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von Jonathan Kasdan




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Wrong Turn 5: Bloodlines

Wrong Turn 5: Bloodlines

Ein Film von Declan O'Brien

Pünktlich zu Halloween wollen wir also wieder den aktuellsten Teil der überraschend langlebigen „Wrong Turn“ Reihe genauer unter die Lupe nehmen. Wir erinnern uns: der erste war ein kleiner Überraschungshit, führte eine gesunde Härte im Kino (und in Deutschland für Filme ab 16) ein, und konnte mit Effekten aus Stan Winstons Schmiede punkten; fünf Jahre später, als sich eigentlich schon niemand mehr an Wrong Turn erinnerte, kommt Dead End raus und entpuppt sich als fantastisch unterhaltsamer Film, der seine hanebüchene Story keine Sekunde ernst nimmt, und mit seinen witzigen Sudeleien vor allem die Horrorfans unter uns anspricht, die dem immergleichen Folterhorror müde geworden sind und lieber wieder Lachen möchten – eine kleine Perle. Und dann begibt sich der Franchise leider in die günstigen Ostblock-Untiefen, die er nach dem Joe Lynchs Film eigentlich nicht verdient hatte: Declan O'Brien inszenierte den dritten und auch noch den vierten Teil. Letzterer zwar doch in Kanada gedreht, aber leider eine viel zu grimmiges Prequel – eine üble Schlachtplatte; Teil 3 hingegen in Bulgarien, mit höherem Spaßfaktor und ging, wenn ich mich richtig erinnere, ganz in Ordnung, ohne Eindruck zu hinterlass
en. Und nun steht uns also mit „Wrong Turn 5: Bloodlines“ der nächste Teil ins Haus, wieder von Declan O'Brien.

Wollen wir den „Inhalt“ mal schnell aus dem Weg schaffen, um uns dem Film widmen zu können: irgendwo in West Virginia findet das alljährliche Mountain Man Festival statt. Der Ort steht Kopf, Leute verkleiden sich als Einheimische und Hinterwäldler, und die Polizei hat alle Hände voll zu tun. Mittendrin bzw. etwas abseits im Wald: die Clique von Billy, drei Herren und zwei Damen, die im Wald campieren und das Festival besuchen wollen. Auf dem Weg dorthin rauchen sie im Auto nicht nur Gras, sondern fahren auch beinahe Maynard (Doug Bradley!) über den Haufen. Als sie dem möglicherweise Verletzten helfen wollen, setzt dieser sich mit einem Messer zur Wehr, woraufhin die Herren wie verrückt auf den am Boden liegenden eintreten (herrlich!). Schon ist die Polizei vor Ort und sperrt die Beteiligten ein. Was Polizistin Angela nicht weiß: Maynard ist das Oberhaupt des Wrong Turn'schen Kannibalenclans (ach so!), und die Jungs wollen ihn mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln wieder aus dem Knast holen...

„Wrong Turn“ meets „Das Ende – Assault on Precinct 13“? Klingt tatsächlich ziemlich cool! Und ist vor allem mal was anderes, als das übliche Gerenne durch den Wald (wobei man zugeben muss: schon Teil 4 spielte nicht mehr im Wald). Insofern hat Wrong Turn 5 an diesem Punkt tatsächlich das Potentail, zum einen mal was originelles mit dem Szenario zu machen, zum anderen ein spannender Film zu werden dank bekannter Motive. Überhaupt: es gibt eine ganz gute Erklärung für das nicht funktionierende Handynetz, die menschenleere Stadt ist halbwegs durchdacht, und Doug Bradley weist die Filmfiguren sogar darauf hin, dass es doch ziemlich dämlich wäre, sich zu trennen. So weit, so gut. Doch, oh weh oh weh, ihr ahnt es sicherlich: Declan O'Brien ist meilenweit davon entfernt, ein guter Drehbuchautor zu sein! Aus dem Szenario der belagerten Polizeistation wird nichts gemacht, da die Figuren diese ohnehin ständig verlassen; nach dem Angriff auf das Kraftwerk (don't ask...) scheint der Stromausfall das Festival nicht wirklich zu stören, und überhaupt wird aus dem Festivalbezug nichts konstruktives abgeleitet – das ist eine vorgeschobene Erklärung für die verlassene Stadt. Oh, und zu der Sache mit „Trennt euch nicht, bleibt zusammen!“? Die Figuren sehen das ein, trennen sich aber trotzdem dauernd! Richtig dumm wird das dann, wenn Angela nach Verstärkung funkt, der Deputy aber leider gerade Sex mit einer Besucherin des Festivals hat: das ist vom Dialog direkt aus einem Porno entnommen, und der gute Herr kommt nicht darauf, wenn er fertig ist, mal Chefin anzufunken – beziehungsweise lässt diese es auch bei dem einzigen Versuch. Dazu kommen noch andere, gigantische, Logiklücken, wie etwa der Abschleppwagen, der nie auftaucht und eigentlich festgestellt hätte, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt.

Drehbuch und Story zeigen also zwar gute Ansätze, taugen aber nicht wirklich viel. Aber – oh Wunder, wer hätte es gedacht – darauf kommt es den Machern und den Fans wohl auch gar nicht an. Viel wichtiger wiegt da die Frage: wieviel Gemetzel findet statt, ist der Film ordentlich brutal? Wie bei den Vorgängern gilt auch hier wieder: „Wrong Turn 5“ lässt es kräftig suppen! Wer viel Geschmodder sehen, Blut, Gedärme und Körperteile durch die Gegend fliegen, und stellenweise grenzwertigen Sadismus sehen will, ist hier ziemlich gut aufgehoben. Die Effekte sind überwiegend handgemacht und können somit ziemlich überzeugen (wobei die Tricktechniker jetzt nicht vor unlösbare Aufgaben gestellt wurden). Auch wurde dankenswerterweise keine richtig üble Szene wie die „Fondue-Sequenz“ in Teil 4 eingebaut – vom Spaßfaktor des zweiten Teils ist man aber ebenso weit entfernt. Positiv anzumerken ist auch, dass die Todesszenen ziemlich abwechslungs- und einfallsreich sind.
Und jetzt das große ABER: der Film wandelt mit seinen Tötungsszenen doch sehr stark auf Saw-Gelände. Die Kannibalen, die doch eigentlich ihren Anführer aus dem Knast holen wollen, verbringen ihre Zeit lieber damit, durchdachte Tötungsszenarien aus dem Hut zu zaubern: da werden etwas zwei Jungs überwältigt, einer an ein Fussballtor gekettet, der andere bis zum Hals vergraben, und dann mit einem Rasenpflegetraktor (oder sowas) gejagt und gehäckselt; oder man baut einen Mechanismus, der ein armes Opfer vom Bauchnabel bis zum Hals aufschlitzt, wenn eine Autotüre geöffnet wird. Man sieht also, wo der Fokus der Macher liegt: Sadismus.

Und dieser Sadismus ist für mich wieder das größte Problem des Films.

Es folgen massive Spoiler über das Ende, wer also nichts wissen will, möge diesen Absatz übersrpingen. Über den Sadismus könnte man hinwegsehen, wenn der Film spaßig wäre. Es gibt zahlreiche Filme, die eigentlich ziemlich fies sind, aber sich dank schwarzem Humor nicht so bierernst nehmen – Stuck ist etwa ein schönes Beispiel dafür. Wrong Turn 5 verzichtet zwar auf die ganz üblen Szenen aus Teil 4 (auch wenn man ähnliches mit einer Szene versucht, als ein Mädel ihre eigenen Gedärme essen soll – die Stelle ist aber einfach zu lächerlich, um ernst genommen zu werden), aber O'Briens Film ist von einer unglaublichen Menschenfeindlichkeit geprägt. Ich will mich ja gar nicht darüber aufregen, dass die Figuren keine echte Charaktere sind. Aber wenn der Film schon gar kein Interesse heuchelt, die Guten gewinnen zu lassen und die Bösen zu bestrafen, dann habe ich als Filmemacher ein Problem und reihe wirklich nur noch Sadismus aneinander. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass Doug Bradley dem Final Girl ihr schlimmes Schicksal ankündigt, ihr die Augen aussticht, und sie am Ende tatsächlich in den Fängen des Clans landet – der Clan, der im ganzen Film kein einziges Mitglied einbüßt. Wir starten mit vier Mitgliedern, wir enden mit vier Mitgliedern. Nie besteht auch nur der Hauch einer Chance, dass die Guten gewinnen. Es geht nur darum, auf möglichst brutale Art Menschen über den Jordan zu bringen. Und das finde ich doch äußerst ärgerlich und beraubt den Franchise wieder der naiven Unschuld, die Teil 2 noch zum besten Film der Reihe machte.

Kommen wir zum Rest: überraschend ist das Casting des Films. Dass Doug Bradley mit von der Partie ist, war bekannt. Ich ging jedoch bis zur Sichtung davon aus, dass er einen Cameo hat, man aber mit seinem Namen werben kann. Weit gefehlt! Bradley nimmt tatsächlich eine Hauptrolle ein und ist den ganzen Film über präsent. Es ist jedoch unverständlich, warum man so jemanden castet, ihn dann aber 80% der Laufzeit hinter Gittern sitzen lässt. Ebenso unverständlich ist die Entscheidung, Roxanne McKee als Final Girl zu nehmen. Keine Frage, die gute Frau ist hübsch und man baut für sie auch eine Sex- und eine Duschszene ein. Nur warum nimmt man ausgerechnet sie für diese Rolle, wenn sich Frau McKee scheinbar weigert, zumindest in diesem Film, nackig zu sein. Bestandteil von billigen Horrorfilmen sind nunmal Blut und Brüste. Dass die Macher sich über solche Sachen keinerlei Gedanken machen, sieht man auch daran, dass die Masken der Kannibalen nochmal billiger geworden sind und inzwischen wirklich so aussehen, als stammen sie aus der Halloween-Abteilung von Walmart. Dadurch können die Kannibalen natürlich gut in der Masse von Festivalgängern untertauchen, da scheinbar selbst in Filmlogik die Leute hier an Masken denken, so wenig überzeugend ist das Make-Up.

Kommen wir also nach zwei Office-Seiten über Wrong Turn 5 (ich glaubs nicht....) zum Fazit: Wrong Turn 5 ist in den Kills kreativ, zeigt beim Drehbuch gute Ansätze, und hat Doug Bradley in einer Hauptrolle. Leider ist Wrong Turn 5 in seiner Gedankenwelt absolut und unnötig fies, hat keinerlei interne Logik und gibt sich selbst bei einfachen Dingen nur wenig Mühe. So langsam fängt die Reihe an, zu nerven. Ich gebe wohlwollend drei Sterne, aber wenn sich der sechste Teil (der sicherlich kommt) nicht mal wieder am Riemen reißt, seh ich schwarz für die nächste Bewertung.

Eine Rezension von David Kugler
(01. November 2012)
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Daten zum Film
Wrong Turn 5: Bloodlines USA 2012
(Wrong Turn 5: Bloodlines)
Regie Declan O'Brien Drehbuch Declan O'Brien
Produktion 20th Century Fox Home Entertainment, Constantin Film Produktion, Summit Entertainment Kamera Emil Topuzov
Darsteller Doug Bradley, Roxanne McKee, Camilla Arfwedson, Simon Ginty, Amy Lennox
Länge ca. 90 Minuten FSK
Filmmusik Claude Foisy
Kommentare zu dieser Kritik
Bartel sagte am 01.11.2012 um 15:14 Uhr

Zuerst einmal Respekt an den Wortschwall-Willen des Autors und der fast schon asketisch anmutenden Geduld, die dieser noch für eine solch arg strapazierte Franchise Filmerei wie die des WRONG TURN, aufzubringen vermag.
Ich kann auch deinen moralischen Standpunkt vollkommen nachvollziehen, da ich, bei der Sichtung von INBRED auf dem diesjährigen FantasyFilmfest ziemlich ähnlich empfunden habe (dieser scheiterte bspw. kläglich an den verzweifelten Versuchen seitens der Regie den Ton des menschenverachtenden Zynismus der im Film vorherrscht, durch eine Anzahl von völlig aus dem Rahmen fallenden humorvollen "comic relief" Momenten, aufzulockern. Eine Mischung die absolut nicht aufging!)Der Ton macht ja immer noch die Musik. Und ein gemeines sonores misanthropisches Brummen ist für mich kein Ton sondern einfach nur Scheiße!
Deine Kritik nimmt jedenfalls einen der obersten Ränke in der Sparte "Leidenschaftlich emotionsgeladene Texte die den Film auf dem sie sich beziehen gar nicht verdient haben".
Meistens haben solche Wutschriften mehr Wortumfang als die Drehbücher der Filme. Siehe auch mein "Pamphlet" zum spanischen KIDNAPPED dessen finale Endprämisse in Sachen Misanthropie schwer zu toppen sein dürfte.
http://multi-film.blogspot.de/2011/05/kidnapped-secuestrados-2010.html
LG BARTEL

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