Die Schauspielerin Vanessa Paradis, die man eher als Sängerin des Lieds
Joe le taxi und als Lebenspartnerin von Johnny Depp kennt, ist zurück auf der Kinoleinwand. Ihr neuer Film
Der Auftragslover von Regisseur Pascal Chaumeil hat zwar einige komödiantisch gelungene Ansätze und auch die schauspielerischen Leistungen machen insgesamt Spaß, doch wird alles durch die ärgerliche Handlung in den Hintergrund gestellt.
Für Alex Lippi (Romain Duris) gibt es drei Arten von Frauen: die Glücklichen, die Unglücklichen, die ihr Leben jedoch hinnehmen, und die Unglücklichen, die es sich aber nicht eingestehen. Alex konzentriert sich auf die letzte Gruppe und verdient sein Geld als Blender in Liebesdingen. Er verdreht Frauen den Kopf, um ihnen zu zeigen, in welch unglücklicher Lage sie sich mit ihrem derzeitigen Partner befinden. Ein Kuss von Alex und sie sind geheilt. Auftraggeber sind verzweifelte Freunde und besorgte Eltern der Frauen. Die Methode ist zwar stets die gleiche, doch betreiben Alex und sein Team, seine Schwester (Julie Ferrier) und sein Schwager (François Damiens), großen Aufwand bei jedem Projekt: sie recherchieren und spionieren um die richtigen Infos an der richtigen Stelle platzieren zu können, sie schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen, die es für eine perfekte Inszenierung braucht und sie setzen Hightech-Geräte ein, um alles zu beobachten und auf unerwartete Ereignisse reagieren zu können. Eigentlich sehen sie sich a
uf der guten Seite, denn sie bringen nur Beziehungen auseinander, bei denen es den Frauen nicht gut geht. Alex und sein Team geraten eines Tages unter finanziellen Druck und nehmen ausnahmsweise wegen des Geldes den Auftrag an, der glücklich verliebten Juliette (Vanessa Paradis) und ihrem netten Verlobten einen Strich durch die Hochzeitsrechnung zu machen. Und das in nur einer Woche. Trotz aller Anstrengungen muss Alex erkennen, dass Juliette nicht nach dem gewohnten Muster funktioniert und er deshalb improvisieren muss.
Um ehrlich zu sein:
Der Auftragslover funktioniert nicht. Obwohl die ersten Szenen dieser Screwball-Comedy recht schwungvoll starten, erscheint schon mal die Methode unglaubwürdig. Welche Frau lässt sich gern verführen, um dann nach dem ersten Kuss im Regen stehengelassen zu werden? Schnell gerät der Zuschauer dann bei der Haupthandlung in einen Dauerkonflikt. Wünscht man Alex wirklich, dass er es schafft, seinen Auftrag zu erfüllen und dabei eine glückliche Beziehung zu zerstören? Dass er sich selbst bei seiner Mission verliebt, macht ihn zwar sympathischer, doch auch ein fragwürdiger Charakter kann sich schließlich mal verlieben.
Eigentlich fragt mich sich ständig, was die ganze Mission soll. Abgesehen von einem Batzen Scheine natürlich. Das Paar ist doch glücklich. Aber nur an der Oberfläche, denn im Herzen – so suggeriert es der Film – ist Juliette wild. Und weil dies in ihrer Vergangenheit in einer persönlichen Tragödie endete, versteckt sich die Arme nun hinter einer Spießer-Fassade. Hier ist der Film unerträglich klischeehaft, denn als Groupie durchzubrennen und mit einem geklauten Auto spazieren zu fahren soll ach so durchgeknallt sein. An der Seite eines lieben und verliebten Verlobten, der auch noch gut aussieht und ihr ein Luxusleben bietet - Madame würde sich ja zu Tode langweilen. Wäre ihr Verlobter ein Mistkerl, dann würde man zu ihr halten, lieber arm und frei als reich und in Ketten gelegt. Doch so ist Juliette nur ein reiches und verwöhntes Ding, das sich erst Probleme schaffen muss, da es sonst keine hat. Dass ihre beste Freundin ein geld- und sexgieriges Stück ist, passt an dieser Stelle ganz gut ins Drehbuch. Es mag ja besser ihrem Naturell entsprechen, dass sich Juliette gegen ihren Verlobten entscheidet, aber wie soll sich der Zuschauer darüber freuen, dass sie es deshalb tut, um mit einem Betrüger zusammen zu sein, der ihr das wilde Leben nur vorgelogen hat. Der Film hat einen großen Haken, er nimmt den Zuschauer emotional nicht mit, denn die Hauptrollen sind unsympathisch.
Immerhin sind die Darsteller gut. Denn trotz ihrer Rollen ohne Identifikationspotential sieht man ihnen gerne zu. Paradis beherrscht die kühle und genervte Tochter aus reichem Haus tadellos. Manchmal sieht sie etwas müde aus, irgendwie farblos, aber Hochzeitsvorbereitungen sind ja nun auch kein Spaß. Duris bekommt den Lover-Blick recht glaubwürdig hin und man nimmt ihm den oberflächlichen Hallodri gerne ab. Seine beiden Komplizen geben ein insgesamt originelles Paar ab und harmonieren gut. Auch gibt es einige einfallsreiche Szenen, die sich das Auftragsteam ausdenken muss, um die Missionen zu erfüllen. Wir sehen Verfolgungsjagden, Schlägereien, nackte Haut, und das alles vor der Kulisse der Côte d'Azur. Optisch kann man bei
Der Auftragslover nicht meckern.
Trotz guter Schauspieler und einiger origineller Ideen überschattet das missglückte und nur allzu vorhersehbare Drehbuch den Film. Schade, aber das ist das Risiko, wenn keine einzige Person geschaffen wird, die sympathisch ist und mit der der Zuschauer mitfühlen kann.