„Das perfekte Verbrechen“ – gibt es das wirklich?
Der smarte Willy Beachum, Anwalt mit Starallüren und auf dem Weg, die höheren Sprossen einer Karriereleiter zu erklimmen, muss sich sehr zusammenreißen, diese Frage nicht zu bejahen, denn er kommt einfach nicht hinter des Rätsels Lösung. Willy ist überzeugt davon, dass der reiche alternde Ted Crawford versucht hat, seine Frau umzubringen, kann aber nichts beweisen. Wo ist die Waffe, mit der Crawford seiner wesentlich attraktiveren Frau in den Kopf schoss, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie ihn mit einem Polizisten betrog? Warum gibt Crawford erst ein umfassendes Geständnis ab, um dann im Nachhinein die Tat zu bestreiten? Was führt der kauzige Psychopath wirklich im Schilde?
Die Story verspricht einen klassischen Mix aus Krimi und Thriller, aufgepeppt durch ein paar entscheidende Gerichtsszenen. Der Zuschauer steckt in Willy Beachums Haut, weiß er doch mit Sicherheit, wer der Attentäter von Mrs. Crawford (Embeth Davidtz) ist, nicht aber, wie man dessen Schuld beweisen könnte. Während im Laufe des Films für Willy alles schief zu laufen scheint, gibt es am Ende eine überraschende Wendung.
Der Film könnte so gut sein – wären da nicht die vielen Details, die dies zunichte machen. Die Story klingt interessant und verspricht Potential, leider wird dieses aber nicht ausgeschöpft. Der Film ist streckenweise recht langweilig, vor allem der Anfang hätte kürzer sein können. Es gibt kaum Aktion, kaum Fortschritte und kaum Wendungen. Alles in allem ist da einfach zu wenig Spannung drin, die einen fesseln und mitfiebern lassen könnte.
Die Schauspieler sind zwar in Ordnung, allerdings erinnert Anthony Hopkins in seiner Rolle als kaltherziger Crawford zu sehr an seine einstige Paraderolle des Hannibal Lector, obwohl er diesmal – ganz im Gegensatz zum Film „Das Schweigen der Lämmer“ – sogar blinzelt (!). Auf der anderen Seite ist ihm dadurch natürlich die Rolle des psychopathischen, berechnenden Killers wie auf den Leib geschnitten. Ryan Goslin, der als Anwalt Willy Beachum das gute Gegenstück zu Crawford spielt, passt zwar hervorragend in die Rolle, allerdings nervt seine selbstverliebte, stetig Geleeböhnchen-mit-offenem-Mund-kauende Art ziemlich schnell und man fragt sich, ob dieser Möchtegernanwalt auch wirklich etwas auf dem Kasten hat.
Diese kleinen Negativeleien könnte man gut und gerne in Kauf nehmen, nicht aber die Rollen der beiden Nebendarstellerinnen, denn die schlagen dem Fass wirklich den Boden aus. Da ist zum einen Nikki Gardner (Rosamund Pike), Willys Vorgesetzte und eine bildhübsche, erfolgreiche junge Frau… aber leider strohdumm. Immer wieder runzelt der Zuschauer (und vor allem die Zuschauerin) die Stirn über Nikkis nicht nachvollziehbares Verhalten, wenn die sich ein ums andere Mal Willy quasi an den Hals wirft und förmlich darum bettelt, er möge mit ihr schlafen. Hat so eine Frau das nötig? Anscheinend ja, kommt sie doch schließlich auch wieder zu ihrem Willy angekrochen, nachdem beide eine heftige Auseinandersetzung hatten, bei dem eindeutig Willy den kürzeren ziehen musste.
Und als wäre das noch nicht genug, ist da auch noch Willys Sekretärin Mona (Zoe Kazan), die wohl in ihren Chef verknallt zu sein scheint und ihm mit großen Augen und stetig dümmlichen Blick jeden Wunsch erfüllt. Während Mona aber immerhin noch eine Funktion erfüllt, erschließt sich die Rolle der Nikki nicht im mindesten. Diese Rolle scheint einfach nur unpassender Lückenfüller zu sein, damit der gutaussehende Willy zwischendurch auch mal zum Stich kommt.
Während also die Herren in diesem Film clever und entweder reich oder schön sind, sind die Frauen dämlich und sinnlos. Was für eine „klassische“ Verteilung!
Am Ende geht man mit einem „Schade“ aus dem Film, der doch eigentlich so viel versprach und eine Menge Potential hatte. So freute man sich auf dialogreiche Gerichtsszenen, eine Schritt-für-Schritt ausgeklügelte den-Bösen-Überlistungstaktik und darauffolgende, clevere Fallen des Mörders. Alles wird irgendwie nur so halb umgesetzt, dem Film fehlt es einfach an Herzblut und Leidenschaft. Aber immerhin, für eine nette Abendunterhaltung sorgt er dennoch, wenngleich er auch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.