Es wird ja immer und immer wieder die These heraufbeschworen, Hollywood würden im neuen Jahrtausend die Ideen völlig ausgehen, und man drehe insofern nur noch Sequels, Prequels oder Remakes. Dabei wird oft vergessen, dass einerseits Remakes keine neue Entwicklung sind, andererseits Hollywood natürlich nicht nur eine Traumfabrik, sondern vor allem eine kommerzielle Filmschmiede ist, bei der besonders finanzieller Erfolg das wichtige Thema an sich ist; das mag zwar so manch romantische Vorstellung des Film-Schaffens zerschmettern, aber es ist halt nunmal und war auch schon immer so. Da kommt dann auch endlich „Cat-Women of the Moon“ ins Spiel: der ist nämlich ein 3D-Film (Hallo, modernes Hollywood-Kino!) aus dem Jahre 1953 und wurde bereits fünf Jahre Später von Richard E. Cunha als „
Bestie des Grauens“ neu verfilmt; Cunhas Werk hat zwar die Qualität eines unterdurchschnittlichen Schülertheaters, aber das heißt ja nicht, dass die Vorlage auch mies sein muss.
Fünf Astronauten (Vier Herren, eine Dame) befinden sich auf der Reise zum Mond. Ein Funkspruch weckt sie auf, und sie finden einen Defekt am Raumschiff, der aber schnell behoben werden kann. Währenddessen sendet aber die einzige Dame an Bord, Helen, einen seltsamen Funkspruch in den Äther, den sie sich selbst nicht erklären kann. Bei der Landung empfiehlt sie sogleich eine Stelle auf der dunklen Seite des Mondes und behaup
tet, von dort aus eine Höhle gesehen zu haben – auch wenn ein anderes Crewmitglied anmerkt, sie hätte diese Höhle gar nicht sehen können bei der Landung. Doch egal: nicht nur gibt es in eben jener Höhle Sauerstoff und Riesenspinnen (mit denen man kurzen Prozess macht), sondern auch einen geheimnisvollen Amazonenstamm voll wunderschöner Frauen (sind wir ehrlich: der Stamm besteht aus ungefähr acht Damen). Schnell wird aber klar: die zauberhaften Mondweibchen verfolgen einen teuflischen Plan...
Diese Kritik macht natürlich vor allem in Verbindung mit der zu „
Bestie des Grauens“ Sinn. Bemerkenswert ist, dass Arthur Hiltons Film kein Deut besser oder intelligenter als Cunhas filmisches Wrack ist; ich frage mich doch, wer sich nach fünf Jahren dachte, diese „Story“ müsste noch einmal erzählt werden – und man lasse dabei am besten auch noch das 3D-Gimmick weg (würde ja Geld kosten). Es ist schon durchaus beeindruckend, wie man in eine Laufzeit von schlappen 63 Minuten so unfassbar viel Blödsinn unterbringen kann, und man es nicht einmal im Remake hinbekommt, diesen Unfug zumindest halbwegs auszubügeln. Denn eigentlich könnte ich jetzt weite Teile der Kritik zu Cunhas Streifen hier rein kopieren.
Effekte: lachhaft.
Schauspieler: sie sind halt da.
Kulissen: abgewrackte Bauten anderer Filme.
Drehbuch: der Film enthält eine Szene, in der die Astronauten eine Zigarette auf die sonnige Erde des Mondes legen und sich diese entzündet – dass dazu Sauerstoff notwendig ist, scheint nicht so wichtig. Noch Fragen?
Man sollte sich vielleicht wirklich über seinen Film Gedanken machen, wenn Darstellerin Marie Windsor Gerüchten zufolge jahrelang die Beine in die Hand nahm, sobald sie auf ihre Beteiligung an „Cat-Women of the Moon“ (mit Cat-Women hat der Film übrigens selbstverständlich gar nichts zu tun) angesprochen wurde. Auch die Regie von Arthur Hilton ist dem Film nicht wirklich zuträglich: das ist alles seeeeehr gemächlich gemacht – was auch insofern ungünstig ist, da dann erst recht auffällt, dass man für verschiedene Szenen unterschiedliche Raketenmodelle verwendete – und obwohl ich den Film nicht in 3D kenne, kann ich mir kaum vorstellen, dass er dadurch gewinnt. Darsteller, die in (freilich variierenden, weil von unterschiedlichen Filmen aufgetragenen) Raumanzügen von rechts nach links durchs Bild staksen, gewinnen wohl auch in der dritten Dimension nicht wirklich viel an Reiz.
Herrlich hirnverbrannt ist dann auch noch die Geschichte hinter den Cat-Women: denen ging also der Sauerstoff aus, so dass sie geplanten Genozid (gibt es eigentlich ungeplanten Genozid) an ihrem eigenen Volk beginnen, um Sauerstoff einzusparen. Das klappte aber nicht, und verzögerte nur das Ende (echt jetzt? Überraschung!). War dementsprechend auch sehr intelligent, alle Männer umzubringen, aber was solls. Diese Damen übernehmen also telepathisch die gute Helen, indem sie einen kleinen Mond auf ihre Hand projizieren. Wird dieser verdeckt ist der Bann gebrochen; was Crewmitglied Kip auch gleich ausnutzt, ihr die Hand verdreht („I'm not hurting you THAT much!“) und ihr so schnell drei Fragen stellen kann: zwei handeln davon, ob sie nun ihn oder Captain Laird liebt, und die dritte davon, wie man denn aus der Misere nun rauskommt – ja, Prioritäten und so. Hinter diesem „Hand verdrehen und Schmerzen zufügen, um der Frau ihren eigenen Willen zu geben“ steckt nun bestimmt entweder ein zutiefst emanzipatorischer Subtext oder aber ein widerlich konservativer Schmu – das ist aber alles so dämlich, dass ich nicht weiter darüber nachdenken möchte, da ich sonst fürchte, das mir das Hirn aus den Ohren läuft.
Selbstverständlich sind auch die beiden Monsterspinnen als Puppen an Fäden jederzeit erkennbar. Interessant, dass dies nur eine kleine Episode in diesem Film ist (die wohl keine 5 Minuten dauert), während die Spinne in Cunhas Film eine deutlich prominentere Rolle einnimmt. Den Film zu beschreiben fällt nicht einfach: wo Cunhas Film wie ein lachhaftes Schulstück wirkt, ist Hiltons Film manchmal deutlich engagierter, aber gleichzeitig ein Blender. So wirkt das Raumschiffset viel aufwändiger, ist aber mit seinen Gartenstühlen ähnlich doof wie Cunhas Wandspinde, und entpuppt sich bei näherem Hinsehen darüber hinaus auch noch als ehemaliges U-Boot-Set, wenn etwa eindeutig ein Periskop zu erkennen ist. Hilton hatte scheinbar Zugriff auf bessere Kulissen und Kostüme – an Talent mangelt es ihm aber genauso. Dass da eine Außerirdische zur Erde möchte, weil sie mit ihrem neu gewonnenen Liebling dann eine Coke trinken und eine Ausfahrt zum Strand machen kann, ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.
Heimliches Highlight bleibt aber dann das Ende des Films. Wer nun also knapp 60 Minuten durchgehalten hat, bekommt etwas geboten, was ich so bisher noch in keinem anderen Streifen sehen konnte: laut Darstellerin Marie Windsor gelang es Regisseur Arthur Hilton nicht, den Film in der vorgegebenen Zeit fertig zu stellen. Was taten die Produzenten? Sie rissen mehrere Seiten aus dem Drehbuch und ließen den Film fertigstellen.
Das Ergebnis? Eine Stimme aus dem Off verkündet den Tod der Cat-Women und die Rettung Helens. Und Ende. Aus.
Der Wahnsinn!
Und wie bewerte ich das Ding nun? Dumm ist es. Lachhaft ist es. Unterhaltsam ist es. Schlecht ist es. Macht also irgendwas zwischen drei und vier Sternen, und weil „Bestie des Grauens“ noch den Bonus der schönen DVD bekommt, bleibts hier bei drei Sternen.
Das ist aber reine Willkür. In diesem Sinne:
I love you, Doug, and I must kill you., sagte die Katzenfrau auf dem Mond.
I love you too, Lambda, and I'm not afraid., antwortete ihr Astronaut.