesseln vermag.
Das anzutretende Erbe war zweifelsohne immens, doch passend zu Sharon Stones mittelmäßiger Darbietung hat man ihr sogleich den sichtlich überforderten David Morrissey zur Seite gestellt, der nun wahrlich kein schöner Ersatz für Michael Douglas – der auf ein Mitwirken in diesem Film wohlweislich verzichtet hat - ist. Die restliche Besetzung müht sich mehr recht als schlecht mit dem vorgegebenen Rahmen ab, der niemanden erlaubt eine gute Figur zu machen. Einzig Charlotte Rampling und David Thewlis gelingt es ihre Figuren ansatzweise auszufüllen.
Schlussendlich muss man dem Regisseur jedoch noch hoch anrechnen, dass er der Versuchung widerstand und die berühmt-berüchtigte (angeblich) schlüpferlose Verhörszene nicht neu inszeniert hat. Das wäre wohl zu viel des Guten geworden. Miss Tramell darf jedoch zumindest kurz vor Schluss noch einmal nostalgisch mit dem Eispickel hantieren. „Basic Instinct 2“ wird dadurch dennoch nicht besser.