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von Richard E. Cunha




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Gamera: Guardian of the Universe

Gamera: Guardian of the Universe

Ein Film von Shusuke Kaneko

Ein japanischer Plutoniumfrachter läuft auf Grund, obwohl er sich eigentlich in tiefen Gewässern befindet. Doch wer rechnet hier schon mit einem riesigen Atoll, dass durchs Meer treibt. Gleichzeitig wird verschwindet die Bevölkerung einer wenig besiedelten Insel, in den letzten Funksprüche ist von riesigen Vögeln die Rede. Und tatsächlich sind drei riesige Vögel namens Gyaos auf Menschenjagd - und dabei ziemlich hungrig. Das japanische Militär möchte sie lebend im örtlichen Stadion einfangen, doch auch das treibende Atoll hat da ein Wörtchen mitzureden. Denn immerhin birgt es ein Geheimnis: den Retter der Welt...

Gamera! Welch klangvoller Name für einen Fan von liebevoll gemachtem Trash! Was ist aber Gamera, für Leute die es nicht kennen? Die japanischen Toho-Studios feierten mit ihren Godzillafilmen ab 1954 riesige Erfolge und spülten auch im Ausland immense Mengen an Geld in die Kassen der Produktionsfirma. Mit Godzilla schuf man eine Figur die sich prima zum Franchise ausbauen ließ, so dass es wenig verwunderlich ist, dass mehrere Produktionsfirmen auf den Zug mit aufspringen wollten. Die Godzilla-Filme sind natürlich die bekanntesten, erfolgreichsten und auch zahlreichsten Filme dieser Art, doch die japanischen Daiei Studios schufen 1965 ein Konkurrenzprodukt, dass es immerhin auch auf 12 Filme brachte, was neben den 28 Filmen von Godzilla natürlich eher überschaubar bleibt: Gamera war geboren. 1965 stand die Riesenschildkröte erstmals vo
r der Kamera, im aus Kostengründen in schwarz-weiß gedrehten Film "Gamera - The Invincible", der zugleich auch der letzte Film dieser Art in s/w sein sollte. Die Filme wurden mit deutlich weniger Geld als das Konkurrenzprodukt von Toho gedreht, sorgen vor allem aufgrund der technischen Machart heute noch für so manchen Lacher, doch das sollte sich irgendwann ändern. 1967 erschien "Gamera vs. Gyaos", der nicht wirklich in Erinnerung blieb, doch Gyaos wurde zu einem recht beliebten Monster, und als anlässlich des 30-jährigen Jubiliäums des Franchise ein neuer Film produziert werden sollte, durfte auch Gyaos auf die Leinwand zurückkehren. Vorhang auf für "Gamera: Guardian of the Universe"!
Gamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the Universe
Der Film beginnt mit einem typisch japanischen Nukleartransport der kurz vor Erreichen seines Zieles steht, doch natürlich ertönt sogleich der Alarm. Auswirkungen auf das weitere Geschehen hat dieser Prolog nicht unbedingt, kann aber als netter Augenzwinker zu Godzilla verstanden werden, der ja immer sehr eng mit Atomtechnik verbunden war. Dafür lernen wir sehr bald eine Reihe von Charakteren kennen die eine ganz besondere und lobenswerte Eigenschaft gemein haben: sie nerven nicht! Normalerweise sind die zwischenmenschlichen Szenen ohne Monster-Mayhem ja relativ fade, aber hier sind sie durchaus anschaubar und langweilen nicht. Es gibt ein paar durchaus interessante Hintergrundinformationen zum kommenden Geschehen, und das Filmteam schafft es sogar, die erste halbe Stunde sehr kurzweilig erscheinen zu lassen, obwohl Gamera tatsächlich erst nach einer geschlagenen halben Stunde auftaucht! Mutige Entscheidung! Auch sonst sorgt der Film für Spannung und gute Atmosphäre, hervorheben möchte ich die Nachrichtensendungen vor der großen Schlacht zwischen Gamera, Gyaos und dem Militär. Hier wird wie aus dem Lehrbuch für Atmosphäre und Spannung gesorgt, was in diesem Genre doch eher selten ist. Auch ausstattungstechnisch gibt es schöne Details, gerade bei den Effektszenen. So schüttelt sich Gamera beim ersten Auftauchen erstmal das Geröll vom Panzer, auch die Modelle sind liebevoll gestaltet. Es wirkt einfach ziemlich realistisch, soweit man bei einem Film mit einer riesigen Schildkröte von Realismus sprechen kann.

Was den Film dann von vielen anderen Vertretern des Genres auch noch unterscheidet, sind zwei Faktoren: der Film hat tatsächlich sowas wie eine Botschaft, sowie ziemlich deutliche Gewalt. Sicherlich hatte auch der Original-Godzilla schon Subtext und eine Botschaft, aber in den folgenden Filmen, und damit auch bei der Gamera-Reihe, war der tiefere Sinn eigentlich eher im Urlaub, während sich die Männer in Kostümen gegenseitig in Modellstädten die Birne weichkloppen durften. "Gamera: Guardian of the Universe" beschreitet hier relativ konventionelle Wege, und hängt seine Message sogleich am eigentlich Kern der Story, dem Wiedererwachen der Gyaos auf. In einer Dialogsequenz wird dann die Botschaft des Films auch direkt mit Archivmaterial angesprochen, man solle doch bitte nicht die Umwelt zerstören, da sonst der Menschheit der Untergang droht - Al Gore mit riesigen Killervögeln, was will man mehr? Daneben ist der Film noch relativ brutal und richtet sich doch eher an ein erwachsenes oder zumindest jugendliches Publikum. Die Gyaos ernähren sich ganz offensichtlich von Menschen, während in Godzilla-Filmen die Bedrohung eigentlich vermehrt durch Sachschäden verkörpert wird. Dazu fressen sich die Gyaos auch durchaus mal gegenseitig auf, und Regisseur Kaneko scheut sich auch nicht davor, Menschen zertrampeln und von Trümmern erschlagen zu lassen. Der Showdown findet aber dann doch in einer evakuierten Stadt statt und ist relativ kurz aber heftig.
Gamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the Universe
Gamera selbst ist schon ein besonderes Riesenmonster. Man stelle sich das einfach mal vor: eine knapp 60 Meter große Riesenschildkröte, die Feuerbälle verschießt und durch Fürze (!) fliegen kann! Das das ganze nicht komplett ins grenzdebil-lächerliche abgleitet ist dem tollen Design der Gamerasuit zu verdanken, die uns die Schildkröte als recht fiese und bullige Figur visualisiert. Dazu kommt noch, dass Gamera tatsächlich insofern realistisch wirkt, dass sie auch verletzlich ist und einiges einstecken muss. Sogar das Militär ist eine ernste Bedrohung für sie, so dass, wenn das japanische Militär denn mal einen Treffer anbringen sollte, tatsächlich eine Gefahr für Gamera entsteht. Zur Entstehung von Gamera bekommen wir in diesem Teil schon ein paar Hintergrundinformationen, die sie auch angenehm von dem 08/15-Mutierten-Nuklearmonster abhebt. Minor spoilers ahead! Eine versunkene Zivilisation erschuf die Gyaos per Gentechnik, konnte sie aber nicht kontrollieren. Um den Untergang (erfolglos) abzuwenden, erschuf man Gamera, die Beschützerin der Menschheit (in meinen Augen ist Gamera weiblich, daher schreibe ich immer "sie". Könnte am A als Endung des Namens liegen, also steinigt mich bitte nicht). Bei den Konzepten der Gyaos und Gamera leistet sich das Drehbuch überraschend wenig Schnitzer, so dass die Hintergrundgeschichte durchaus überzeugen kann. Leider sind die Gyaos relativ hölzern dargestellt, und gerade der Suit wirkt etwas steif. Selbst Shinji Higuchi (Spezialeffekte) mag die Gyaos in dieser Form nicht, war aber an die Vorlage aus den 60ern gebunden.

Das klingt ja alles sehr sehr fein, und ist es überwiegend auch. Leider gibt es ein paar kleinere Schwachpunkte des Films, die den guten Gesamteindruck des Film doch ein wenig stören. Da wären zum einen ein paar kleinere Holprigkeiten im Script, so geht manche Szene ins Leere, aber trotzdem bleibt das Script doch recht straight. Zu bemängeln gibts dann aber doch ein paar Sachen bei der Essenz eines Kaijus: die Spezialeffekte! Sicherlich, wir reden von einem japanischen Monsterfilm Mitte der 90er Jahre, aber ich komme nicht dran vorbei - vor allem in Hinblick auf die anderen zwei Filme - hier ein bisschen Kritik anzubringen. Überwiegend sind die Effekte, für einen solchen Film diesen Alters, sehr gut gelungen. Ein paar Modellshots sind zu offensichtlich als solche zu erkennen, vor allem wenn die Modelle kleine Dinge darstellen, bspw. Autos. Aber richtig übel sind die Flugeffekte. Wenn sich Gamera und Gyaos in der Luft verfolgen, soll das fesselnd wirken, aber die Umsetzung ist leider mehr als peinlich, auch so mancher Start von Gamera ist alles andere als ansehnlich. Interessanterweise fand Shinji Higuchi (Spezialeffekte) die Szenen auch Scheisse, so dass er im zweiten Teil mehr Rauch hinzufügte, um abzulenken. Auch wusste er nicht, wie er eine Landung von Gamera einigermaßen gut realisieren sollte. Daher gibt es in dem Film keine Szene, in der Gamera landet - Higuchi lässt die arme Schildkröte jedesmal abstürzen oder eine Bruchlandung hinlegen! Trotzdem sind die Effekte insgesamt sehr gelungen, so mancher Shot ist wirklich ansehnlich geworden.
Gamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the UniverseGamera: Guardian of the Universe
Regie führte Shusuke Kaneko, der schon im Westen mit "Necronomicon" erste Sporen sammelte. Er wollte schon immer einen Kaiju drehen, da er damit aufwuchs, und 1992 bewarb er sich bei der Toho für einen Godzilla-Film, wurde aber abgelehnt. Nach der Gamera-Trilogie drehte er dann doch 2001 "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" einen ebenfalls superben Film rund um den großen Grünen und wurde dafür gefeiert. Zuletzt machte er mit der Mangaverfilmung "Death Note" auf sich aufmerksam. Tsuyoshi Ihara war auf dem letzten FFF in "Retribution" zu sehen, ist westlichen Zuschauern aber auch aus Clint Eastwoods "Letters from Iwo Jima" bekannt. Ayako Fujitani spielte in allen drei Filmen das Mädchen Asagi mit telepathischer Verbindung zu Gamera und ist immerhin, man mag es kaum glauben, die Tochter von Steven Seagal! Und mit zwei Gesichtsausdrücken mehr spielt sie ihren prominenten Vater an die Wand. Shinobu Nakayama ist hier als Vogelexpertin zu sehen, eine Rolle, die sie im dritten Film wiederholte. Mit "Godzilla vs. Mechagodzilla II" sammelte sie schon Monstererfahrungen, und spielte in "Fist of Legend" das Liebchen von Jet Li. Yukijiro Hotaru ist ebenfalls ein Verbindungselement aller drei Filme, und spielt hier noch einen Polizisten, der immer im Laufe der Reihe durch die Ereignisse immer mehr in den Suff abrutscht. Schöne Idee die Auswirkung der Monster auf den Einzelnen zu zeigen.

Auf DVD gibt es den Film sowohl in Deutschland als auch in Amerika. Die amerikanische DVD war die Grundlage für diese Rezension. Sie gibt es einzeln zu erstehen, aber auch in einem Trilogy-Set von ADV, dass die Nachfolger "Gamera 2: Advent of Legion" und "Gamera 3: Revenge of Iris" enthält. Es gibt durchaus einige Extras in Form von kurzen Featurettes und je 30 Minuten eines insg. 90 minütigen Interviews mit Shinji Higuchi. Die Synchro der US-DVD ist etwas künstlich, aber Deutschland hat eben mehr Erfahrung mit Synchronisation. Die dt. DVD gibt es aus dem Hause Laser Paradise, natürlich mal wieder in verschiedenen Versionen und Auflagen. Technisch geht aber auch die größtenteils in Ordnung, auch wenn die letzte Sichtung schon einige Zeit zurückliegt.

Fazit: "Gamera: Guardian of the Universe" ist ein sehr netter Kaiju, der die großartige Rückkehr eines doch sehr skurillen Monsters darstellt. Der Film überzeugt durch eine gute Geschichte und akzeptable Charaktere, schwächelt dafür bei so manchem Effekt. Im Hinblick auf die beiden Nachfolger gibts also 4 Sterne.

Eine Rezension von David Kugler
(07. März 2008)
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Daten zum Film
Gamera: Guardian of the Universe Japan 1995
(Gamera daikaijû kuchu kessen)
Regie Shusuke Kaneko Drehbuch Kazunori Itô
Produktion Daiei Studios Kamera Junichi Tozawa
Darsteller Ayako Fujitani, Tsuyoshi Ihara, Shinobu Nakayama, Yukijiro Hotaru
Länge 96:22 FSK 12
Filmmusik Kô Ôtani
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 08.03.2008 um 17:32 Uhr

So liebe Leser, das war also die Gamera-Reihe.

Diese drei Kritiken stellen für mich auch eine Art Testlauf dar: Besteht Interesse an weiteren Kritiken aus diesem Sektor? Namentlich geht es natürlich vor allem um die Filme mit dem großen Grünen, also Godzilla.

Falls ihr gerne diese Filme besprochen haben möchtet, wäre ein kurzer Kommentar schön.

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