„Never build on an ancient Indian burial ground! I thought everybody knew that.“
Fortsetzungen zu mäßig erfolgreichen Filmen sind in der Traumfabrik mittlerweile keine Seltenheit mehr. Ob aus Ideenlosigkeit (Stichwort: Sequelwahn) oder dann doch dem Vertrauen in die Qualitäten des zugrundeliegenden Vorgängerfilms geschuldet – der Hang zu Teil 2 ist groß, ebnet er doch nicht selten den Weg zur weiteren Ausschlachtung. Womit wir, im martialischen Sinne des Wortes, auch prompt beim eigentlichen Thema dieser Rezension wären. Denn dass sich im nicht unblutigen Genre des Horrorfilms bereits unzählige Wiederholungstäter tummeln, ist so bekannt wie berüchtigt. Ob „
Saw“, „
Halloween“ oder „
Final Destination“ – sie alle haben gemein, dass sie als Reihe äußerst langlebig sind respektive waren. Auch wenn mit jedem weiteren und noch so erfolgreichen Teil die Qualität gleich den Opfern auf der Strecke blieb.
Zugegeben, diese Filme lassen sich im Falle des vorliegenden
„SILENT HILL: REVELATION“ nur bedingt als Beispiele heranziehen, zumal sie allesamt weitaus erfolgreicher als „
Silent Hill“ [2007] waren. Und doch werfen sie ein und dieselbe Frage au
f: Warum eine Fortsetzung? Bei „Saw“ und Konsorten mag sicherlich noch Profit der ausschlaggebende Punkt gewesen sein. Doch „Silent Hill“ war abseits seiner Qualitäten nur mäßig erfolgreich, wenngleich auch keinesfalls ein Flopp. Ist dies hier nun einzig und allein ein Fall von gesundem Vertrauen in eine Sache, die alle finanziellen Aspekte missachtet? Soviel vorab: Eindeutig lässt sich diese Frage nicht beantworten. Und doch gibt es eine Antwort, auch wenn sie genauso zweischneidig daherkommt wie das Schwert von
Pyramide Head...
Vorab kurz zur Geschichte, die chronologisch nach den Ereignissen des ersten Teils spielt: Heather (Adelaide Clemens) und ihr Vater Harry (Sean Bean) sind seit Jahren auf der Flucht vor dunklen, geheimnisvollen Mächten, deren Einfluss die junge Heather erst realisiert, als sie wiederholt von albtraumhaften Visionen geplagt wird. Hat sie ihr Vater über die Jahre etwa belogen und steckt hinter allem eine gar unglaubliche Wahrheit? Als Harry plötzlich verschwindet, führt Heathers Suche sie unversehens nach
Silent Hill und tief hinein in eine düstere Welt, deren Dämonen bereits ihre Klauen nach Heather ausgestreckt haben...
„SILENT HILL: REVELATION“ ist zwar als Fortsetzung konzipiert, nimmt den Zuschauer aber zumindest ansatzweise bei der Hand, um ihn in die verworrene Welt rund um
Silent Hill einzuführen. Das, was Videospiel-Fans schon längst wissen, wird im Schnelldurchlauf an den Mann respektive die Frau gebracht, was in mitunter gehetzten Dialogsequenzen resultiert, die scheinbar nur aus purer Pflichtschuldigkeit eingebaut wurden. So darf
Deborah Kara Unger („Mein Weg“ [2010]) während ihrer kurzen Leinwandpräsenz etwa eine ausführliche Rückblicksequenz einläuten, nur um im Anschluss von der Bildfläche zu verschwinden. Jetzt sind diejenigen, die den ersten Teil gesehen haben, nicht wirklich schlauer, und die Neuankömmlinge, die hier ihren allerersten Blick wagen, umso verwirrter, da das vergangene Geschehen zwar gezeigt wird, jedoch nicht einmal annähernd plausibel erscheinen dürfte. Vor allem nicht in der Kürze der Zeit, da bereits nach knapp 80 Minuten der Abspann beginnt. Es ist die leidige Krux, die alle Fortsetzungen betrifft: Wie begeistert man die Unerfahrenen auf der einen und die eingefleischten Fans auf der anderen Seite, ohne die jeweils konträre Partei zu vernachlässigen?
Michael J. Bessett („Solomon Kane“ [2009]), der zugleich für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, wählt kurzerhand den Weg des geringsten Widerstandes, indem er sich auf die offensichtlichste Stärke des Vorgängers besinnt und diese in neue (dreidimensionale) Dimensionen hievt. Keine Frage, auch hier stellt die schockierend-düstere wie auch faszinierende Optik, die gekonnt das Flair des gleichnamigen Videospiel-Klassikers von
Konami einfängt, das Nonplusultra des Films dar und präsentiert selbst in 2D mehr als einmal gekonnte Settings nebst sie bevölkernden Kreaturen. Und so ist
„SILENT HILL: REVELATION“, wenn schon kein Film der großen Worte, in jedem Fall ein solcher voller großartiger Bilder, an denen man sich zumindest bis zu einem gewissen Grad satt sehen kann.
Abseits der Bilder bleibt nämlich leider nicht viel übrig, was Begeisterungsstürme auslösen dürfte. Wahrscheinlich ist die junge Hauptdarstellerin
Adelaide Clemens (demnächst in „Der große Gatsby“ [2013] zu bewundern) noch mit das Aufsehenserregendste, was der Film zu bieten hat. Sie meistert die schwierige Aufgabe, zugleich die gute als auch die böse Seite einer zerrissenen Persönlichkeit zu charakterisieren, mit gespielter Leichtigkeit und fällt erfrischenderweise gar nicht erst in bekannte Muster des Horrorgenres zurück, wenn sie panisch vor unheimlichen Mächten durch finstere Orte flieht. Kein aufgesetztes Kreischen ist zu vernehmen, kein over-the-top-Acting, bei dem man sich sonst gerne insgeheim wünscht, der Verfolger im Hintergrund möge sich mit seinem diabolischen Vorhaben doch bitte beeilen und den Zuschauer von den Qualen des Fremdschämens befreien. Nein, dieses Mädchen ist bodenständig und spielt ihre Rolle mehr als solide, was all die anderen großen Namen gezwungenermaßen zu Nebendarstellern degradiert.
Sean Bean („Game of Thrones“ [2011]) als geheimnishütender Vater,
Carrie-Anne Moss („
Matrix“ [1999]) mit seltsamer Frisur oder Altstar
Malcom McDowell („
Heroes“) – sie alle geben ihr Bestes, sich zu profilieren, scheitern mit diesem Vorhaben aber an dem mageren Drehbuch und der immens kurzen Laufzeit des Film von gerade einmal 1 ½ Stunden (der Vorgänger kam immerhin auf etwas über 2 Stunden). So bietet
„SILENT HILL: REVELATION“ zwar zu jeder Zeit knackig-kurzweilige Unterhaltung und lässt sich auch in inszenatorischer Hinsicht nicht die Butter vom Brot nehmen. Er bleibt im direkten Vergleich mit dem gelungenen Vorgänger aber leider auch ein Film der verschenkten Möglichkeiten, der, anders als Teil 1, einfach nicht nachzuhallen vermag. Das mögen einige ausreichend finden. Mit gutem Recht, wohlbemerkt, wenngleich eine traurige und umso bittere Wahrheit hinter diesen Worten steckt, die selbst den Rezensenten etwas betrübt. Denn weitaus mehr als ausreichend ist dieser erneute Ausflug nach
Silent Hill wirklich nicht.
Fazit: Man merkt der Fortsetzung
„SILENT HILL: REVELATION“ an, dass hinter der Kamera Leute am Werk waren, denen dieses Projekt wichtig war. So sind vor allem das Setdesign und die Atmosphäre zum Großteil wirklich außerordentlich gelungen. Abseits der optischen (3D-)Brillanz verhebt sich Bessetts Horrorschocker jedoch an einer allzu gestrafften Erzählweise, die (erfolglos) versucht, Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen zu befriedigen und dadurch arg gehetzt daherkommt. Macht dies den Film zu einem schlechten Vertreter seiner Zunft? Nein. Es lässt ihn aber leider auch nicht wie
das Herzensprojekt wirken, das er zu sein vorgibt, zu offensichtlich ist der Aufsprung auf den dreidimensionalen Zug, der einmal mehr in Richtung Profit unterwegs ist. Nur um auf halber Strecke im Tunnel steckenzubleiben...