Brennende Autowracks und aufgespießte Schrumpfköpfe säumen den Weg zu Englands berüchtigtster Mädchenschule: St. Trinian. Auch sonst macht die Schule nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Annabelle Fritton (Talulah Riley) ist sofort skeptisch und das schreiende Mädchen, das von einer Mitschülerin hinter einem Traktor her geschleift wird scheint ihr Recht zu geben. Doch trotz ihrer Bedenken lässt ihr Vater, Carnaby Fritton (Rupert Everett) sie dort. Immerhin ist Annabelles Tante, Camilla Fritton (Rupert Everett), Rektorin dieser Schule. Viel nutzt ihr das jedoch nicht. Das Leben ist nun mal kein Ponyhof und St. Trinian ist es erst recht nicht. Der widerstrebende Neuzugang wird auch gleich gebührend von ihren neuen Mitschülerinnen empfangen, die Annabelles Kleidung und Handtücher stibitzen und sie dann dabei filmen, wie sie nackig durch die Flure rennt. Natürlich wird der ganze Spaß auch noch im Internet übertragen.
Doch die unbeschwerten, anarchischen Zeiten, in denen man Wodka im Chemieunterricht destillieren oder sich in Kunst der Aktmalerei widmen konnten, könnten bald vorbei sein. Der neue Bildungsminister Geoffrey Thwaites (Colin Firth) hat den schlechtesten Schulen des Landes den Kampf angesagt. An der schlechtesten Schule will er ein Exempel statuieren. Das ist an normalen Standards gemessen, eindeutig St. Trinian. Damit nicht genug. Aufgrund des extravaganten Lebensstils der Rektorin steckt die Schule zudem in finanzieller No
t. Die Bank ist da nicht zimperlich: 50 000 Pfund oder Zwangsversteigerung. Da die Girls von St. Trinian nicht zu der Sorte Mädels gehört, die kampflos aufgeben, wird ein Plan entwickelt, wie man die Schule retten kann. Um Thwaites die Munition zu nehmen wollen die Mädels das TV-Quiz School Challenge gewinnen. An das Geld wollen sie kommen, indem sie Vermeers berühmtes Gemälde ‚Das Mädchen mit dem Perlenohrring‘ stehlen. Natürlich findet das Finale der TV-Quizshow zufällig im gleichen Museum in London statt, in dem auch das Bild ausgestellt ist. Nun müssen sich die Mädels, die unterschiedlicher nicht sein können, nur noch zusammenraufen und sich gemeinsam zu ihrem Ziel vorschummeln …
Gleich vorneweg:
Die Girls von St. Trinian ist nicht die bitterböse, rabenschwarze Komödie, die sie hätte werden können. Oliver Parker und Barnaby Thompson konnten sich offensichtlich nicht so recht entscheiden, in welche Richtung ihr Film gehen sollte und so ist
Die Girls von St. Trinian an vielen Stellen zu handzahm, um wirklich schockieren zu können. Entschädigt wird der Zuschauer aber durch die zum Teil herrlich komischen Dialoge, die für den eifrigen Filmkonsumenten eine Vielzahl von Anspielungen und Zitate bereithalten. Dass, zum Beispiel, Camilla Frittons Hund, Mr. Darcy, einen besonderen Narren an den von Colin Firth verkörperten Geoffrey Thwaites gefressen hat, ist alles andere als ein Zufall. So wird der Film wenigstens nie langweilig, auch wenn er manchmal ins Lächerliche abdriftet und so manch eine Szene etwas zu dick aufgetragen wurde. Das mag der Zielgruppe geschuldet sein. Denn
Die Girls von St. Trinian ist vor allem eins: Ein Girlie-Movie. Und hier liegt leider die Schwäche des Filmes. Waren die Comics von Ronald Searle aus den 40igern und 50igern sowie die erste Verfilmung,
The Belles from St. Trinian, noch eine heitere Satire auf das prüde England mit seiner Doppelmoral, so ist Parkers und Thompsons Version nur ein überdrehter, ideenüberladener Versuch die Essenz der Originale einzufangen und in unsere Gegenwart zu transferieren. Keine leichte Aufgabe, denn wer pikiert sich heutzutage noch über junge Mädchen, die zu kurze Röcke tragen, über Sex reden und das ein oder andere Mal fluchen? Und dass die ein oder andere Lehrkraft nicht unbedingt das beste Vorbild für seine Schützlinge ist, weiß jeder, der schon mal auf einem Abiball war.
Aber genug von den Schwächen.
Die Girls von St. Trinian ist eine willkommene Abwechslung zu den amerikanischen High-School-Filmchen der letzten Jahre. Nicht vulgär und albern, sondern amüsant und schlagfertig, mit Sinn für gutes Timing, auch in visueller Hinsicht. Die Briten haben eben doch einen ausgefeilten Humor, der selbst, wenn er nur mittelmäßig ist noch zu unterhalten weiß. Zudem sind mit Rupert Everett, Colin Firth, Anna Chancellor, Lena Headey und Stephen Fry mehr als genug hochkarätige, gut aufgelegte britische Schauspieler versammelt, um den Film zusätzlich aufzuwerten. Und zwischen den bunt durcheinander gewürfelten Girls tummelt sich auch noch das neueste Bondgirl Gemma Arterton, so dass in Sachen Besetzung keine Wünsche offen bleiben.
Die Girls von St. Trinian: Keine besonders gute Satire, dafür aber ein gelungener Film, der den Spagat zwischen Schul- und Gaunerkomödie mit einem Augenzwinkern bewerkstelligt und kurzweilige Unterhaltung garantiert.