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Razorback - Kampfkoloss der Hölle

Razorback - Kampfkoloss der Hölle

Ein Film von Russel Mulcahy

Es gibt sie als Haus-, Mast- und Wildtier; rosig, gestreift oder wollig; in mini und in riesig, mit Hängebauch, Ringelschwanz und aufgestellten Rückenborsten; als Schnitzel, Schinken und Eisbein; gepökelt, geräuchert und gebraten; als Glücksbringer, Kuscheltier oder Spardose; man kennt sie unter Eber, Ferkel, Sau, Frischling, Keiler, Bache, Hauer oder als Namensgeber für Schimpfwörter; sie sind alles nur nicht koscher und überall zu finden, sogar in Horrorfilmen. Wer sich so penetrant in alle Facetten des menschlichen Lebens hineinwurschteln konnte, verdient es, auch mal eine Rezension gewidmet zu bekommen. Reden wir an dieser Stelle also einmal über das Schwein.

Das Schwein ist so groß wie ein Nashorn mit ebenso gefährlichen wangenzierenden Stoßdingern, recht blutrünstig und hinterfotzig und der Stunkmacher des australischen Outbacks schlechthin. Als Kinderklauer und Frauenfresser hat er sich nämlich nicht gerade beliebt gemacht, was vor allem Opa Jack übel aufstößt, dem nämlich vorgeworfen wird, am Verschwinden seines Enkelbabys selbst schuld zu sein. Bald findet sich der auf Rache sinnende Greis aber in bester Gesellschaft, macht sich doch Kanadier und sexy Held der Geschichte Carl auf den Weg nach Down Under, um seine vermisste Frau zu suchen, die eigentlich nur mal eben das Thema illegale Känguruhjagd vor Ort recherchieren wollte. Der kluge Zuschauende weiß übrigens jetzt schon: es war nicht der Erdboden, der Baby
und Journalistin verschluckt hat…

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Mit welcher Erwartung man an einen Film herangeht ist sicherlich genauso wichtig wie welches Genre man generell verabscheut. Für aktive GegnerInnen des australischen Schweinehorrorfilms der achtziger Jahre, die eine Schlacht- und Knallbummparade im Stil von „Terminator 3 - Rebellion der Maschinen“ erwarten, ist „Razorback“ – man ahnt es schon – totaler Schmu. Für Tierhorrorfans, die auf Endzeitlook stehen und denen Krokodile, Haie und Dinosaurier zu langweilig geworden sind, könnte das Schwein zumindest ganz unterhaltsam sein, wenngleich sich auch diejenigen nicht dazu hinreißen lassen werden, fortan nur noch Tofuwürste auf den Grill zu schmeißen.

Das Schwein nämlich hat zwar keine Probleme damit, Frauen und Kinder zu verschleppen, ist aber ansonsten gar nicht so draufgängerisch und spotlightgeil, wie man vielleicht erwarten würde. Unser ringelbeschwanztes Wüstenungeheuer ist nämlich ganz schön kamerascheu und wagt es, höchstens mal die halbe Hinterbacke in die Linse zu halten oder einem mit müdem Äuglein zuzuzwinkern. So einen richtig guten Blick auf das gesamte Vieh kriegt man leider nicht, wodurch das ganze leider etwas statisch wirkt. Dem remmidemmiverwöhnten Auge wird hier also recht schnell langweilig. Da hatten die Südkoreaner mit „Keiler - Der Menschenfresser“ schon mehr zu bieten, sah man da immerhin auch mal die komplette Wildsau durchs Unterholz hoppeln. Nagut, die hatten auch einen zeitlichen Vorsprung von immerhin 25 Jahren…

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Skurril ist eine Eigenschaft, die man „Razorback“ leider dann und wann zuschreiben muss und die so unpassend erscheint, als wäre „Schweinchen Babe“ mittendrin kurzzeitig mal ein Horrorthriller. Die ständigen Einblendungen zweier psychopathischer Känguruhwilderer nervt irgendwann, geht doch von den beiden bald mehr Gefahr aus als von dem Schwein selbst und da die Gebrüder Illegal auch noch in voller Körpergröße präsentiert werden, stehlen sie dem doch weitaus attraktiveren verwilderten Hausschwein (übrigens die Definition eines „Razorback“) die Schau. Inneres Aufseufzen verursacht zudem der flotte Partnerinnenwechsel des sexy Helden (also des menschlichen), der erst noch ganz engagiert seine Frau sucht, aber dann ganz schnell doch in die Arme einer blonden Farmerin sinkt. Naja, der arme Witwer war schließlich schon mehrere Tage Single…

Optisch macht „Razorback“ trotz fehlender Ganzkörperaufnahme der Kampfsau aber doch was her. Das australische Outback wird ganz passend in Endzeitstimmung in Szene gesetzt und die kleinen verschweinten Verwandten des lebenden Monsterschnitzels sind sooooooooo süüüüüüüß und im Gegensatz zu ihrem dicken Onkel recht oft zu sehen. Eine totale Schweinerei ist „Der Kampfkoloss der Hölle“ (Wer kennt sie nicht? Die netten deutsche Titelzusätze…) nicht, aber zu viel zu erwarten wird gestraft. Lieber mal nebenbei laufen lassen, während man sich ein Schinkenbrot genehmigt.

Eine Rezension von Anja Strilek
(18. März 2011)
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Daten zum Film
Razorback - Kampfkoloss der Hölle Australien 1984
(Razorback)
Regie Russel Mulcahy Drehbuch Everett De Roche
Produktion Hal McElroy
Darsteller Gregory Harrison, Arkie Whiteley, Bill Kerr, Chris Haywood, David Argue
Länge 88 min FSK 16
Filmmusik Iva Davies
Kommentare zu dieser Kritik
Cousin sagte am 20.03.2011 um 21:12 Uhr

Der Film ist eine nette kleine Unterhaltung für zwischendurch, aber der "Kampfkoloss der Hölle" ist eher ein träger Zeitgenosse und raubt dem Film die Action. Die Rezension von Anja beschreibt den Film schon ganz gut.
Nur das coole Kamel heitert die Stimmung auf und muss unbedingt erwähnt werden. :)

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