„Whatever life holds in store for me, I will never forget these words: ‚With great power comes great responsibility.’ This is my gift, my curse. Who am I? I'm Spider-Man."
Er ließ die
Teufel tanzen, wagte den großen Sprung und arbeitete aus Liebe zum Spiel mit Kevin Costner zusammen –
Sam Raimi, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur, hat schon in vielfältiger Weise zum Ausdruck gebracht, dass er sich im Mainstream-Kino wohlfühlt. Wollte man den Mann in eine Schublade stecken, so würde der Versuch fehlgehen, da Raimi es in der Vergangenheit immer wieder geschafft hat, die Kinogänger mit neuen, unerwarteten Projekten zu überraschen.
Raimi hatte sich schon längst in Fankreisen einen Namen gemacht, als er 2002 die Aufgabe erhielt, die Verfilmung zu der berühmten von
Stan Lee und
Steve Ditko geschaffenen Comic-Serie
Spider-Man in Szene zu setzen. Comic-Verfilmungen stellen nun aber in der Regel ein gewagtes Unterfangen dar: zum einen sind da die eingefleischten Fans, die alle Comics auswendig hinunterbeten können und vom Film überzeugt werden wollen. Zum anderen soll aber auch der Comic-unkundige Kinogänger Gefallen an dem Film finden. Der Versuch, beide Seiten zu bedienen, ging in jüngster Comic-Verfilmung-Vergangenheit schon mehrmals nach hinten los. Glücklicherweise saß mit Sam Raimi aber ein Fan der Serie im Regie-S
tuhl, der wusste, welche hohen Erwartungen mit dem Projekt verbunden waren. 139 Mio. Dollar standen Raimi als Budget zur Verfügung – eine stattliche Summe, die bei richtiger Handhabe ein Vielfaches wieder einspielen würde; immerhin handelt es sich bei
Spider-Man mit um den bekanntesten Charakter aus dem
Marvel-Universum. So machte sich Raimi an die Verwirklichung und schaffte am Ende das, was wohl keiner wirklich erwartet hatte:
„SPIDER-MAN“ spielte mehr als das sechsfache seiner Kosten ein und fand begeisterten Anklang bei Kritikern und auch eingefleischten Fans. Was ist das Geheimnis des Films? Was hat er, das anderen Comicverfilmungen fehlt?
Zunächst zur Geschichte. Peter Parker (Tobey Maguire) ist schon in jungen Jahren zum Waisen geworden und wächst bei seiner Tante May und seinem Onkel Ben auf. Der ganz normale Junge wird von seinen Mitschülern gehänselt und nicht gerade für voll genommen. Nicht sehr förderlich, bedenkt man, dass Peter für die schöne Nachbarstochter Mary Jane (Kirsten Dunst, „
Elizabethtown“ [2005]) schwärmt, die auf dieselbe Schule geht. Alles ändert sich, als Peter auf einer Schulexkursion von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird und fortan besondere Fähigkeiten bekommt. Er kann Netze spinnen, an Wänden hochklettern und entwickelt eine Art Super-Sinn, der es ihm ermöglicht, Gefahren im Vorfeld zu erkennen. Peter nutzt diese Fügung des Schicksals, um im wahrsten Sinne des Wortes Profit aus seinen Fähigkeiten zu schlagen: er meldet sich bei einem Wrestling-Turnier an. Doch das Schicksal meint es nicht gut: Peters Onkel Ben wird bald darauf bei einem Überfall getötet, weshalb der junge Parker beschließt, seine Fähigkeiten in den Dienst des Kampfes gegen das Böse zu stellen. Spider-Man ist geboren. Und schon bald wird er dringend benötigt. Denn als Norman Osborn (diabolisch: Willem Dafoe, „
American Psycho" [2000]), Vater von Schulfreund Harry (James Franco, „
Im Tal von Elah“ [2007]), bei einem Selbstversuch allen Skrupel verliert und das zweite Ich in Form des Grünen Kobolds herausbildet, liegt es an der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft, Schlimmeres zu verhindern. Der Kobold beginnt nach und nach, New York zu terrorisieren, und schon bald steht der ultimative Kampf bevor.
Sam Raimi inszenierte das Drehbuch von
David Koepp, welcher jedoch einige Änderungen im Vergleich zu den Comics vornahm, mit viel Gespür für das richtige Timing und nutzt die ersten Minuten des Films dazu, dem Zuschauer erst einmal die Charaktere vorzustellen. Dies gelingt wunderbar; gleich zu Beginn leidet man mit Peter Parker, wenn ihn seine Mitschüler wieder traktieren.
Tobey Maguire überzeugt in der Rolle auf ganzer Linie. Er ist das, was er auch auf der Leinwand verkörpern soll: ein ganz normaler Junge von nebenan – sowohl die Rolle als auch das Kostüm werden von ihm gut ausgefüllt und können nur als Glücksgriff bezeichnet werden. Der von ihm dargestellte Peter Parker ist nicht ein übermenschlicher Muskelprotz, der keine Schwächen hat. Trotz seiner Fähigkeiten hat Peter Parker in seinem Alltag immer noch mit denselben Problemen wie vorher zu kämpfen. Die Liebe lässt sich nun mal nicht durch übernatürliche Fähigkeiten besiegen. Zudem wollen die neuen Fähigkeiten auch erst mal beherrscht werden. Diese Tatsache verleiht dem Film viel Menschlichkeit und trägt – um die eingangs gestellte Frage zu beantworten - sehr dazu bei, dass diese Superhelden-Mär eben nicht zu einer weiteren hingeklatschten und lieblosen Comic-Adaption verkommt, die sich nur auf die Effekte konzentriert und eine belanglose Geschichte um den Bombast herum konstruiert. Natürlich wird auch hier das bewährte Gut gegen Böse–Muster verwendet, doch ist der Film trotz aller Action-Sequenzen weniger Superhelden-Epos als vielmehr die Geschichte eines ganz normalen Jungen, der trotz aller Veränderungen niemals den Thron des strahlenden Helden besteigt. Denn besondere Fähigkeiten allein machen nicht glücklich. Es sind gerade die alltäglichen Dinge, die einen vervollkommnen.
Zu den Effekten muss man nicht mehr viel sagen, da sie (fast) durchgehend überzeugen können. Nur hier und da sieht man mal etwas zu deutlich, dass es sich um einen computer-animierten Spiderman handelt, was aber nicht allzu schwer wiegt, da die Visual-Effects-Crew ansonsten gute Arbeit leistet. Wenn Spidey sich durch die Häuserschluchten schwingt, sitzt man wirklich mit staunenden Augen da.
Warum also im Endeffekt „nur“ ein
gut als Bewertung? Weil
„SPIDER-MAN“ jetzt, da schon „
Spider-Man 3“ [2007] bevorsteht, als ein Teil von vielen zu betrachten ist. Vergleiche untereinander sind somit nicht nur legitim, sondern angebracht. Obwohl der Film im Grunde auf ganzer Linie überzeugen kann, erscheint „
Spider-Man 2“ [2004] in den Augen vieler Fans nämlich noch einen Tick besser. Wunder gibt es immer wieder.