Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Das Haus der Vergessenen
von Wes Craven




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Stelvio Massi > Der Einzelkämpfer
Der Einzelkämpfer RSS 1.0


Der Einzelkämpfer

Der Einzelkämpfer

Ein Film von Stelvio Massi

Kommissar Ravelli wird mit einem neuen Fall betraut: Gangster haben als Filmteam verkleidet einen Geldtransport überfallen und dabei Millionen von Lire erbeutet. Bald wird ihm durch die Ermittlungen klar, dass die selben Verbrecher hinter dem Überfall stecken wie vor fünf Jahren, als Ravellis Frau im Kugelhagel ums Leben kam. Kopf der Bande scheint der geheimnisvolle Mann aus Marseille zu sein. Doch die Bande selbst gerät in Schwierigkeiten und beginnt bald sich selbst zu zerfleischen, obwohl sie von dem Kommissar Ravelli gnadenlos gejagt wird. Für den Einzelkämpfer ist die Sache zu einem persönlichen Rachefeldzug geworden...

"Der Einzelkämpfer", ein Poliziesco aus dem Jahr 1974, inszeniert von Stelvio Massi. Im Gegensatz zum kürzlich hier besprochenen Genrevetreter "Die Viper" von Umberto Lenzi ein eher ruhigerer Film, recht dialoglastig und zwar straff, aber recht actionarm inszeniert. Wo Lenzis Film sich in einer Episodenhaftigkeit und einem rasanten Actionfeuerwerk austobt, bleibt "Der Einzelkämpfer" auf zwei seiner Hauptdarsteller fokussiert und folgt einer stringenten Handlung die meiste Zeit. Die beiden Personen im Mittelpunkt der Handlung sind Kommissar Tommasso Ravelli und sein Gegenspieler, der Mann aus Marseille. Beide verbindet ihre Vergangenheit, der Mann aus Marseille erschoss bei einem Überfall Ravellis Frau, zumindest stellt das Labor fest, dass die Waffe die selbe war wie bei dem neueren Überfall. Ravelli sieht dadurch rot und begin
nt eine Jagd auf die Verbrecher. Die Leichen kümmern ihn nicht, er will nur den Mann aus Marseille lebendig haben. Daher lässt er auch mal die Bande entkommen. Gemeinsam ist beiden, dass sie für ihre Ziele über Leichen gehen würden ohne Rücksicht auf ihr Umfeld. Wo der Mann aus Marseille eigentlich auf seine Komplizen achten sollte, gibt Ravelli seinen Sohn in die Hände seiner Schwester, wo doch der kleine schon keine Mutter mehr hat - die beiden Männer sind sich also gar nicht so unähnlich.
Der EinzelkämpferDer EinzelkämpferDer Einzelkämpfer
Trotz all der Dialoglastigkeit bezieht der Film gerade seine Stärke aus den tollen, aber wenigen, Actionsequenzen. Diese sind stark inszeniert, superb geschnitten und im Gegensatz zu Lenzi war hier das Budget auch höher, so hat es den Anschein: da werden Helikopter zur Autoverfolgung benutzt, man landet dann mitten auf der Straße, und es explodiert auch schonmal ein Auto, nach einer Schießerei bei hoher Geschwindigkeit. Die Schusswechsel selbst sind eher realistisch inszeniert, man trifft nicht immer, und es lohnt sich auch mal in Deckung hinter einem Auto zu gehen. Wenn jedoch tatsächlich mal jemand getroffen wird, dann wird, je länger der Film läuft, richtig blutig gestorben. Während das erste Opfer des Films zwar mit blutigen Einschüssen stirbt, aber doch recht harmlos, sind ein paar Tote dabei, die spektakulär in ihrem eigenen Saft abtreten. Krass! Das Ende setzt den Film nochmal eine ganze Stufe hinauf. Bei der letzten Konfrontation erinnert Regisseur Massi den Zuschauer an seelige Italowestern-Zeiten: mit Großaufnahmen, Weitwinkelaufnahmen, schneller aber nicht hektischer Schnitte gestaltet er eine unglaublich spannende Sequenz, die man in ihrer dichten Inszenierung so eher selten zu Gesicht bekommt. Sehenswert!

Jedoch hat der Film sicherlich auch seine Probleme. Das größte dürfte die eigentliche Handlung des Films sein. An die Erwartungshaltung des Zuschauers, bzw. von mir, ist ein typischer Poliziesco geknüpft. Milian, der auf dem Cover mit gezogener Waffe, Mütze und Zigarrenstummel im Mund (beides legt er übrigens fast nie im ganzen Film ab, den Stummel hat er immer im Mund), ist zwar ein typischer Polizist in einer rechtlichen Grauzone die er auch so manches Mal verlässt, aber der Film ist wie gesagt eher dialoglastig und ruhig inszeniert. Damit kann man ja gut leben, aber lange Zeit begleitet der Film die Gangsterbande rund um den Mann aus Marseille. Für eine gewisse Zeit taucht Milian fast ganz ab. Während die Milian-Handlung aber noch eher nachvollziehbar ist, tauchen bei der Gangsterbande ein paar Nebenfiguren und Personenkonstellationen auf, die ich zumindest nach dem ersten Anschauen nicht ohne weiteres nachvollziehen konnte. Woher da jetzt welche Person wen kennt, und wie sie zu ihr steht, wird manchmal nicht deutlich, aber als bekannt vorausgesetzt. Teilweise findet ein munteres Namedropping statt, was nicht immer leicht zu verstehen ist. Von den handelnden Personen wäre daher manchmal weniger mehr gewesen.

Im Vergleich zum Kollegen Lenzi und seinen Poliziesci fällt doch so mancher Unterschied auf. Neben der actionärmeren Inszenierung ist natürlich die Gewalttätigkeit und Moral der Polizisten der interessante Vergleichspunkt. Wo Lenzis Kommissare mit schlagkräftigen Argumenten gegen Verdächtige vorgehen, halten sich die Kommissare Ravelli und Kollegen zwar nicht unbedingt zurück, aber sie gestehen der Personen ausdrücklich das Recht auf einen Anwalt ein - was sie zwar nicht daran hindert, mal kräftig hinzulangen, aber sie sind sich den Konsequenzen durchaus bewusst. Auch verwickeln sie sich nicht in unnötige Schießereien, und das Ende hat noch einen besonderen Kniff, der eine gute Note Realismus hinzufügt. Auch der extreme Zynismus findet hier eher selten statt, da wird niemand mit einem kessen Spruch auf den Lippen über den Haufen geknallt. Es gibt aber durchaus mehr Humor, also absichtlich witzige Szenen, so dass der Film doch freundlicher als "Die Viper" anzusehen ist.
Der EinzelkämpferDer EinzelkämpferDer Einzelkämpfer
Hauptdarsteller ist natürlich der wie immer großartige Tomas Milian. Zu dem Kubaner wurde schon einiges geschrieben, und seine Filmographie bei MannbeisstFilm wächst ja auch stetig. In diesem Film kommt er mit Mütze, Bart, Zigarrenstummel und wirren Haaren unglaublich schnoddrig rüber und beweißt erneut seine Wandlungsfähigkeit. Durch die gelungene deutsche Synchronstimme strahlt er in den Verhörszenen doch eine gewisse psychotische Note aus - super! Ihm gegenüber steht Gastone Moschin, dem "normalen" Zuschauer bekannt aus "Der Pate 2", dem geneigten Zuschauer natürlich bekannt aus "Milano Kaliber 9" von Fernando di Leo, in dem er die gute Hauptrolle spielt. Mit seiner imposanten Statur und seinen blauen Augen verkörpert er den gefährlichen Gangsterboss eindrucksvoll. Sein Liebchen wird von Stefania Casini aus "Suspiria" gespielt. Ansonsten gibts als Gangsternachwuchs und Jungrevoluzzer noch Ray Lovelock zu bestaunen, der sich durch so manchen Exploitationkracher getobt hat. Der leider nicht ganz passende, aber sonst nette Soundtrack stammt aus der Feder von Stelvio Cipriani, der sich mit der Musik zu "Der Tod trägt schwarzes Leder" selbst übertroffen hat, aber an diese Leistung mit dem vorliegenden Soundtrack nicht anknüpfen kann. Aber der Mann hat über 190 Filme vertont, also ist ein kleiner Nicht-Hit auch mal genehmigt.

Die DVD stammt wiederrum von NEW, erneut in einer kleinen Box. An Extras gibt es wieder einen Trailer, eine Gallerie, eine Trailershow und einen kurzen Infotext. Diesmal aber keine ausdruckbaren Motive, aber da ich das Cover nicht ganz so toll finde, ist das in meinen Augen verzeihlich. Sprachen gibts Deutsch, Englisch und Italienisch, das Bild ist wieder tadellos, und manche kurze Handlungssequenzen sind im italienischen Originalton belassen und mit deutschen Untertiteln versehen, da es diese früher nicht in die deutsche Fassung geschafft haben. Ingesamt wieder eine empfehlenswerte Veröffentlichung!

Fazit: "Der Einzelkämpfer" ist ein eher ruhiger Vertreter der italienischen Polizeifilms, der jedoch in seinen Actionsequenzen sehr gut inszeniert ist und so manche Gewaltspitze auffährt. Der großartige Milian und sein Gegenpart Moschin liefern sich ein tolles Duell, jedoch leidet der Film unter mancher zu wenig erläuterten Nebenhandlung und -figur. Eine Note fällt mir recht schwer, aber ich gebe dem Film unter Vorbehalt erst einmal 4 Sterne, für ganze 5 Sterne ist der Film dann doch in seinen Sideplots zu verwirrend. Mal sehen was die zweite Sichtung für einen Eindruck hinterlässt.

Eine Rezension von David Kugler
(11. Oktober 2007)
    Der Einzelkämpfer bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Der Einzelkämpfer Italien 1974
(Squadra Volante)
Regie Stelvio Massi Drehbuch Franco Barberi, Dardano Sacchetti, Adriano Bolzoni, Stelvio Massi
Produktion
Darsteller Tomas Milian, Ray Lovelock, Gastone Moschin, Stefania Casini, Giuseppe Castellano
Länge 91:04 FSK
Filmmusik Stelvio Cipriani
engl. Trailer: http://www.noshamefilms.com/trailer/300k.asp?pdno=26
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum