Erneut öffnen sich die Tore des Grauen, der Furcht und der außerirdischen Invasoren: aus dem Hause Anolis findet „Die Rückkehr der Galerie des Grauens“ den Weg in unseren heimischen Lichtspielanlagen. „Fremde Welten“ und „Giganten“ geben diesmal das Motto vor, und man darf gespannt sein, was für einen liebenswürdigen Schund aber auch Qualitätsfilme die Damen und Herren diesmal wieder für uns bereit halten. Den Anfang macht diesmal „Das Geheimnis des steinernen Monsters“, ein Monsterfilm ohne Monster, dafür mit Steinen. Alles klar? Na das kann ja was werden!
In der Nähe des kleinen Wüstenstädtchens San Angelo schlägt ein Meteor eines Nachts in die Erde ein. Ein Geologe und Ranger stößt durch Zufall auf Überbleibsel in des Steins in der trockenen Gegend und nimmt diese zur weiteren Untersuchung mit in die Stadt. Als sein Kollege Dave Miller von einer Dienstreise zurückkehrt, findet er Grauenhaftes vor: das Labor ist das reinste Chaos, überall liegen schwarze Steine, und sein Kollege selbst steht versteinert – und tot – in der Ecke. Auch das Haus der Familie Simpson wird dem Erdboden gleichgemacht, als ihre Tochter Ginny nach einem Schulausflug unter Leitung von Daves Freundin Cathy mit nach Hause nimmt und ihn zum Waschen ins Wasser legt. Schnell wird klar: die Steine aus den Weiten des Universums wachsen bei Wasserkontakt zu immenser Größe an, und dank des plötzlich einsetzenden Regens werden sie in der trockenen Wüste zu
einer massiven Gefahr für San Angelo und seine Einwohner. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
„Das Geheimnis des steinernen Monsters“ markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der B-Sci-Fi-Filme der 50er Jahre. Jack Arnold wechselte nach diesem Film zu Paramount, wo er schließlich „The Space Children“ drehte; für seine bisher angestammte Produktionsfirma Universal wurde „The Monolith Monsters“ (so der Originaltitel) zum letzten, wirklich ernsthaften Science-Fiction-Streifen dieser Art. Ursprünglich als „Nachfolger“ zu
Die unglaubliche Geschichte des Mr. C konzipiert, landete unter nicht wirklich geklärten Umständen nicht etwa Arnold selbst auf dem Regiestuhl, sondern der eher unbekanntere John Sherwood, der ein Jahr vorher noch einzig nennenswert „Das Ungeheuer ist unter uns“ inszenierte, welcher – so schließt sich der Kreis – tatsächlich ein inhaltlicher Nachfolger von Arnolds „Der Schrecken vom Amazonas“ sowie „Die Rache des Ungeheuers“ ist. Vom ursprünglichen Plan blieben neben Hauptdarsteller Grant Williams noch Jack Arnold und Robert M. Fresco als Autoren übrig. Und wo Sherwoods Regie bestenfalls als zweckmäßig und seine Darsteller als ziemlich blass bezeichnet werden können, ist das Drehbuch eine der Stärken des Films – natürlich auch hier mit Abstrichen. Denn mal ehrlich: Steine als Bedrohung darzustellen kann so manchen Autoren vor ziemliche Probleme stellen.
Aber diese fundamentale Schwierigkeit haben die Verantwortlichen recht gut gelöst. Dabei sind die Steine hier wirklich nur Steine. Keine Aliens; keine Lebensformen; sondern halt Steine. Durch Kontakt mit Wasser wachsen diese schnell zu enormer Größe an, bis sie schließlich unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen und einstürzen. So „bewegen“ sie sich, so vermehren sie sich. Dies ist doch ziemlich geschickt gelöst, da es einerseits die Steine nicht lebendig macht, andererseits halbwegs einleuchtend erklärt, warum die Felsen so gefährlich sind, und wie sie sich fortbewegen. Darüberhinaus hat der Film als netten Kniff noch ein im weitesten Sinne offenes Ende; es wird eben nicht wie üblich eine absolute Lösung angeboten – vielleicht als Hintertür für ein Sequel (das es allerdings nie gab)? Bei so viel Licht ist aber auch durchaus Schatten: die Frauenfigur, diesmal verkörpert von Lola Albright, ist selbst für Genreverhältnisse nicht der Rede wert. Sie ist ausschließlich schmückendes Beiwerk für die Heldentaten Grant Williams', und wird niemals in die Story einbezogen. Sicherlich, so geht es vielen Frauenfiguren in diesen Filmen. Doch nichtmal die „Ehre“ der Errettung durch den Helden aus den Klauen des Monsters wird ihr hier zuteil. Ebenso gibt es beispielsweise den Subplot mit dem kranken Mädchen, das nach seiner Heilung einfach komplett aus der Handlung verchwindet und niemals wieder auftaucht.
Ebenso verpasst der Film einige Chancen, Dinge zu thematisieren, die er selbst aufwirft, aber niemals weiterdenkt: so bemerkt eine Figur, dass möglicherweise unwissende Touristen bereits einige Steine als Souvenir mit nach Hause genommen haben, und man somit niemals alle Steine finden kann – das ist durchaus möglich, wird nach diesem einen Satz aber niemals wieder aufgegriffen (möglicherweise auch hier das Hintertürchen für ein Sequel?). Ebenso scheint die Tatsache, dass die Monolithen irgendwie Menschen versteinern können, sehr nebulös zu sein, und dient eigentlich nur in der ersten Hälfte des Films für ein paar vordergründige Schockeffekte.
Und wo wir schonmal das Thema Effekte angefangen haben: diese sind ziemlich gelungen. Natürlich lassen sich eine Matte Paintings als solche erkennen, aber die Monolithen selbst können überzeugen und besitzen eine gewisse Wucht. Dabei kommt einem der Film beim ersten Anschauen deutlich effektlastiger vor, als er am Ende ist. Stichwort Ende: im Finale gibt es ein paar prima Modellshots zu sehen, was natürlich immer einen gewissen Charme hat.
Da der Film aus den Universal Studios kommt, ist die Produktion natürlich astrein. Halbwegs akzeptable Schauspieler (auch wenn sich hier wahrlich niemand mit Ruhm begießt), gelungene Spezialeffekte, zweckmäßige Regie und Kameraarbeit sowie das glaubwürdige Set-Design lassen den Film einerseits deutlich teurer aussehen als er wahrscheinlich war, und sichern andererseits, dass der Filmgenuss nicht durch handwerkliche Mängel getrübt wird. Denn die Low-Budget Herkunft wird durch die Studiopower dahinter angenehm verschleiert. Als kleine Notiz am Rande sollte man noch die Augen für den Meteor am Anfang aufhalten: der ist nämlich der gleiche wie in „
Gefahr aus dem Weltall“, nur dass der Effekt hier deutlich besser aussieht – im Jack Arnold Streifen sind die Drähte sehr offensichtlich.
Insofern kehrt die „Galerie des Grauens“ mit einem gelungenen Einstand zurück ins Heimkino. Wieder dick beladen mit einer alternativen US-Fassung, ganzen zwei Audiokommentaren (einer mit u.a. Mick Garris), sowie zahlreichen weiteren Extras, kommt der Film in einer grünen Box daher, die schon lechzend auf neun weitere Filme wartet. Macht summa summarum 5 Sterne, wenn auch mit leichter Tendenz nach unten.