„So you guys aren't getting back together?“
„No.“
„This is going to be a really short movie.“
Kermit. Gonzo. Miss Piggy. Manchmal reicht allein die schlichte Nennung von Namen aus, um alte Kindheitserinnerungen zu wecken. Und auch wenn man niemals allzu viel mit ihnen am Hut gehabt haben sollte, so kennt man sie doch zumindest flüchtig: die
Muppets. Jene vom traurigerweise viel zu früh verstorbenen
Jim Henson erdachte Puppenbande, die bereits seit Jahrzehnten Jung und Alt mit frecher, ausgelassener, aber niemals respektloser Unterhaltung begeistert und mittlerweile auf eine recht turbulente Schaffenszeit voller Höhen und auch einiger Tiefen zurückblicken kann. Denn bekanntlich ist vieles vergänglich, so auch der Erfolg.
Hieran knüpft der nunmehr siebte Spielfilm um die kultigen Puppen an, die zuvor etwa Manhattan eroberten [1984], ihre ganz eigene
Weihnachtsgeschichte erzählten [1992] oder im bis dato letzten Output gar das All unsicher machten [1999]. Das aktuelle und jüngste Abenteuer, das nach einiger Vorbereitungszeit und einem mehr als soliden U.S.-Start jetzt auch endlich den Weg auf die hiesigen Leinwände findet, präsentiert uns nun eine quietschbunte und an alte
Disney-Klassiker erinnernde schrille Welt, in der eine Puppe namens Walter (Originalstimme: Peter Linz) zusammen mit ihr
em menschlichen Bruder Gary (Jason Segel) ein unbeschwertes Leben in der kleinen Stadt Smalltown führt. Alles ändert sich jedoch schlagartig, als Walter, der wohl größte
Muppets-Fan aller Zeiten, herausfindet, dass der schmierige Geschäftsmann Tex Richman (Chris Cooper) vorhat, unter dem leerstehenden Theater der berühmten Puppen-Truppe nach Öl zu bohren, was zwangsläufig den unwiderruflichen Abriss des Standortes nach sich ziehen würde. Ein Frevel sondersgleichen. Einzige Rettung: der Rückkauf des alten Theaters, der allerdings mit satten 10 Mio. Dollar nicht gerade günstig ausfällt. Klare Sache: Die legendären
Muppets, die sich mittlerweile in alle Windrichtungen zerstreut haben, müssen sich noch ein letztes Mal zusammenrotten, um eine gewinnbringende Spenden-Show zu organisieren und für einen Abend alte, glorreiche Zeiten wiederaufleben zu lassen. Aber ob das gelingt...?
Lange Zeit war es still gewesen um die
Muppets, obwohl sie nie wirklich weg waren. Umso interessanter, dass die Macher von
„DIE MUPPETS“ [2011] ebendiesen Umstand als Aufhänger für ihren neuesten Kinostreich verwendeten und mit gespielter Leichtigkeit eine halbwegs ernsthafte Abhandlung über Ruhm und dessen Vergänglichkeit inszenierten. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit genügend handgemachten Puppenspielertricks angereichert. Dass altmodischer Puppentrick, wie ihn viele etwa aus ihren Kindertagen kennen, heutzutage ohne 3D-Hokuspokus und CGI-Schützenhilfe noch für gut gefüllte Kinosäle sorgen kann, ist dabei womöglich das erstaunlichste und gleichzeitig auch selbstverständlichste Ereignis: Erstaunlich deshalb, weil die
Muppets unbeschadet und zudem gänzlich unverändert den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft zu haben scheinen, und selbstverständlich, weil die
Muppets schlichtweg nicht verändert gehören, sondern nur in dieser ureigenen Form existieren können. Auch und
gerade heute. Leider bleibt dies freilich nicht ohne kalkuliertes Risiko, wie man nebenbei feststellen muss, denn
James Bobins Kinodebüt ist im besten Sinne des Wortes ein Fan-Film: von waschechten Fans für eingefleischte Fans konzipiert, gibt es doch keinerlei Einleitung nebst Einführung der Figuren, sondern werden die
Muppets vielmehr als eine fest etablierte und bekannte Größe vorausgesetzt.
Ein Risiko, mit dem es sich aber ganz gut leben lässt, denn gänzlich unbekannt dürften die jahrzehntelang erfolgreichen Kult-Puppen keinem Zuschauer sein. Und außerdem: Wer in einen
Muppets-Film geht, erwartet nun einmal keine bis in die hintersten Ecken verwinkelte Geschichte, sondern ein an Gags und Pointen reiches, unterhaltsames Vergnügen, bei dem eine anspruchsvolle Geschichte neben den verselbständigten Charakteren sowieso nur ein Statist zweiter Klasse wäre. So auch hier. Zwar ist die vorliegende Story um Akzeptanz, wahre Liebe und den ganzen obligatorischen Rest im Großen und Ganzen grundsolide, kommt aber doch nie über die Rahmengebung für eine schier endlose Nummernrevue teils alberner, teils überaus gelungener Späßchen hinaus. Geschenkt. Denn wenn Kermit und Miss Piggy herzerweichende Songs schmettern, Neu-Puppe Walter voll kindlicher Vorfreude auf seine Idole trifft und Charakterdarsteller
Chris Cooper („
American Beauty“ [1999]) dem Oberfiesling ein herrlich überzogenes Profil gibt, dann hat man schlicht und einfach Spaß an der puren Freude, mit der hier agiert wird. Und kommt es darauf nicht am Ende an?
Das dachte sich wohl auch „
How I met your Mother“-Star und
Muppets-Fan
Jason Segel, der neben der männlichen Hauptrolle auch noch das Amt des Co-Autors und ausführenden Produzenten übernahm. „Seine“
Muppets atmen spürbar den Geist des Vergangenen, sind frech und ausgelassen... und damit sich selbst treu geblieben. Die unzähligen populären Gaststars aus Fleisch und Blut, die der Überraschung wegen hier nicht namentlich genannt werden sollen, bekennen sich ebenfalls zum bunten Treiben und verleihen dem überdurchschnittlich gut gelungenen Film gerade im letzten Drittel noch zusätzliche Würze. Richtig so. Zusammen mit dem bereits mehrfach für den
Golden Globe nominierten Soundtrack, der (diese Warnung bitte ernstnehmen!) den Begriff „Ohrwurmqualitäten“ quasi neu definiert, ergibt sich
summa summarum ein überraschend harmonisches, musikalisches, selbstironisches und perfektes Timing beweisendes Gesamtwerk, an dem letzten Endes auch Nicht-
Muppets-Fans Gefallen finden dürften. Denn wie lehrt uns der Film so schön: In jedem verbirgt sich mitunter ein kleiner
Muppet. Man muss es nur zulassen.
Fazit: Auch nach 12 Jahren der Leinwandabstinenz lassen die
Muppets, wie nicht anders zu erwarten, ordentlich die Puppen tanzen. Der überaus schrille Mix aus Parodie, Komödie, Musical und Nummernrevue macht trotz einiger lauer Gags derart großen Spaß, dass man abschließend eigentlich nur noch eines sagen kann: Die
Muppets sind wieder da? Applaus, Applaus, Applaus!