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Management

Management

Ein Film von Stephen Belber

Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter im Hotel-Management ist das Zufriedenstellen und Glücklichmachen der Gäste. Ein hübsches Zimmer, freundlicher Service und ein offenes Ohr für Extrawünsche sind da Pflicht. Bei so manchem Gast fällt dies natürlich deutlich schwerer als bei anderen. Und für besonders exklusive Gäste wird sich dafür noch einmal extra ins Zeug gelegt. Selbstverständlich soll es dabei immer und ausschließlich darum gehen, den Wünschen des Gastes zu folgen, und nicht um das Ausleben persönlicher Herzensangelegenheiten. Was Mike (Steve Zahn) also an Service auffährt, als die hübsche Kunsthändlerin Sue (Jennifer Aniston) auf einer Geschäftsreise im Motel seiner Eltern eincheckt, erscheint daher nicht von ungefähr leicht übereifrig und ein klitzekleines bisschen fehl am Platze:

Mit einer Flasche gut unter einer dicken Staubschicht gelagerten Weines ausgerüstet klopft Mike am ersten Abend an Sues Zimmertür. Es sei eine Tradition des Hauses, jeden Gast mit einem Gratis-Schlückchen zu begrüßen, gibt er stammelnd vor und bittet die etwas irritierte Sue, hygienisch verpackte Plastikbecher aus dem Badezimmer zu holen. Ein wenig widerstrebend stößt sie mit ihm an, um ihn anschließend höflich aber bestimmt hinauszukomplimentieren.
Obwohl er seine nicht gerade hoch gesteckten Ziele bei diesem ersten Versuch nicht verwirklichen konnte, wagt Mike einen zweiten Anlauf. Während der ersten Schlückchen einer weiteren Flasche
Wein – diesmal eine Aufmerksamkeit, die jedem Gast zustehe, der mehr als zwei Nächte im Motel verbringt – lässt Sue ein zaghaftes Gespräch zu, im Laufe dessen Mike offenbart, was er bereits als Erfolg seiner etwas unbeholfenen Flirttaktik ansehen würde: wenn er ihren Po anfassen dürfte. Ob aus Mitleid oder um die Sache zu beschleunigen – Sue lässt sich auf eine Runde Po-Tasten und später sogar auf ein Schäferstündchen ein. An dieser Stelle ist es längst um Mike geschehen, er ist Sue hoffnungslos verfallen. Er reist ihr nach, versucht, sie für sich zu gewinnen, selbst als Sue wieder mit ihrem Ex-Liebhaber/Ex-Punkrocker (Woody Harrelson) anbandelt, und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Gang, in denen beide ganz neue Pfade beschreiten und ebenso viel über den Anderen wie über sich selbst erfahren…

Das Label „Romantische Komödie“ ist eines, das gern und schnell vergeben wird. Unzählige Filme haben sich bereits an diesem Genre versucht, manche mit mehr, manche mit weniger Erfolg. Die Grundstruktur ist oftmals dieselbe, geht es in der Regel doch um das Zusammenfinden zweier Menschen, die entweder aus zwei verschiedenen Welten stammen oder zunächst weit mehr Antipathie als Zuneigung füreinander aufbringen, wobei dem Zuschauer normalerweise trotzdem von Anfang an klar ist, dass die beiden letztlich doch zueinander finden werden. Dabei ist egal, ob sie wie in "Schlaflos in Seattle" den Großteil des Filmes durch einen ganzen Kontinent getrennt sind oder wie in "Weil es dich gibt" ihr Zusammenfinden dem Zufall (oder Schicksal?) in die Hände legen. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen wie "Die Hochzeit meines besten Freundes" steuert die überwältigende Mehrheit der Romantic Comedies unausweichlich auf ein oftmals vorhersehbares Happy End zu, einige mit mehr Fokus auf die Romantik, andere mehr am Fach der Komödie orientiert. Gerade diese Vorhersehbarkeit und teils sehr strikte Orientierung an scheinbar festgelegten Gesetzmäßigkeiten ruft immer wieder Kritik hervor und lässt dem Genre Beschreibungen wie „seicht“ oder gar „belanglos“ anhaften.

Auch "MANAGEMENT" wird als Rom-Com angepriesen, jedoch bescheren uns die unorthodoxen Methoden, die Mike in puncto Liebes-Management anwendet, einen nicht ganz typischen, nichtsdestotrotz unterhaltsamen Genre-Vertreter. Hier findet kein wundersames Zusammenfinden statt, sondern ein stückweises, mitunter hart erarbeitetes Kennenlernen, während dem sich die beiden Hauptfiguren abwechselnd annähern und wieder voneinander entfernen. Stephen Belbers Geschichte scheut sich nicht, das erste Aufeinandertreffen als eine Reihe von befangenen, verklemmten, sogar peinlichen Momente zu zeigen, und demonstriert damit auf teils überzogene Weise das Auf und Ab so manchen Eroberungsfeldzugs, ohne dabei jedoch die Bemühungen des Helden auf Freiersfüßen ins Lächerliche zu ziehen. Die ganz großen Lacher bleiben daher aus, obwohl sich der Zuschauer das eine oder andere Schmunzeln nicht verkneifen kann. Während man größtenteils Mikes Entschlossenheit und Durchhaltevermögen bewundert, fällt es in so mancher Szene doch schwer, seine mitunter unbeholfenen Annäherungsversuche mitzuverfolgen.

Ein klein wenig Fremdschämen ist also dabei, wenn Mike in einigen wenigen Momenten fast zum tragischen Helden mutiert. Doch Steve Zahn ("Rescue Dawn", "Sahara") schafft das Kunststück, dem Anti-Draufgänger sowohl in seinen labilsten als auch selbstsichersten Momenten ein liebenswertes Gesicht zu verleihen, so dass der Zuschauer sich weder beschämt abwenden noch schadenfroh stieren, sondern vielmehr mit ihm gemeinsam fühlen und hoffen möchte. Jennifer Aniston ("Friends", "Wo die Liebe hinfällt") als das Objekt der Begierde verkörpert auf den ersten Blick eine selbstbewusste Karriere-Frau, die weit über Mikes Liga steht – eine Rolle, die man der ebenso starken wie charmanten Aktrice ohne Weiteres abnimmt. Im Laufe des Filmes offenbart Sue jedoch mehr als nur eine verletzliche Seite, als ihre Fassade zu bröckeln beginnt und sich ihr Bild mehr und mehr zu dem einer verletzlichen, unsicheren jungen Frau wandelt. Der Zuschauer zweifelt nicht einen Augenblick an der Aufrichtigkeit dieser seelischen Entblößung, was einer überzeugenden Schauspiel-Leistung ebenso wie der Bevorzugung von emotionaler Substanz vor komödiantischen Einlagen zu verdanken ist. Damit entpuppt sich das Casting von Jennifer und Steve als Hauptdarsteller in einer Liebesgeschichte als gleichermaßen mutig und gelungen, so ungleich das Darsteller-Duo und so unwahrscheinlich eine Romanze zwischen ihnen auf den ersten Blick auch sein mag.

In Sachen Glaubwürdigkeit und Gefühl bleiben also keine Wünsche offen. Ob "MANAGEMENT" jedoch gefällt, hängt zum größten Teil vom bevorzugten Tempo eines jeden Zuschauers ab. Denn Rom-Com-untypisch entfaltet sich die Geschichte recht langsam, entwickelt sich die Beziehung zwischen Mike und Sue nur zögerlich. Der sehr ruhige Erzählfluss unterscheidet den Film von vielen seiner Genre-Geschwister und ruft damit dem Geschmack des Zuschauers entsprechend entweder Begeisterung oder Enttäuschung hervor. Zumindest in Sachen Vorhersehbarkeit bleibt Belbers Geschichte in gewissen Traditionen verhaftet, da zwar nicht die gesamte Story an sich, jedoch sehr wohl die Entwicklung einzelner Handlungsstränge im zumindest unmittelbaren Vorhinein erahnbar ist. Auch die Erzählung an sich erfindet nichts neu, ist aber dennoch sehr unterhaltsam. Letztlich hängt das individuelle Fazit also vorwiegend von einem ausreichenden Management hinsichtlich der eigenen Sehgewohnheiten ab. Und dass man dies von einer vermeintlich „belanglosen“ und „seichten“ Rom-Com vorgeführt bekommt, macht selbige noch ein wenig interessanter, als sie es ohnehin schon ist.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(26. Juli 2010)
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Daten zum Film
Management USA 2008
(Management)
Regie Stephen Belber Drehbuch Stephen Belber
Produktion Sidney Kimmel, Wyck Godfrey, Marty Bowen, Jennifer Aniston William Horberg u.a. (Image Entertainment, Sidney Kimmel Entertainment, Temple Hill Entertainment) Kamera Eric Edwards
Darsteller Jennifer Aniston, Steve Zahn, Woody Harrelson, Fred Ward, James Hiroyuki Liao, Tzi Ma
Länge ca. 90 Min. FSK 6
http://www.managementfilm.com/
Filmmusik Mychael Danna & Rob Simonsen

Rezensions-DVD freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ascot Elite Home Entertainment.
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