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Stuck

Stuck

Ein Film von Stuart Gordon

Tom (Stephen Rea) hat einen beschissenen Tag: Nachdem er vor einiger Zeit seinen Job als Manager verloren hat, lebt er nun in einem heruntergekommenen Hotel. Da ihm das Geld ausgeht, wird er postwendend vom Vermieter auf die Straße gesetzt. Doch damit nicht genug. Um 13 Uhr hat er einen Termin bei einem Arbeitsvermittler. Nach 3 1/2 Stunden Wartezeit, stellen diese jedoch fest, dass er sich nicht im Computer befindet, und damit nicht vermittelt werden kann, dabei ist Tom sich sicher, den entsprechenden Antrag ausgefüllt zu haben. Ohne Wohnung, Geld und Job will er im Stadtpark übernachten, wird jedoch hier von Polizisten vertrieben. Ziellos wandert er durch die Nacht. Zur gleichen Zeit befindet sich die junge Altenpflegerin Brandi (Mena Suvari) auf dem Weg von einer Party nach Hause. Da ihr eine Beförderung in Aussicht gestellt wurde, muss sie am nächsten Tag arbeiten, trotzdem hat sie auf der Party getrunken und Drogen genommen. Alles hätte so schön sein können, bis sie Tom über den Haufen fährt, der ihr daraufhin in der Windschutzscheibe stecken bleibt...

"Based on a true Story", mit dieser Einblendung beginnt der neue Film von "Re-Animator"-Regisseur Stuart Gordon. Was daran echt ist und was nicht kann ich nicht sagen, viel drängender ist aber ein Statement zu der Ankündigung des Films, er sei der beste den Gordon je gemacht habe. Ist er das? Ja und Nein. Er ist mit sicherlich ein verdammt unterhaltsames Stück Film!

Liest man sich
die Story durch, akzeptiert die absurde Situation und behält im Hinterkopf dass das ganze angeblich auf einer wahren Geschichte basiert, könnte man davon ausgehen, dass man eine psychologisches dichtes Kammerspiel serviert bekommt: ein schwer verletzter Mann, der in einer Windschutzscheibe feststeckt im Konflikt mit der Fahrerin des Unfallwagens, die ihm aus welchen Gründen auch immer nicht helfen kann oder will. Das bekommt man stellenweise auch, aber dabei belässt es Stuart Gordon nicht. Garniert wird das ganze Spektakel mit einer ordentlichen Prise Blut, kleineren Gore-Effekten und reichlich Witz. Ja richtig, trotz dieser krassen Ausgangssituation gelingt es Gordon und seinem Drehbuchautoren Strysik das Publikum zum Lachen zu bringen - und das nicht zu knapp. In den Szenen, die sich allein auf den Tom beschränken, wie er versucht seine Situation zu verbessern, da muss der Zuschauer leiden. Tom ist blutüberströmt, sein Bein von der Stossstange des Autos mit einem offenen Bruch zerschmettert, ein Scheibenwischer hat sich in seine Eingeweide gebohrt und er hängt kopfüber Richtung Beifahrersitz - jede Bewegung eine Tortur. Kommt nun Brandi dazu, die ihn eigentlich retten könnte und müsste, gelingt dem Film der Spagat zwischen Thriller und Komödie, nicht zuletzt durch geschliffen scharfe Dialoge.

Überhaupt ist das Drehbuch sehr schön geschrieben. Was hier an absurden Situationen und Dialogen aufgefahren wird ist schon faszinierend. Da kriegt Brandi nach dem Unfall immer wieder Sätze zu hören, die sich auch genau auf den Mann in ihrer Garage beziehen könnten, immer wieder kommt es zu kruden Dialogen mit ihrem Freund, der ihr bei der Lösung des Problems auch nicht unbedingt eine Hilfe darstellt. Ihre Freundin und Arbeitskollegin schneit auch noch im unpassendsten Moment in die Garage, und ihre Chefin sitzt ihr mit dem Druckmittel einer eventuellen Beförderung im Nacken. Der ganze aufgestaute Stress entläd sich auf Tom, der nun, fast hilflos, ihr ausgeliefert ist. Doch so leicht gibt er nicht auf, und es entbrennt dieser absurde Kampf zweier Menschen, die sich gegenseitig die Schuld an der Situation zuschieben.

"Stuck" ist ein bitterböses Stück Film geworden. Schwarzhumorig bist zum Ende, ein beissender Witz und ein Gespür für Situationskomik, die einen mit einem weinenden und lachenden Auge zurücklässt, all das hat der Film zu genüge. Politisch ist er absolut inkorrekt, ohne jedoch plump und nur zum Selbstzweck auf Provokationskurs aus zu sein. Brandi, mit ihrer Situation absolut überfordert, angetrunken, unter Drogeneinfluss und in Schock, bittet noch in der Nacht ihren Freund um Hilfe. Dieser ist auch angemessen schockiert, "beruhigt" sie erstmal mit hartem Alkohol und weiteren Drogen, bis er erfährt, dass sie "nur" einen Obdachlosen überfahren hat. Das sei dann ja nicht so schlimm, und wenn es eh niemand gesehen hat, habe man auch nichts zu befürchten, da sich niemand um einen Obdachlosen kümmere. Daraufhin hat das Pärchen erstmal wilden Sex, während der Mann in der Garage vor sich hinblutet. Herrlich! Und wenn Tom schließlich theoretisch Hilfe holen kann, kann ihm nicht geholfen werden, da er sich in einer Garage befindet, sich nicht bewegen kann und damit auch keine Auskunft zu geben in der Lage ist, wo er sich befindet - schon dumm dass er durch den Unfall vorrübergehend bewußtlos geworden ist.

Man könnte nun natürlich an eine tiefergehende Interpretation des Subtextes gehen. Brandi, ausgerechnet eine Pflegerin, weigert sich, dem verletzten Tom zu helfen. Sam, ein Obdachloser und Bekanntschaft von Tom, dem die Cops nicht glauben, als er sagt, dass da ein Auto mit einem Mann auf der Motorhaube vorbeigefahren ist. Rashid, Brandis Freund, der seine Freundin mit Alkohol und Drogen ruhig stellt (und in einer absolut lustigen Szene dabei ertappt wird, dass er sie betrügt). Die Nachbarn, die zwar von dem Mann wissen, aber aus Angst vor Abschiebung nicht die Polizei rufen. Nur der junge Sohn will etwas unternehmen. All dies könnte man als bitteres Porträt einer Gesellschaft nehmen, in der wieder das Recht des Stärkeren gilt, und man Menschen auch nur hilft, wenn man dafür bezahlt wird - so wie Brandi, die ihren Job ausführt und auf eine Beförderung schielt. Und schließlich werden die Augen erst für das Leid anderer geöffnet, wenn man gar nicht mehr anders kann und damit unmittelbar konfrontiert wird. Das könnte man als Subtext sehen, muss man aber nicht. Denn auch ohne großartiges Reflektieren funktioniert Stuck wunderbar und unterhält einfach großartig.

Die beiden Hauptdarsteller Mena Suvari und Stephen Rea spielen ihre Rollen vorzüglich. Suvari kennt man ja noch aus "American Beauty", und Stephen Rea ist aus Filmen wie "V wie Vendetta" bekannt. Beide überzeugen als diese Charaktere auf Konfrontationskurs, vor allem Rea spielt den schwerverletzten, leidenden Mann sehr vorzüglich. Zu Beginn hat er auch noch diesen herrlichen, resignierten Blick eines traurigen Hundes, vor allem wenn er immer wieder vor eine angebliche Wahl gestellt wird ist der Gesichtsausdruck sehenswert. Hervorheben möchte ich noch Russell Horsnby, der Brandis Freund Rashid spielt. Der Mann ist nicht nur physisch recht imposant, sondern hat ein tolles Gespür für Komik. Vor allem bei der Szene, als aufgedeckt wird, dass er seine Freundin betrügt, hat er seinen großen Aufritt und der Zuschauer kommt da aus dem Lachen nur noch schwer heraus. Herrlich, diese verzweifelte Art von ihm!

Diese Kritik wurde anhand der Fassung auf dem Fantasy Film Fest in München erstellt, die mit ihrer Aufführung auch gleich noch die Weltpremiere des Films war. Das Englisch ist leicht verständlich, das Bild sehr gut. Freigabe ist schwer zu urteilen, ich denke fast, man könnte das als ab 16 durchgehen lassen. Aber da die FSK momentan schwer einzuschätzen ist, halte ich mich mit Prognosen zurück. Bis der Film offiziell in Deutschland erscheint wird wahrscheinlich eh noch etwas Zeit vergehen.

Fazit: "Stuck" ist ein verdammt unterhaltsamer Film geworden, der prima den Spagat zwischen Komödie, Horror und Thriller oder Drama schafft. Mit den tollen Darstellern, dem eventuell vorhandenen Subtext, sowie den herrlichen Dialogen, schafft es der Film über seine (zugegeben recht kurze) Laufzeit durchgehend zu amüsieren. Ob er nun der beste Film Gordons ist, sei dahingestellt, da viel persönlicher Geschmack mit reinspielt, aber er ist sicherlich zusammen mit Mandy Lane eines der Highlights des FFF 07. Ein absolut sehenswertes, bitterböses Stück Film!

Eine Rezension von David Kugler
(02. August 2007)
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Daten zum Film
Stuck USA 2007
(Stuck)
Regie Stuart Gordon Drehbuch John Strysik
Produktion Amicus Entertainment
Darsteller Mena Suvari, Russell Horsnby, Stephen Rea
Länge FSK
Filmmusik Bobby Johnston
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 17.10.2008 um 14:17 Uhr

Am 14.10. ist der Film in den USA auf DVD erschienen. Kaufempfehlung!
Damocles TEAM sagte am 19.02.2009 um 14:26 Uhr

Der Film ist inzwischen von Highlight/Constantin auch in Deutschland erschienen.
Damocles TEAM sagte am 01.10.2009 um 15:14 Uhr

Die deutsche DVD gibts für 7.99€ im Müller. Zuschlagen! Und dann selber ne Meinung bilden, ob das Stuart Gordons bester Film ist. :)

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