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Up in the Air

Up in the Air

Ein Film von Jason Reitman

Ryan Bingham liebt seinen Job über alles – und beherrscht ihn vielleicht gerade deshalb bis zur Perfektion. Was das für Fähigkeiten erfordert? Alles, was zum stilvollen Überleben gebraucht wird, ohne Falten zu werfen auf Handgepäckgröße zusammenpressen; aus den Schuhen schlüpfen, Gürtel ausziehen und das teure Notebook in den grauen Plastewannen der Flughafengepäckkontrolle verstauen in einen fließenden Bewegungsablauf integrieren; eiskalte, lebensverändernde Nachrichten überbringen und dabei noch charmant wirken – Ryan ist professioneller Rausschmeißer und fliegt an 322 Tagen im Jahr kreuz und quer durchs Land, um höflich, aber bestimmt Angestellte jeglicher Firmen zu entlassen, wenn die dafür eigentlich verantwortlichen Manager keine Lust dazu haben. Oder kein Rückgrat. Erst, als er die Geschäftsfrau Alex auf einer seiner Dienstreisen kennen lernt und die junge, etwas verbohrte Natalie einarbeiten soll, gerät sein so perfekt durchstrukturiertes Karriereleben, das jegliche menschliche Bindung ausschließt und somit auch vor der Verantwortung, die diese mit sich brächten, schützt, aus den Fugen…

Die originelle Idee kam ursprünglich von dem amerikanischen Schriftsteller Walter Kirn, der in seinem Roman „Mr. Bingham sammelt Meilen“ (im Original „Up in the Air“, 2001) eine ähnliche Geschichte erzählt. Unter der Regie von Jason Reitman, der übrigens auch schon in der gleichen Position mit den Filmen „Juno“ und „Thank You For Smoking“ Erfolge feierte, wurde die Erzählung 2009 als Tragikomödie auf die Leinwand gebannt. Ein Golden Globe (Bestes Drehbuch), ein Satellite Award (Beste Filmmusik) und unzählige andere Auszeichnungen und Nominierungen lassen schon mal vermuten, dass Reitmans Leistung in keiner Weise nachgelassen hat.

Up in the AirUp in the AirUp in the Air
Die Story sagt es eigentlich schon: „Up in the Air“ ist was für Flugliebhaber, für die es kaum eine bessere Reisevariante gibt, als hoch über den Wolken zu schweben, sich zwischendurch auf den Flughäfen der Welt zur Entspannung einen Snack reinzuziehen und für die das ganze Drumherum von Kofferpacken bis Durchleuchtetwerden nette Routine geworden ist. Schon im Vorspann gibt es für diejenigen, die die Welt gern von oben betrachten, wundervolle Aufnahmen von US-amerikanischen Städten aus der Vogelperspektive, die auch im Laufe des Films immer mal wieder eingeblendet werden. Überhaupt wirkt der Film optisch sehr stylisch, wozu ebengenannte Luftaufnahmen, Szenen im erste Klasse-Flugzeugbereich und ein stets im eleganten Anzug auftretender George Clooney (bekannt aus „From Dusk Till Dawn“, „Michael Clayton“ und zahlreichen anderen Top-Filmen) ihren Beitrag leisten. Für den Hauptdarsteller mit dem charmanten Blick und dem silbergrauen Haar scheint die Rolle des netten, aber arroganten Karrieretyps wie auf den Leib geschneidert. Flankiert wird der Hollywoodstar von Vera Farmiga („Teufelskind Joschua“, „Orphan - Das Waisenkind“), die mit viel Ausstrahlung die starke Karrierefrau Alex und vermeintliche Seelenverwandte des Vielfliegers mimt, und Jungdarstellerin Anna Kendrick (wenn sie einem irgendwie bekannt vorkommt, dann hat man sie vielleicht in einer Nebenrolle in der Horrorromanze „Twilight - Biss zum Morgengrauen“ oder in der Fortsetzung „New Moon - Biss zur Mittagsstunde“ schon einmal gesehen), die hier die aufstrebende, aber etwas naive Natalie spielt, die von Ryan eingearbeitet werden soll, es ich aber herausstellt, dass auch sie noch die ein oder andere Lektion erteilen kann.

Up in the AirUp in the AirUp in the Air
Das tolle Schauspieltrio geht neben den ganz besonderen Kleindarstellern allerdings beinahe unter. Immer wieder werden Menschen gezeigt, denen gerade gekündigt wurde und die ihren Frust, ihre Trauer, Angst und Wut darüber rauslassen. Neben J. K. Simmons („Spider-Man 2“, „Spider-Man 3“), der hier großes Können in einer kleinen Rolle beweist, sind vor allem Laien zu sehen, die in ihrem Leben außerhalb des Films tatsächlich kürzlich entlassen wurden. Vielleicht wirken ihre Reaktionen darauf gerade deshalb so authentisch, unterschiedlich und interessant. Die Passagen, in denen sie zu sehen und zu hören sind, haben das Flair eines gut gemachten Dokumentarfilms, der vor dem Hintergrund einer andauernden Weltwirtschaftskrise nicht passender hätte sein können.

Um allerdings wirklich zu bewegen und mitzureißen, ist „Up in the Air“ doch leider eine Spur zu glatt inszeniert, was sowohl für die Optik als auch für die Unterhaltung zwar höchste Punktzahl einbringt, aber dennoch nicht aufreibt. Intelligente, scharfzüngige Dialoge deuten es an: der Film hätte an manchen Stellen einfach bissiger sein können, anstatt sich in zu allgemeinen, schwammig formulierten Moralvorstellungen zu verlieren. Hier sticht nur eine leider etwas zu kurz geratene Szene heraus, in der während eines Streits zwischen Natalie und Ryan zwei verschiedene Weltvorstellungen aufeinanderprallen und durch die interessanterweise gezeigt wird, dass der Spieß auch umgedreht und sie zur Erfahrenen und er zum Naivling werden kann.

Up in the AirUp in the AirUp in the Air
Dennoch rangiert „Up in the Air“ passend zu seinem Titel auf den oberen Plätzen des Filmniveaus, was vor allem auch dem letzten Viertel zu verdanken ist. Die Tragikomödie schafft es, auch ohne große Katastrophen zu überraschen und ohne ein schnulzgetränktes Happy End auszukommen, und gleichzeitig zu befriedigen und nachdenklich zu stimmen. Da bleibt zum Ende hin nur noch zu sagen, dass man sich trotz der hohen Qualität von Jason Reitmans neustem Werk nicht zu sehr von der durch Ryan dargestellten Einpackmethode beeinflussen lassen sollte. Glatt gefaltet ist immer noch besser als gerollt. Probiert’s aus.

Eine Rezension von Anja Strilek
(01. Februar 2010)
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Daten zum Film
Up in the Air USA 2009
(Up in the Air)
Regie Jason Reitman Drehbuch Jason Reitman, Sheldon Turner
Produktion Ivan Reitman, Tom Pollock, Jeff Clifford, Daniel Dubiecki, Ted Griffin Kamera Eric Steelberg
Darsteller George Clooney, Anna Kendrick, Vera Farmiga, Jason Bateman, Amy Morton, Zach Galifianakis, J.K. Simmons, Sam Elliott
Länge 110 min FSK o. A.
Filmmusik Rolfe Kent
Kommentare zu dieser Kritik
travisbickle TEAM sagte am 02.02.2010 um 14:01 Uhr

Einer meiner am meisten erwarteten Filme 2010!

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