Dass Umberto Lenzi ein ganz besonderer Regisseur ist, hat er uns ja schon mehrfach bewiesen: bei Poliziesci wie
Die Viper oder
Der Vernichter beweist er desöfteren wahre Meisterschaft, seine Gialli wie
Seven blood-stained orchids sind zumindest oft Durchschnitt, während er auch
gerne mal danebenlangt, zumindest in der späteren Phase seines Schaffens. „Labyrinth des Schreckens“ liegt nun irgendwo dazwischen, zwar noch vor seinen besten Poliziesci, dafür sein letzter und nach meinem Kenntnisstand auch schlechtester Giallo. Auch unter dem Titel „Secret Killer“ (wie sinnvoll...) bekannt, ist der Film zwar kein vollkommener Heuler, aber wohl tatsächlich nur für Giallo-Allesseher geeignet.
Um was geht es in der Gurke? Eine Reisegruppe aus Amerika besichtigt Barcelona und Umgebung, um ein touristisches Highlight nach dem anderen abzuklappern. Dumm nur, dass ein Serienmörder die Stadt und vor allem die Reisegruppe selbst unsicher macht, und dabei einen Lucio-Fulci-(Gott hab ihn seelig)-tribute-modus-operandi an den Tag legt, wie er gemeiner nicht sein könnte: den armen Opfern wird nicht nur ganz gialliesk das Messer mehrere Male in Leib und
Extremitäten gerammt, sondern auch noch ein Auge entfernt, ganz egal ob der zukünftige Bestatterklient noch lebt oder nicht. Die bunt zusammengewürfelte Reisegruppe macht sich aufgrund akuter Dummheit selbst verdächtig und besteht sowieso entweder aus Schleimbeuteln, Psychopathen oder dem obligatorischen Priester (auch noch von Veteran George Rigaud gespielt), der in Gialli ja per se verdächtig ist. Hauptpersonen sind dann auch Mark Burton und Paulette Stone, seine Sekretärin, die sich nicht nur der Polizei erwehren müssen, sondern auch noch Marks Frau verdächtigen, die sich eigentlich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen wollte, dort aber nie ankam. Dass Mark ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit hat sowie sich an ein Detail nicht erinnern kann ist genauso formelhaft wie die Tatsache, dass Gott sei Dank eine Flasche J&B einen Auftritt zum Ende hin hat. Leider ist Luciano Pigozzi daheim geblieben.
Dabei setzen leider weder Film noch die Inszenierung von Umberto Lenzi auch nur irgendwelche Impulse, die ihn aus dem Subgenre auch nur irgendwie herausheben können. Das Gekröse findet quasi fast nicht statt, bis auf ein bisschen Blutfluss, eine durchgeschnittene Kehle und den billigen Make-Up-Effekten der herausgetrennten Augen gibt es in den Mordszenen auch keinerlei Härten, so dass selbst diese Paradedisziplin der italienischen Exploitation nicht überzeugen kann. Dieses Drehbuch von Lucio Fulci verfilmt hätte echt sehenswert und legendär werden können, sei es entweder weil Fulci ein paar
wunderbare Gialli drehte, andererseits auch problemlos heftigste Goreeffekte ablieferte. Lenzi jedoch legt fast ein schlafwandlerisches Tempo an den Tag, die Charaktere sind sowieso unsympathische Graupen und wirkliche Ermittlungsarbeit findet auch auf Seiten der Polizei nicht statt. Immerhin ziehen zahlreiche Damen blank, und auch schmierige, überraschende und vollends unnütze Lesbenspiele baut Lenzi in den Streifen ein.
Jedoch kann man dem torfnasigen Streifen einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, da er als Trash-Giallo ganz vorzüglich funktioniert. Die deutsche Synchronisation bietet uns über lange Strecken völlig sinnbefreite Dialoge (
„Spanier oder Italiener, wenn Sie mich fragen hat [Columbus] einen großen Fehler gemacht. Amerika war nicht die Mühe wert, oder?“ -„Oh mein Gott, sind sie etwa Kommunistin?“), widerspricht sich auch gerne mal selbst (da wird eine Enkelin auf einmal zur Tochter) und sorgt allgemein für den ein oder anderen Schenkelklopfer – unbeabsichtigt. Fast schon wie eine Selbstparodie ist dann das Motiv des Täters; völlig drüber und unglaublich schwachsinnig, so etwas habe ich noch nie erlebt! (
Major Spoiler: dem oder der TäterIn wurde bei Doktorspielen (!) mit einer Freundin ein Auge herausgerissen (!!) woraufhin er/sie sich jetzt an Mädchen derselben Augenfarbe (!!!) rächt, und sich andeutungsweise das herausgetrennte Auge in die eigene leere Höhle wieder einsetzt (!!!!). Lenzi und Co-Autor Tusell, was habt ihr nur geraucht?). Ebenso dem Drehbuch zuzuschreiben ist der zentrale rote Hering, auf dem Umberto Lenzi die ganze Zeit rumreitet und der dadurch so rot leuchtet, dass man die Sache vollkommen ausschließen kann.
Völlig lustlos heruntergekurbelt ist dann auch der Rest der Chose, Ines Pellegrini trägt ca. fünf völlig verschiedene Frisuren den Film über, und das patentierte Sleaze-o-Meter schlägt natürlich enorm aus, wenn junge Mädchen zu quiekenden Schweinen erstochen werden, die Touris trotz anhaltender Mordrate munter weiter auf Sightseeing gehen, die Polizei meistens völlig danebenliegt (und auf dem Weg zum Täter gemächlich von Autos auf der anderen Spur überholt wird) und auch mal der eigene Vater/Opa mit wahnsinnigem Blick und gezücktem Rasiermesser am Bett seiner Tochter steht – was auch immer das soll. Wenigstens ist der Score von Bruno Nicolai enorm schmissig, wenn einem schon sämtliche Charaktere, also die potentiellen bedauernswerten Opfer, völlig Banane sind, weil man sie entweder nicht kennt (spanische Opfer) oder man sie gerne tot sehen will, aufgrund akuter Dummheit oder sonstiger mieser Charakterzeichnung (amerikanische Opfer).
Schnarch.
Jetzt zwar kein vollkommenes Debakel aufgrund erwähnter Trashqualitäten, aber weil
Uschi Glas auf Mörderjagd doch besser war, gibt’s sogar zwei Sterne weniger.
Achja, falls jemand den Film im gemütlichen Kreise anschauen will und ein drinking-game braucht: jedes mal nen Schluck wenn irgendjemand vor jeglicher Spurensicherung ein mögliches Beweismittel antatscht. Da kommt Freude auf!