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Rocky Balboa

Rocky Balboa

Ein Film von Sylvester Stallone

Eigentlich bietet dieser Boxerfilm wenig Neues: Schwergewichtslegende Rocky Balboa (Sylvester Stallone) ist in die Jahre gekommen. Seiner verstorbenen Frau (wir erinnern uns an den charakteristisch genuschelten Ruf ihres Namens: „Aaaadriaaan!“) trauert der alte Sack in ruhigen Stunden immer noch nach. Den Gästen in seinem kleinen Restaurant ist er aber meist der nette und gut gelaunte alte Boxer, mit dem man sich beim Abendessen fotografieren lassen kann; ein echter Amerikaner zum Anfassen, schrullig und liebenswert.
Balboas Sohn Rocky Jr. (Milo Ventimiglia) hat ein paar Schwierigkeiten mit dem überdimensionalen Schatten seines Vaters, aber das wird sich natürlich legen. Und eine neue Frau lernt Rocky auch kennen: Marie (Geraldine Hughes), die fast ebenso unscheinbar ist wie seinerzeit „Aaaadriaaan!“
Der große Gegner, dem Rocky sich im Ring stellen muss, ist der junge und ungeschlagene Weltmeister Mason „The Line“ Dixon (Antonio Tarver), dem in seiner Karriere die ernsthaften Gegner ausgegangen sind. Es gibt wieder Trainingsszenen –Stallone darf seinen Körper ruhig herzeigen, der Mann kann immer noch was! – und natürlich den großen Kampf selbst: Jung gegen alt, „Können gegen Wollen“ wie´s schön pathetisch heißt.
Kurz, in dem Mix ist alles drin, was ein gut gebauter Boxerfilm braucht.

Aber auf all das kommt es bei Rocky Balboa eigentlich gar nicht an.
Es geht im Gegensatz zu all den Vorgängerfilmen nie
darum, einen Gegner zu besiegen. Der überhebliche Champ Dixon braucht eine Lektion und die bekommt er auch, aber das geschieht wunderbar nebenher, auch wenn der Kampf wirklich spannend und großartig in Szene gesetzt ist. Rocky´s Gegner ist allein er selbst, und indem er einen Grund findet, weiter zu machen, wird die Geschichte zu einer Erzählung über Hoffnung und Glauben, die Leben erst lebenswert machen. Als Rocky nicht weiß, ob er sich die ganze Quälerei wirklich antun soll, hält ihm Marie einen Spiegel vor, der ihm zeigt, wer er wirklich ist: ein Kämpfer. Und Kämpfer kämpfen eben. Punkt. Eine wunderschöne Begründung für eine Legende, sich selbst zu beweisen, dass sie noch nicht tot ist.

Was den Film aber wirklich auszeichnet, ist die Art, wie die Geschichte erzählt wird. Abgesehen von schöner Kameraführung und exquisit ins Nostalgische gefärbten Überblendungen bestechen vor allem die feinen Zwischentöne, die bereits auf ein exzellentes Drehbuch schließen lassen. Rocky Balboa ist bekanntlich bei weitem nicht Stallones erste Drehbucharbeit, er zeichnete selbst für eine Reihe seiner größten Hits verantwortlich. Diesmal hat er aber nicht nur ein gutes Buch abgeliefert, sondern auf viel Gespür für seinen Charakter bewiesen – und eine gute Portion Ironie.
Dass er nun auch noch selbst Regie geführt hat – also im Grunde gleich drei Grundfunktionen in Personalunion in sich vereinigt hat (Drehbuch, Regie und Hauptrolle) – beweist nicht nur, dass Sylvester Stallone zu den alten Hasen in Hollywood gehört. Es beweist vor allem auch wieder einmal, dass ein Mann in diesem Geschäft nicht nur älter, sondern auch umfassend besser werden kann.

Mit Rocky Balboa hat Stallone nun eine wahrhaft reife Leistung gezeigt, die der Filmfigur Rocky einmal mehr ein würdiges Denkmal setzt. Vor allem aber hat Stallone wieder einmal bewiesen, dass er völlig zu Recht in den Chefetagen der Traumfabrik verkehrt.
Wir wünschen uns noch viele Filme, in denen Stallone uns zeigt, wie gute Menschen sein müssen!


Eine Rezension von H. Christian Haslecker
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Daten zum Film
Rocky Balboa USA 2006
(Rocky Balboa)
Regie Sylvester Stallone Drehbuch Sylvester Stallone
Produktion MGM, Columbia Pictures Corporation, Revolution Studios u.a.
Darsteller Sylvester Stallone, Antonio Tarver, Geraldine Hughes
Länge 102 FSK 12
http://www.rocky.com/
Kommentare zu dieser Kritik
Deutschrock sagte am 19.02.2007 um 23:56 Uhr

Rocky

Ne tut mir leid aber so gut ist der Film nicht!

Der derzeitige "Champ" hat keine wahren Gegner die ihm gefährlich werden könnte. Es kommt schließlich soweit, dass er sogar vom Publikum ausgepfiffen wird. Klare Sache…. wir brauchen Rocky den Boxer mit Seele.

Wie begründet man das? Logisch… man macht eine Computer-Simulation die eindeutig zeigt, dass der Rocky aus alten Tagen gegen den Champion gewinnen könnte. Jetzt will man natürlich wissen…wie er heute abschneiden würde! Schon klar!!!

Lassen wir Stallones kreative Einfälle mal weg und betrachten die anderen Aspekte des Films. Der private Rocky erscheint glaubwürdig, er ist nur etwas in die Jahre gekommen.
Er trauert seiner verstorbenen Frau nach, hat Probleme mit seinem Sohn, sehnt sich nach den alten ruhmreichen Zeiten und eine kleine Romanze mit einer allein erziehenden Mutter ist auch noch drin!

Aber an dem „Boxer“ Rocky häng ich mich auf, es erscheint mir lächerlich und albern wenn ich diesen alten Mann wieder die berühmte Treppe hoch laufen sehe! Ich sehe einfach nur einen in die Jahre gekommenen Stallone, der „versucht“ zu trainieren! Mit den anderen Rocky-Filmen hat das nicht mehr viel zu tun!!! Und der Kampf selbst tja…. hat mich nicht vom Hocker gehauen.

Das Einzige was mir wirklich an dem Film gefallen hat, war Rockys Aussprache mit seinem Sohn! Das war noch hundert Prozent Rocky.
Ansonsten wäre es mir aber lieber gewesen wenn es nur bei fünf Teilen geblieben wäre!
Asokan TEAM sagte am 07.04.2007 um 16:23 Uhr

Als hätte "Rocky V" nicht schon als unrühmliches Schlußlicht zu der sträflich unterschätzten, faszinierend persönlichen Filmreihe von Sylvester Stallone gereicht ("Rocky I, II und III" gehören zu den kraftvollsten Hollywood-Filmen der späten 70er und frühen 80er Jahren), wird hier ein weiterer, überflüssiger Epilog an die einst mitreißende, nun ermüdendende Saga um den sympathisch einfach gestrickten, idealistischen Boxer gehängt. Sicherlich ist man froh, den alten Rocky mal wiederzusehen, aber die Freude hält sich nicht über die Dauer dieses arg mittelprächtigen Dramas, das weder eine berührende noch spannende Geschichte erzählt, sondern sich wehmütig in Erinnerungen an bessere Zeiten suhlt.

Wieder mal eine melancholische Boxer-Ballade, aber diesmal weit morbider als sonst, da - so wie in "Rocky III" das Ableben von seinem Trainer und in "Rocky IV" der Tod von Apollo Creed - hier Adrians Tod über allem hängt, klappert Rocky in diesem Teil sein altes Revier ab und besucht all die Originalschauplätze des ersten "Rocky"-Films als würden wir uns auf einer Hollywood-Sight-Seeing-Tour mit dem mächtig gealterten, aber immer noch charismatischen Stallone befinden. Sämtliche Randfiguren bleiben aber schablonenhaft und langweilig, insbesondere sein geschniegelter Sohn, dem er in der einzig wirklich brauchbaren Szene des Films einen passionierten Vortrag über Durchhaltekraft halten darf. Der gute alte Paulie aber vermag mit seinem burschikosen, asozialen Charme wieder mal zu belustigen und zu verzaubern, während man Rocky immer gerne unbeholfen herumtapsen sieht.

Der Rest ist die immer gleiche Geschichte, wie Rocky alle Hürden überkommt, um am Ende als Sieger dazustehen. Nur haben wir die Story schon zu oft gesehen und das Muster wird hier so gut wie gar nicht variiert. Immerhin aber hat der Film ein famoses Schlußbild von Rocky im Schneeregen auf der Treppe, das nach dem lebendigen Abspann von Schattenboxenden Rocky-Fans den Sog der Figur wunderbar einfängt. Wir mögen ihn halt immer noch, trotz der Tatsache, daß Stallone nach Teil III vergessen hat, seiner wichtigsten Kino-Figur bessere Drehbücher zu schreiben.
seemetru sagte am 21.09.2007 um 13:37 Uhr

Hallo,


meine Vorredner haben den typischen Tunnelblick. Sie sehen den Film, aber eigentlich doch nicht.
Rocky Balboa ist der krönende Abschluss einer Saga, welche über drei Jahrzehnte lang die Menschen (die meisten zumindest) faszinierte.
Dieser Film zeigt den echten Rocky. Alt ist er geworden, allein mit sich und seinen Träumen, welche schon gar nicht mehr präsent sind.
Er lebt die Vergangenheit und Stallone beweist ein gutes Händchen, was das Schreiben der Dialoge betrifft.
Der Film berührt, zumindest jene Zuschauer, welche den Film nicht nur mit zwei Augen betrachten, sondern diesen auch in sich ein lassen.
Sicher, jeder hat seine Meinung. Doch es ist verwunderlich, wie viele Menschen Filme schauen, ohne diese ernsthaft zu sehen.
Rocky Balboa ist eben ein Film, welchen man sich anschauen sollte, wenn man bereit ist sich auch zu öffnen.


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