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Charade

Charade

Ein Film von Stanley Donen

Während eines Winterurlaubs in den Bergen fasst Regina Lampert (Audrey Hepburn), oder „Reggie“, wie ihre Freunde sie nennen, den Entschluss, die Scheidung einzureichen. Sie hat nicht das Gefühl, von ihrem Ehemann wirklich geliebt zu werden, und außerdem scheint er so Einiges vor ihr zu verheimlichen. Zumindest Letzteres bestätigt sich, als sie von ihrer Reise in eine leere Pariser Wohnung zurückkehrt. Offenbar hat ihr Ehemann in aller Eile sämtliche Besitztümer verkauft, um schnellstmöglich die Stadt zu verlassen, wozu es jedoch nie kam. Vielmehr muss Reggie nun auf der Polizeiwache seine Leiche identifizieren und außerdem feststellen, dass er eine Viertel Million Dollar aus Regierungseigentum gestohlen hat.
Drei seiner ehemaligen Mitstreiter haben es nun auf Reggie abgesehen, von welcher sie vermuten, dass sie nun im Besitz des Geldes ist. Reggie selbst muss sich allerdings ebenso ohne jegliche Anhaltspunkte auf die Suche nach dem verloren gegangenen Vermögen machen, unterstützt und beschützt von Hamilton Bartholemew (Walter Matthau), einem Vertreter der amerikanischen Botschaft, Inspektor Edouard Grandpierre (Jaques Marin), einem Pariser Ermittlungsbeamten, und Peter Joshua (Cary Grant), einem erst kürzlich während ihres Urlaubs neu gewonnenem Freund.
Doch ebenso wenig wie Reggies Ehemann seine Geheimnisse mit seiner Frau teilen wollte, enthüllen nun Einige der Suchenden ihre wahre Identität. Und so dauert es nicht lange, bis sich alle in
dem altbekannten Jeder-verdächtigt-Jeden-Spiel wiederfinden. Zumindest manche der Verdächtigungen erweisen sich schon bald als außerordentlich berechtigt, als Einer nach dem Anderen die Schatzsuche – ebenso wie sein Leben – unfreiwillig aufgeben muss. So sieht sich Reggie mehr als einmal der unheilvollen Frage gegenüber, wem sie tatsächlich noch vertrauen kann...

Klingt soweit doch eigentlich ganz vielversprechend, oder? "CHARADE" war bei seiner Veröffentlichung auch sehr erfolgreich, genaugenommen eines der erfolgreichsten Projekte von Regisseur Stanley Donen ("Arabesque") überhaupt. Und doch scheint der Film unter Cineasten und gelegentlichen Filmkonsumenten heutzutage eine weniger gewichtige Stellung einzunehmen als manch anderer Vertreter seines Genres. Die vergleichsweise recht weit verbreitete Unkenntnis über den Film spiegelt die Schwierigkeiten, das Projekt überhaupt erst in seine Erschaffungsphase zu bringen, wider. Das ursprüngliche Drehbuch wurde von einem Studio nach dem anderen abgelehnt, niemand war an der Geschichte interessiert. Erst nachdem Peter Stone ("Silber, Banken und Ganoven") sie in Romanform veröffentlichte und anschließend wiederum aus dem Roman ein Drehbuch zauberte, gewann er das Interesse eben jener Studios, die das Projekt in erster Instanz abgeschmettert hatten.
Da fragt man sich doch, woher diese Ablehnung der ersten Stunden und die vergleichsweise schleppende Rezeption unserer Zeit kommen. Vielleicht sollten wir den Film in seinen Einzelelementen einmal differenziert betrachten. Möglicherweise kommen wir so hinter das Geheimnis:

Fangen wir mit dem grundlegendsten Punkt an, der Geschichte. Der Plot wurde ja eingangs bereits ausführlich beschrieben und muss daher hier nicht noch einmal nacherzählt werden. Was relativ schnell deutlich wird, ist, dass alle wichtigen Voraussetzungen für eine spannungsreiche Kriminalgeschichte vorhanden sind: standesgemäß beginnt der Film mit einem Mord (dem ersten in einer längeren Reihe), für welchen das wahrscheinliche Motiv zwar recht bald enthüllt wird, dessen ausführendes Organ aber bis zum Schluss ein Geheimnis bleibt. Das angesprochene Motiv ist natürlich das verschwundene Geld (neben der guten alten Rache wohl am weitesten verbreitet als logischer Ausgangspunkt für Film-Morde und Leinwand-Schnitzeljagden im Jeder-gegen-Jeden-Stil), womit wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt sind: dem die Handlung vorantreibenden Objekt der Begierde, dem sämtliche Figuren nachrennen. Diese Figuren werden zu Beginn eindeutig in Bösewichte und Nicht-Bösewichte unterteilt. Jedoch müssen diese scheinbar klar definierten Identitäten schon bald hinterfragt werden (sowohl von den Charakteren selbst als auch vom Zuschauer), sodass eine zweifelsfreie Zuordnung so mancher Figur zu einer bestimmten Gruppe nicht mehr möglich scheint. Von Langeweile in der Figurenkonstellation kann also eigentlich nicht die Rede sein, was bestimmend zum Unterhaltungswert des Films beiträgt. Auch wenn man einige der Wendungen vielleicht voraussehen kann, bleibt "CHARADE" doch spannend und überraschend bis zum Schluss, selbst für die Maßstäbe der Blockbuster-verwöhnten Filmkonsumenten der Gegenwart.

Die Geschichte selbst ist also nicht für den derzeitigen Mangel an Aufmerksamkeit verantwortlich. Möglicherweise liegt es doch an der Umsetzung? Denn wie wir wissen ist eine gute Story allein noch kein Garant für einen guten Film. Sie in die Hände eines Regisseurs wie Stanley Donen zu legen, kann aber eigentlich nicht so verkehrt sein, hatte er doch bereits Evergreens wie "Du sollst mein Glücksstern sein" (besser bekannt als "Singin’ in the Rain") [1952] und "Noch einmal mit Gefühl" [1960] geschaffen.
Aber es braucht auch glaubhafte Darsteller, um eine Geschichte ansprechend zu vermitteln. Audrey Hepburn ("Frühstück bei Tiffany") in der weiblichen Hauptrolle war jedenfalls schon mal ein Glücksgriff. Sie verkörpert die Reggie Lampert voller Unbeschwertheit und Charme, sodass man sie nur als wahrhaft hinreißend beschreiben kann. Ebenso schwungvoll ist Cary Grant ("Casablanca") in der Rolle des Peter Joshua. Als einer der charmantesten Schauspieler der Filmgeschichte gewinnt er mühelos die Sympathien der Zuschauer, selbst wenn die Intentionen seiner Figur zeitweise undurchsichtig oder gar kriminell erscheinen.
Walter Matthau ("Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3") als H. Bartolemew zeichnet für einen Großteil des Humors im Film verantwortlich, was nicht weiter verwundert, war er doch einer der herausragendsten Komödien-Darsteller überhaupt. Doch ebenso etabliert er sich vom ersten Auftritt seiner Figur an als ernst zu nehmender Charakterdarsteller, der seine Rolle gewissenhaft und mit viel Können ausfüllt.
Auch auf der „anderen“ Seite der Figurenriege kann der Film mit erstklassigen Schauspielern aufwarten, finden sich doch unter den Ganoven keine Geringeren als George Kennedy ("Die nackte Kanone") und James Coburn ("Die glorreichen Sieben"). Diese Zwei, ebenso wie Ned Glass ("Bridget und Bernie") – der Dritte im Bunde – zeichnen jeder einen anderen Typus von Bösewicht, doch alle sind sie gleichermaßen überzeugend.

Eine interessant gestrickte und clever inszenierte Geschichte, eine Prise Romantik, reichlich Humor, noch mehr Spannung, Henry Mancini ("Der Rosarote Panther") als Verantwortlichen für die Musik und jede Menge erstklassige Darsteller – objektiv betrachtet gibt es keine logische Erklärung dafür, warum "CHARADE" nicht auch heute noch einer der bekanntesten und beliebtesten Vertreter seines Genres und der Filmgeschichte überhaupt sein sollte. Bleibt also nur zu hoffen, dass die oben beschriebene Vernachlässigung des Werkes seitens der gegenwärtigen Film-konsumierenden Welt doch nicht so schwerwiegend ist, wie es den Anschein hat, oder dass sich dieser Zustand in Zukunft wieder hin zum Positiven wandelt. Ansonsten ist und bleibt "CHARADE" eben ein Diamant, dessen Funkeln in dem riesigen, unübersichtlichen Steinbruch genannt Filmwelt ein wenig untergegangen ist, aber ab und zu doch einmal von einem aufmerksamen Schatzsucher (wieder-)entdeckt wird...

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(25. Juni 2007)
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Daten zum Film
Charade USA 1963
(Charade)
Regie Stanley Donen Drehbuch Peter Stone
Produktion Stanley Donen, James Ware (Universal Pictures) Kamera Charles Lang, Jr.
Darsteller Cary Grant, Audrey Hepburn, Thomas Chelimsky, Jacques Marin, Ned Glass, Dominique Minot, James Coburn, Walter Matthau, George Kennedy
Länge ca. 113 Min. FSK 12
Filmmusik Henry Mancini
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