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Das Auge der Spinne

Das Auge der Spinne

Ein Film von Roberto Bianchi Montero

Und wieder Nachschub für den Exploitation und Eurokult-Fan aus dem Hause NEW Entertainment in Form einer auf 222 Stück limitierten großformatigen an die alten Videohüllen angelehnten Hartbox:
Diesmal mit einer Veröffentlichung des lange Jahre verschollenen Thrillers „Das Auge der Spinne“.

Antonio Sabato ( bekannt aus zahllosen einschlägigen Streifen, unter anderem aus der als Edgar Wallace-Film zwangsvermarkteten Umberto Lenzi Co-produktion „Das Geheimnis des silbernen Halbmondes“) ist Paul.
Paul hat zusammen mit ein paar Freunden die blendende Idee einen Überfall im malerischen Wien zu begehen. Das da nicht alles glatt geht, kann man sich schon denken.

Double Crossing also: Paul wird ganz schön übel mitgespielt. Sobald seine vermeintlichen Kumpanen die Beute in Händen halten, knallen sie ihn über den Haufen und lassen den schwer Verwundeten zurück.
Pech nur für die Verräterband rund um den Oberintriganten Fischer, nur „der Polacke“ genannt (Klaus Kinski), dass Paul widerstandsfähiger als erwartet ist.
Er überlebt und wird nach seiner Genesung aus einem Gefangenentransport der ihn ins nächste Gefängnis überstellen soll befreit. Sein unbekannter Wohltäter (Van Johnson) macht Paul ein Angebot, dass er nie und nimmer ausschlagen kann und bietet ihm eine einmalige Chance auf Rache. Dazu muss er sich allerdings zuerst einer Gesichtsoperation unterziehen, um unbemerkt unter seinen Exkumpane
n operieren zu können…..

In „Das Auge Der Spinne“ orientiert sich Regisseur Roberto Bianchi Montero, der sonst für solche Meisterwerke wie „Jung, nackt und liebestoll“ verantwortlich war, deutlich an den französischen Policiers und den Meisterwerken Jean-Pierre Melvilles („Vier im roten Kreis“ und „Le-Samourai - Der eiskalte Engel“).
Autoverfolgungsjagden oder die sonst im Genre so obligate Action werden völlig einer mehr als bedächtigen Erzählweise geopfert.
Wobei hier zu keinem Zeitpunkt die Klasse der großen Delon-Vorbilder aus Frankreich erreicht wird- der Film wirkt eher wie deren Parodie.
Ja, man ist so gar versucht zu sagen, dass Monteros Film bloße Zeitschinderei ist. Eine komplett unnötige Autofahrt reiht sich an die nächste.
Kein Wunder, kommt ja auch recht billig wenn man den Kameramann einfach auf den Beifahrersitz pflanzt und ihn völlig ohne Beleuchtung im Tunnel wackelig vor sich hin filmen lässt.

Trotz der knappen Laufzeit von nur 84 Minuten zieht sich der Film stellenweise wie der sprichwörtliche Strudelteig. Unmotivierte Sexszenen, immerhin muss man ja die von den italienischen Produzenten scheinbar verhängte Tittenquote erreichen, und noch unmotiviertere Dialoge wechseln sich da ab.
Für Belustigung sorgt in den hanebüchenen Gesprächen,insbesondere die skurrile Synchro - unpassender gehts echt nicht. Gerade der österreichische Synchronsprecher Sabatos sorgt hier für einige Erheiterung.

Der hier zur Schau gestellte Dilettantismus sucht selbst in einem Genre, das schon so manche fragwürdige Perle hervorgebracht hat, seines Gleichen.
Van Johnson (bekannt aus „Die Caine war ihr Schicksal“), nur einer der Stars aus den USA die in bella Italia ihr Glück versuchten, als Drahtzieher im Schatten, wirkt so diabolisch wie ein Nachrichtensprecher.
Seine Gespielin, die nebenbei auch das Betthupferl für Sabato spielt wird von Lucretia Love verkörpert.

Einziger Lichtblick ist der hier dauerqualmende Klaus Kinski, der zumindest am Schluss seinen großen Auftritt hat.
Vierter Hauptdarsteller im Bunde, ist der gut alte J & B. Jener Kultwhiskey der in Product Placemet - verdächtiger Art und Weise in so gut wie jedem Italofilm der 60er und 70er vorkommt. J & B hat auch ungefähr so viel Screen-Time wie Kinski - für Fans des exzentrischen Schauspielers ist der Film also nur bedingt zu empfehlen ( obwohl der grenzwertige Schluss vieles wieder wett macht). Aber gut, anders als mit reichlich Whiskey im Glas kann man den Film vermutlich eh nicht ertragen.

Von den Logiklöchern fang ich jetzt gar nicht erst an.
Sabato, der den ganzen Film hindurch wie der Wolfman höchstpersönlich aussieht, hat vor seiner an einen berühmten Bogart-Film angelehnten Operation eine lächerliche aufgeklebte Nase.
Nach erfolgreicher OP ist die falsche Nase weg. Sabato sieht aber ansonsten genauso aus wie vorher. Völlig logisch also, dass ihn niemand - ich wiederhole, absolut niemand - mehr erkennt…..

Aber:
Der Film unterhält einen trotz einiger Längen ganz vorzüglich.
Allerdings nur aufgrund seiner unfreiwilligen Komik. Die meisten Darsteller sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind und die verworrenen Szenen, gepaart mit den hirnrissigen Dialogen sind teilweise zum Brüllen.
Da diese Wirkung vom Film, der sich selbst allzu ernst nimmt, nicht beabsichtigt war könnte man je nach Sichtweise auch noch einen Stern dazugeben.
Besondes wenn man den Film als weiteres Juwel in der Reihe "denkwürdige Filmtode des Klaus K." sieht.

Warum der Film „Das Auge der Spinne“ heißt, bleibt bis zum Schluss rätselhaft. Vermutlich wollte man sich mit dem Titel an populäre Gialli anhängen.

Der Film besitzt jedoch in jedem Fall einen unabsprechbaren Kultfaktor : So bad it´s good.
Für Sammler, Trash- und Kultfans also empfehlenswert.

Eine Rezension von Anatol Holzbauer
(11. März 2009)
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Daten zum Film
Das Auge der Spinne Italien 1971
(L'Occhio del ragno)
Regie Roberto Bianchi Montero Drehbuch Luigi Angelo, Aldo Crudo und Fabio De Agostini
Produktion
Darsteller Klaus Kinski, Antonio Sabato, Lucretia Love, Van Johnson
Länge FSK 18
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