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Inception

Inception

Ein Film von Christopher Nolan

von Asokan Nirmalarajah

„Wait“, versucht sich die hübsche Ariadne, die von Ellen Page gespielte junge Novizin in dem routinierten, in einem rasanten Tempo operierenden Team professioneller Gedankenräuber aus Christopher Nolans Inception (2010) im turbulenten Actionfinale des Films zu vergewissern, „whose subconscious are we going into, exactly?“ Während sich Kinogänger mit schwacher Blase an diesem Punkt vermutlich dieselbe Frage stellen werden, können etwas aufmerksamere Zuschauer wohl nur leicht verwundert den Kopf schütteln. Denn so kompliziert der Film und zeitweise verwirrt die Protagonisten auch sein mögen, dank zahlreicher erschöpfend expositorischer Dialoge weiß man als Zuschauer doch eigentlich immer, auf welcher Bewusstseinsebene man sich gerade befindet. Wirklich schwindelerregend an der bereits mit Vorschusslorbeeren aus den USA behangenen, aber bestenfalls nur mittelprächtigen Mixtur aus Actionthriller, Science-Fiction, Psychodrama, Spionageabenteuer und Heist-Film sind nur die durchaus bewundernswerten, aber letztlich doch zu hochgesteckten Ambitionen der Filmemacher. Als Regisseur, Autor und Produzent in Personalunion ist der Hauptverantwortliche Nolan, das britisch-amerikanische Wunderkind aus dem Independentkino, dem wir Mement
o
(2000), jenes schwarzhumorige erzählerische Glanzstück postmoderner Filmkunst verdanken, und der uns seitdem mit eleganten, hochkarätig besetzten, aber gewohnt kniffligen Hollywood-Hochglanzproduktionen wie Prestige - Die Meister der Magie (2006) oder ungewohnt bedeutungsschwangeren Comic-Adaptionen wie The Dark Knight (2008) überzeugen konnte. Mit seinem neuen Film versucht er den wohl waghalsigsten Spagat seiner bisherigen Karriere zwischen kauziger Independentsensibilität und massentauglichem Hollywood-Bombast: Inception, der für seine Originalität bereits als erster intelligenter Blockbuster des neuen Jahrzehnts gehandelt wird, will zu gleichen Teilen bildgewaltiges Eventkino, tragisches Liebesdrama und spektakuläres, zukunftsweisendes Special-Effects-Kino sein, und sich als ein Thriller „set within the architecture of the mind“ (Nolan) doch vor allem als ein Film der Ideen und Konzepte verstanden wissen. Doch leider muss man feststellen: That was just a dream…
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Bei einem Film wie Inception, der vor allem von seinen (mehr oder minder) überraschenden Handlungswendungen lebt, ist es stets ratsam, mit sowenig Vorwissen wie nur möglich ins Kino zu gehen. Darum sei an dieser Stelle nur soviel vom Plot verraten: Dom Cobb (ein gewohnt engagiert auftretender Leonardo DiCaprio, der als Wunschbesetzung des Regisseurs verblüffende Ähnlichkeit mit Nolan hat) ist ein Industriespionage betreibender Ideendieb, der durch ein neuartiges Verfahren in der Lage ist, in die Träume anderer Menschen einzutauchen und von dort wichtige Informationen aus dem Unbewussten der Opfer zu klauen. Als international gesuchter Krimineller ist ihm die Einreise in die USA nicht möglich und damit liegt auch das lang ersehnte Wiedersehen mit seinen Kindern noch in weiter Ferne. Als er von dem zwielichtigen Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe) das verlockende Angebot erhält, gefahrlos wieder in die USA einreisen zu können, sollte er ihm dabei helfen, in den Kopf des Millionärserben Robert Fischer, Jr. (Cillian Murphy) einzudringen und diesmal keine Idee zu stehlen, sondern eine neue Idee einzupflanzen, also ein „Inception“ durchzuführen, lässt sich Dom auf das mit allerlei unvorhersehbaren Risiken verbundene Unternehmen ein. Zusammen mit seinem skeptischen Partner Arthur (Joseph Gordon-Levitt) stellt er ein Team von Traumexperten und Hochstaplern (Ellen Page, Tom Hardy, Dileep Rao) zusammen, um das komplexe Unterfangen durchzuführen und endlich zurück zu seiner Familie zu finden…
InceptionInceptionInception
Inception ist – und das muss man ihm zugute halten, auch wenn er sein Potential selten wirklich ausschöpft – ein Film, der allein schon durch seinen Wagemut fasziniert und fesselt. Es ist schon beeindruckend, dass Nolan – nicht zuletzt Dank des großen Kassenerfolgs seines letzten Batman-Films – mit einem Produktionsbudget von 160 Millionen Dollar einen Film drehen konnte, der einiges mehr an kognitiver Leistung von seinen Zuschauern erfordert als die üblichen stumpfen, effekthascherischen Hollywood-Blockbuster. Dieser erfrischende Mut zur Komplexität inspirierte wohl auch die erste Welle an Internetkritikern zu ihren regelrecht ekstatischen Rezensionen. Als dann die ob dieser ungleichen Behandlung durch die Warner Bros.-PR pikierten Zeitungskritiker der zweiten Welle den Film auch endlich zu sehen bekamen, gab es plötzlich einen bösen backlash gegen den Film und vor allem auch gegen die von dem Bilderfeuerwerk geblendeten Kritiker der ersten Welle. Während unsere amerikanischen Kollegen wieder Mal aus einer kleinen unglücklichen Marketingstrategie eine Grundsatzfrage basteln, können wir hierzulande nur feststellen, dass die große Aufregung um den künstlerischen Wert von Inception ebenso hysterisch und gehaltlos ist wie der Film selbst. Die so zelebrierte Originalität des Films, die Grundidee, dass Figuren in die Träume, in das Unbewusste anderer Figuren eintauchen und diesen Raum für ihre Zwecke manipulieren können, erinnert uns nicht zufällig an ähnlich gestrickte Filme über die aufregend schmale Grenze zwischen Sein und Schein, Realität und Fiktion, dem Bewusstsein und dem Unbewussten wie etwa Dark City (1998), Being John Malkovich (1999), die Matrix-Trilogie (1999-2003), eXistenZ (1999), Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) oder eben auch Memento – alles Filme, die Nolan als Inspirationsquellen dienten, als er das überraschend substanzlose und berechenbare Drehbuch zu Inception vor zehn Jahren in Angriff nahm. In dieser Tradition illustrer mindfuck-Filme kann der doch im Vergleich etwas zu harmlos und bieder geratene Inception, dessen abgegriffene backstory sehr stark an Nolans Memento erinnert, trotz aufwendigerer Sequenzen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
InceptionInceptionInception
Was mit Inception aber vorliegt, ist ein handwerklich makelloses, elegant und stilvoll gestaltetes Event-Movie, dessen bildgewaltigen Momente traumwandlerischer Schwerelosigkeit (Arthurs paradoxe Kampfakrobatik im sich drehenden Hotelkorridor) und optischer Tricks (die Straßen von Paris beugen sich im wahrsten Sinne des Wortes vor Adrianes Vorstellungskraft), unnachgiebig angetrieben von Hans Zimmers gewohnt majestätischer, dynamisch-rasanter und dabei doch romantisch-berührender Musik, allein schon das Kinoticket wert sind. Trotz einiger Längen, vor allem im actionlastigen letzten Drittel, kann sich der Film nach seinen ersten, rasant zwischen Realität und Traum, und zwischen Traum und Traum wechselnden Minuten bis zu seinem cleveren Schluss der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer sicher sein. Was ihn allerdings davon abhält, der Film zu sein, für den er sich hält und als den ihn seine nicht wenigen Bewunderer momentan zelebrieren, ist – ironischerweise – seine mangelnde Imagination und Substanz. Die doch sehr abgedroschenen Traumatas des Protagonisten Cobb (die Schuldgefühle über den Tod seiner Frau, gespielt von der schön mysteriösen Marion Cotillard, erinnern uns zu sehr an Memento, Solaris, 2002, und an den anderen DiCaprio-spielt-einen-Besessenen-Streifen des Jahres, Shutter Island) und seines Opfers Fischer, Jr. (die ödipalen Schuldgefühle gegenüber seinem verstorbenen Vater, gegeben vom sträflich unterforderten Pete Postlethwaite) sind ebenso wenig interessant wie die enttäuschend farblosen Mitglieder von Cobbs Heist-Team, die allesamt sehr gut besetzt sind, aber nur wenig zu tun haben.

Inception ist alles in allem in der Tat ein Film der Ideen, ein Film über Ideen und ein Film über den Diebstahl von Ideen. Dabei ist es auch völlig legitim, dass Inception auch hier und dort Ideen klaut. Nur wünschte man sich dann doch, er hätte etwas mehr mit seinen Ideen gemacht. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch. In unseren Träumen.

Eine Rezension von Asokan Nirmalarajah
(25. Juli 2010)
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Daten zum Film
Inception USA 2010
Regie Christopher Nolan Drehbuch Christopher Nolan
Produktion Warner Bros. Kamera Wally Pfister
Darsteller Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Ken Watanabe, Dileep Rao, Cillian Murphy, Marion Cotillard, Tom Berenger, Michael Caine, Pete Postlethwaite, Lukas Haas
Länge 148 FSK 12
http://inceptionmovie.warnerbros.com/
Filmmusik Hans Zimmer
Kinostart: 29. Juli 2010
Kommentare zu dieser Kritik
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 12:44 Uhr

... und endlich mal eine adäquate Kritik! Ich hatte schon gedacht, der Marketingmaschinerie sei die komplette "Inception" der Pressewelt mit der Idee des Jahrhundertfilms gelungen. ;-)

Ich würde sicherlich mindestens einen Punkt mehr geben, denn ein packender Blockbuster ist INCEPTION auf alle Fälle. Die nicht vorhandene Ausdeutung der Nebenfiguren, die sehr einfach konzipierte Psychologie Nolans und die Durchsichtigkeit dieser doch viel zu logischen Traumreise sind für mich eklatante Schwachstellen, die den Film doch deutlich schlechter aussehen lassen, als das bisherige Echo suggeriert. Dazu kommt, dass Nolan immer wieder anzeigt, dass er nicht weiß, was er seinem Publikum tatsächlich zumuten will. THE PRESTIGE war dagegen mutiger, raffinierter, emotionaler und weitreichender - und das bei gleichem Sujet.

Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 13:11 Uhr

Ich hatte wie Cillian Murphy im Film wohl genug Abwehrmechanismen in meinem Unbewussten, um der "Inception" durch den Megahype zu widerstehen. ;-)

Ja, packend isser, der neue Nolan, nur halt hohl. Wer sich damit anfreunden kann, der hat bestimmt auch seinen Spaß daran. Mit Vergleichen zu Kubrick, wie man sie andererorts zu lesen bekommt, sollte man sich da schon eher zurückhalten. Dann schon lieber nochmal "The Prestige" anschauen, was ich mir auch für die nächste Zeit vorgenommen habe.
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 13:39 Uhr

Mir ist übrigens nach wie vor schleierhaft, wie man "Inception" als 'Mindfuck empfinden kann. Nach diversen Reviews bin ich hochkonzentriert in die PV gegangen. Was es dann aber anstelle eines halluzinös-verschachtelten Traummonuments zu sehen gab, war ein logisches Konstrukt, das völlig ohne Überraschungen auskam und peinlichst genau darauf geachtet hat, den Zuschauer an die Hand zu nehmen. Deshalb die Frage, falls jemand den angekündigten 'Mindfuck' erlebt haben sollte: wann und weshalb?

Ich habe leider Gaspar Noes ENTER THE VOID und den Franzosen-Erfolg AMER noch nicht gesehen. Von beiden erwarte ich aber genau das, woran INCEPTION so bravourös scheitert.
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 13:57 Uhr

Ja, in der Tat, mindfuck sieht doch etwas anders aus. Trotzdem wird "Inception" in manchen Rezensionen verkauft als ein Film, den man mehrmals sehen muss, um ihn überhaupt nachzuvollziehen. Dabei hat er keine Wendungen, die man nicht antizipieren kann, wenn man aufmerksam genug ist, und selbst wenn man das nicht ist, gibt es doch immer noch eine Figur im Film, die gerne den Stand der Dinge von Leo erklärt haben möchte. Aber vielleicht war das auch eine von den Studios gestellte Bedingung, die überhaupt das Budget ermöglicht hat. Hollywoodblockbuster, die nicht alles penibel ausbuchstabieren, sind ja schon eher eine Seltenheit.

Bin auch auf Noes "Enter the Void" gespannt. Ich empfand ja schon sein "Irreversible" als brutalen mindfuck, wenn auch aus anderen Gründen. ;-)
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:15 Uhr

Ich würde auch eher die Form kritisieren, in der das geschieht. In INCEPTION ist es Ariadne, die der Aufklärung über die Natur der Wirklichkeiten bedarf. Ähnlich wie Neo in MATRIX muss sie erst lernen, die gestalterischen Möglichkeiten der "neuen" Realität verantwortungsvoll zu nutzen. Aber dann: was steckt hinter der Figur der Ariadne? Sie ist Katalysator - für Cobb und den Zuschauer, mehr aber auch nicht. Für Neo kam das Herauslösen aus der Welt einer Wiedergeburt gleich (Übrigens symbolisch überragend: Die Kokons der Maschinen), während die Morpheus-Figur als Mentor fungierte, der aber seinerseits mit einer Bürde zu kämpfen hatte.
INCEPTION fehlt es VÖLLIG an derart tragenden Figurenkonstellationen. Lediglich Cobb und seine Nemesis (in Form der Traumerscheinung seiner Frau) bilden so etwas wie eine fruchtbare Verbindung. Der Rest ist Verschwendung von Schauspielpotenzial. Was macht Pages Architektin zu einem solch zentralen Charakter? Dass sie ein paar lumpige Rätselheftlabyrinthe zeichnen kann? (Die Szene fand ich übrigens unfreiwillig komisch!) Ihr fehlt es schlicht an Biografie und damit an Gravitas.
Lange Rede kurzer Sinn: nicht die expositorischen Dialoge als solche sind das Problem, denn die hatte MATRIX auch in Hülle und Fülle. Es fehlt aber ihre Verankerung in den Figuren, die damit tatsächlich nur zur Funktionsstelle zwischen Film und Kinosaal werden und das oft so penetrant, dass man sich als mitdenkender Zuschauer unterfordert fühlen muss.
Bastian TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:22 Uhr

Ohne die Rezension jetzt direkt angreifen zu wollen (hab den Film außerdem noch nicht gesehen): Irgendwie verstehe ich nicht, wie du (@Asokan) ihn zuerst als Film, "der einiges mehr an kognitiver Leistung von seinen Zuschauern erfordert als die üblichen stumpfen, effekthascherischen Hollywood-Blockbuster", bezeichnest, um ihn dann im Kommentar mit den Worten "Ja, packend isser, der neue Nolan, nur halt hohl" abzutun...

Tatsächlich haben mich die Trailer und das spätere Brimborium um "Inception" sehr an das seinerzeit von "Matrix" erinnert, von welchem ich nach dem ersten Ansehen sehr enttäuscht war, mir aber (allerdings nur der 1. Teil) dann nach erneuter Sichtung doch mehr gegeben hat (auch wenn er wie ein Mix aus DARK CITY & GHOST IN THE SHELL wirkte).
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:32 Uhr

Die "kognitive Leistung" des Zuschauers besteht darin, der Handlung aufmerksamer folgen zu müssen als in anderen Hollywood-Blockbustern, allein schon wegen den mehreren Traumebenen. Hohl ist der Film aber hinsichtlich seiner Substanz, ergo: er hat nicht viel Neues zu sagen über seine thematischen Obsessionen: Traumebenen, Konstruktionen von Realität, die Macht der Gedanken etc.. Und damit wollte ich ihn auch nicht "abtun" - war nur meine Beschreibung des Films. Ich fand viele, gerade filmische Einfälle nett, aber viel Neues erzählt er mir nicht.

Und "Matrix" fand ich schon damals und finde ihn heute immer noch toll, gerade auch weil er sich nicht im konzeptionellen Nirvana verliert wie die zwei Fortsetzungen, die auch nicht ganz ohne ihren kuriosen Charme sind. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass "Inception" auf dem zweiten Blick mehr hergeben wird. Aber das ist auch nur meine Meinung... ;-)
Bastian TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:37 Uhr

Gut, kein Problem. Dann weiss ich jetzt, wie du das meinst. Ich bin da wohl etwas zurückhaltender mit der Verwendung des Wortes "hohl";-)
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:44 Uhr

Das Wort "hohl" hat hier auch nur so gut gepaßt, weil der Film nach außen so schön geschmeidig ist und clever wirkt, aber im Kern nichts zu sagen hat und nur auf bewährte Klischees rekurriert. :-)

Und Flo, gebe Dir in allem Recht, auch wenn die expositorischen Dialoge in "Matrix" auch deshalb nicht so gestört haben, weil es da viel mehr zu entdecken und zu erklären gab und das "schooling" von Neo ein handlungstragendes Element des Films war. Bei "Inception" haben die Figuren, wie Du schon geschrieben hast, keinerlei vergleichbaren Funktionen - daher auch die Längen. Stattdessen sieht man nur tolle Mimen wie Hardy und Gordon-Levitt sich zwischendurch leidlich komisch anzicken. Das hat mich etwas negativ an das Rumgezicke zwischen Legolas und Gimli aus "Two Towers" erinnert. ;-)
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 14:45 Uhr

Ich würde wohl auch nicht direkt von "hohl" sprechen, denn zumindest der Rahmen des Films lässt sich hin und her interpretieren. Was ihm indes jedoch fehlt ist die semantische Offenheit im Detail, gerade weil alles ausdrücklich seinen Platz zugewiesen bekommt. Da hätte Nolan durchaus mutiger sein dürfen, zumal mit LOST ja ein Erfolgskonzept vorliegt, das sich gerade diese fast schon spirituelle Offenheit zur Tugend macht.
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 16:10 Uhr

Hin und her interpretieren ließe sich ja auch der Rahmen von "Shutter Island" (zu dem "Inception" bemerkenswert viele Parallelen aufweist), aber auch den fand ich handwerklich perfekt, aber irgendwie hohl. Da fehlte mir auch das Zentrum, der Grund, warum ich mich überhaupt für das ganze Bild- und Ton-Feuerwerk drum herum eigentlich interessieren soll. Semantische Offenheit, wie Jan schon nach der PV meinte, kann man aber von Nolan nicht unbedingt verlangen. Das ist eine an die Masse gerichtete Megaproduktion und kein böser, kleiner Independentfilm von David Lynch, der neben Bunuel, Dali, Hitchcock und Gilliam bislang noch die aufregendsten und verstörendsten filmischen Traumwelten erschaffen hat. Eine spinnerte Beliebigkeit wie bei "Lost" muss es dann aber auch wieder nicht sein. Im Nachhinein ist von Triers Alptraumlogik in "Antichrist" zu bewundern, da war die Symbolik schon was kniffliger, auch wenn das den Film nicht unbedingt erträglicher oder besser gemacht hat. ;-)

Bastian TEAM sagte am 25.07.2010 um 16:31 Uhr

Meinst du mit dem LOST-Konzept ein Element vom Film oder die Serie?;-) Hab von Letzterer recht wenig mitbekommen & verweigere mich diesem aktuellen Serien-Kult eher...halte lediglich auf TWIN PEAKS sehr große Stücke.

Zur Offenheit: Hab vor kurzem noch eine weitere (Kurz)Kritik zu INCEPTION gelesen, in der auch steht, dass das Konzept zu logisch & detailiert für einen Traum sei.
Ich freue mich trotzdem auf den Film, aber ich könnte mir in dem Zusamenhang zumindest einen Kritikpunkt herleiten: Träume sind nicht logisch oder detiliert sondern meist wirr und unterschwellig. Argentos SUSPIRIA hat für mich z.B. sehr viel von einem (Alb)Traum.

Ob das allerdings so in Nolans Ansatz gepasst hätte, bleibt die Frage - ich gestehe Filmen ja durchaus gewisse Kompromisse zu, um den Zuschauern etwas "an die Hand zu geben". Ich denke nicht, dass so etwas zwangsläufig abgewertet werden müsste, solange die Elemente ineinandergreifen.

Oft denke ich allerdings auch, dass viele Zuschauer an Filme inhaltlich Ansprüche stellen, die kaum erfüllbar sind: Um noch mehr in den Mechanismus des Träumens vorzudringen, müsste man viel über die Funktion neuronaler Netzwerke oder Psychowissenschaften wissen - ob aber letztlich irgendein Zuschauer für eine Filmstory wirklich bereit wäre, so tief in die Materie einzudringen, sei dahingestellt. In einem etwa 3-stündigen Spielfilm wäre das sicher nicht zu behandeln. Dazu benötigte man auch wissenschaftliche Kenntnisse, von denen ich kaum denke, dass Nolan sie besitzt;-)
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 16:50 Uhr

Mit LOST-Konzept meine ich das Kunststück, die Irrationalität nicht als ständiges Aufschieben von Erklärungen zu verstehen, sondern den Zuschauer dazu herauszufordern, den großen Bogen als transzendentales Konstrukt zu erfahren - als eine Art Metarahmen, der sich genau gegen jene Regelmäßigkeiten sperrt und auf einer anderen Ebene "Sinn" macht. Auch LOST fordert schließlich den LEAP OF FAITH (übrigens auch ein zentrales Motiv in INCEPTION) vom Zuschauer, die rein logische Lesart hinter sich zu lassen und eine spirituellere anzuerkennen - andernfalls ist man raus, wie anscheinend auch Asokan. ;-)
Dagegen geht aber Nolan fast konträr an, indem er immer wieder auf die Logik seiner Traumwelten pocht. Die Erfahrung, die ein solcher Film eigentlich anzubieten hätte, wäre die der Loskopplung von Vertrautem und der Wiedereinbindung in einen losgelösten erzählerischen Entwurf. Das hat, zumindest bei mir, nicht funktioniert.

Übrigens empfinde ich gerade Gilliams PARNASSUS hier als deutlich stringenter, weil er die Traumwelten als eine Art halluzinösen Fiebertraum inszeniert. Diese Form der surrealen Überzeichnung würde bei INCEPTION natürlich nicht ins Konzept passen, aber zumindest etwas dieser überbordenden Kreativität würde auch Nolans Traumbildern guttun. Für mich reichen da ein paar banale optische Täuschungen, die man in jedem Lifestyle-Magazin auf der Rätselseite finden kann, nicht aus.
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 16:54 Uhr

Ich glaub, Flo sprach von der Serie. :-D Und dem aktuellen Serienkult sollte man sich nicht verweigern, Gloddi, da kommt schon mehr bei rum als aktuell im Kino, vor allem in Sachen erzählerischer Komplexität, thematischer Substanz und vielschichtiger Figuren (natürlich auch der längeren Laufzeit der Serien geschuldet). Zumindest die erste Staffel von "Lost" ist richtig gut und auch andere US-Serien sind sehr empfehlenswert, von "The Sopranos", "The Wire" bis hin zu "Mad Men". Und ja, "Twin Peaks" ist ein würdiger Vorläufer des Serienkults.

Wollte mit meiner Rezension auch niemanden vom Film abhalten. Ich schreib ja auch, dass es sich lohnt, den Film im Kino zu schauen. Nur sollte man mit seinen Erwartungen etwas aufpassen. Dass die Traumwelten zu logisch durchdacht waren, daran hab ich mich nicht so sehr gestört, mehr daran, dass dann nicht viel mehr Interessantes damit gemacht wurde. Der Ansatz ist interessant, nur die Umsetzung war was zu lasch.

Und allzu kopflastig oder wissenschaftlich bahnbrechend sollte der Film für mich jetzt auch nicht unbedingt sein, einfach besser. Aber ich denke wir reden weiter, wenn Du ihn dann gesehen hast. ;-)
Bastian TEAM sagte am 25.07.2010 um 17:03 Uhr

Wie gesagt: Zu LOST kann ich mich nicht äußern, habe das nicht wirklich verfolgt.
Aber du unterstreichst ja quasi meine vorherigen Vermutungen über die zu wenig "traumhaften" Traumwelten. Ich denke allerdings, dass es trotzdem für mich kein Problem wird, dem Film einiges abzugewinnen...vorausgesetzt, der Rest ist stimmig;-)
PARNASSUS hab ich leider auch noch nicht gesehen. Welcher Film mit einem ähnlichen (Traum?)Konzept mir aber sehr gefallen hat, war Ken Russells ALTERED STATES (dt. DER HÖLLENTRIP). Hat bestimmt auch seine dramaturgischen Schwächen, aber funktioniert durch seine überzeugende Fiebertraum-Atmosphäare bei mir sehr gut.

@Asokan: Nein danke! Ich hab mich schon an einigen versucht & bevor ich mich durch wöchentlichen Schmumpf kämpfe, lese ich doch lieber ein gutes Buch. TWIN PEAKS hat mich halt schon vom Piloten an gefesselt, hat seitdem nichts von dem Gesehenen geschafft;-)
Du hast natürlich recht: Ohne vorheriges Ansehen, macht eine Diskussion keinen Sinn!
Flo TEAM sagte am 25.07.2010 um 17:08 Uhr

@Gloddi: Ich halte LOST für das bessere (und vor allem das auserzählte!) TWIN PEAKS. Ich hatte mich jahrelang auch dagegen gesperrt, konnte mich aber dem Sog dann nicht mehr entziehen. Es gibt auch kaum eine Serie, die kinoreifer und vielschichtiger daherkommt. Ich habe tatsächlich alle sechs Staffeln inzwischen zweimal gesehen! ;-)
Asokan TEAM sagte am 25.07.2010 um 18:12 Uhr

Dabei ist doch das Feuilleton längst der Meinung, dass es sich bei der Fernsehserie um die prominenteste Romanform unserer Zeit handelt: www.faz.net/-00m1cq . ;-)
Bastian TEAM sagte am 25.07.2010 um 18:44 Uhr

Ok ok, is ja gut...vielleicht wag ich mich nochmal an LOST;-) Hab kürzlich mal J.J. Abrams' STAR TREK gesehen und fand ihn von den aktuellen SciFi-Sachen um einiges besser als DISTRICT 9 und AVATAR. Insofern kriegt der Mann noch ne Chance - auch wenn sein M:I III Müll war...
travisbickle TEAM sagte am 26.07.2010 um 15:28 Uhr

Wow, knapp 20 Kommentare innerhalb von nicht mal 24 Stunden!! ;-)
johndoe86 sagte am 26.07.2010 um 17:26 Uhr

So wie ihr den Film gerne gehabt hättet, wäre er einfach unansehbar und kotzlangweilig gewesen! Ich will von einem Film in erster Linie unterhalten werden und nicht, wie bei David Lynch, mit völlig zusammenhanglosem Dünnschiss bombadiert werden!
Flo TEAM sagte am 26.07.2010 um 17:44 Uhr

Hast du ihn denn gesehen? Und würdest du dann damit übereinstimmen, dass INCEPTION im Grunde ein effektvoller und gut gemachter No-Brainer ist, der auf ein Massenpublikum zugeschnitten ist?

Lynchs Meisterwerke als "zusammenhangslosen Dünnschiss" zu bezeichnen finde ich nämlich ein starkes Stück. Wenn deine Synapsen keine Verbindung herstellen können, heißt das noch lange nicht, dass andere Denkapparate das nicht können! ;-)

Übrigens, um deine Aussage ein bisschen zu relativieren, hätte ich den Film gerne auf Niveau von Nolans Meisterstück THE PRESTIGE gesehen. Dort gehen raffiniertes Spiel mit den Wirklichkeiten, tolle Charakterzeichnung und verschachtelter Plot eine nahezu perfekte Symbiose ein. Und das ohne sofort Arthouse-Kino zu sein! ;-)
johndoe86 sagte am 29.07.2010 um 10:27 Uhr

Ganz ehrlich, Inception ist der fantastischste Film der die letzten Jahre im Kino lief! Einfach unglaublich!
Flo TEAM sagte am 29.07.2010 um 10:56 Uhr

Ein anderes Urteil kann man sich auch fast nicht mehr erlauben, nachdem man durch den Hype "incepted" wurde. ;-) Leute, die Schwächen sind doch wirklich eklatant - obwohl INCEPTION ein sehr guter Film ist.
Bastian TEAM sagte am 30.07.2010 um 00:53 Uhr

So, Jungs - INCEPTION: In einem Wort? Majestätisch. Und ich darf versprechen, dass ich nicht etwa durch den Hype "incepted" worden bin. Der Film funktioniert für mich einfach ohne Einwände und Basta.
Ich kann halt jeden Kritiker bzw. Zuschauer verstehen, dem er gefallen hat & selbstverständlich lasse ich auch euch auch eure Kritik. Meine Definition von "No-Brainer" sieht übrigens ebenfalls etwas anders aus, aber das ist ja nicht schlimm.

Um die Kommentare nochmal aufzugreifen: Ich finde "INCEPTION + hohl" ungefähr genauso unpassend wie "David Lynch + zusammenhanglosem Dünnschiss". Das aber nur am Rande.

Tatsächlich hab ich mich überraschenderweise eigentlich gar nicht an MATRIX erinnert gefühlt, sondern schon etwas - wie auch von Asokan angemerkt - an Cronenbergs eXistenZ.

Im Übrigen: Ich halte INCEPTION für wesentlich besser und erwachsener als MATRIX. Hat mehr etwas von einem futuristischen Agenten/Spionage-Film, während in MATRIX Neo mit dämlicher Sonnenbrille und Gruftie-Mantel den Superman spielen muss und Anime-mäßig Backpfeifen austeilt (was mir den Film auch wie erwähnt beim ersten Mal komplett versaut hat, wobei mir inzwischen nur die Kenntnis der unfassbar verpeilten Sequels das Ansehen des Originals schwer macht).
Wenn INCEPTION so Merchandise-taugliche Figuren wie in MATRIX vorweisen könnte und der Film nicht so viele Zuschauer verwirren würde (Einschätzung basiert auf dem gehörten Tenor im Kinosaal), würde ich behaupten, dass eher dies das Werk ist, über das in Zukunft gesprochen wird.

Zu Nolan: Ich fand MEMENTO, INSOMNIA und BATMAN BEGINS mittel bis ok, seine letzten Drei dagegen waren der Wahnsinn.

Von meiner Seite keine Kritikpunkte (natürlich kann man JEDEN Film irgendwo kritisieren, wenn man will) und verdiente Höchstnote!

Tja, mein lieber Asokan: Es sieht so aus, als ob wir Meinungs-technisch selten auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
Ausnahmen wären da AVATAR (in 3D schönes Krawall-Epos, aber für mich zu blau: 4 Sterne von mir) und KICK-ASS (was nach Babywindel stinkt, sollte eher SHIT-ASS heissen: von mir 1 Punkt).
Asokan TEAM sagte am 30.07.2010 um 11:00 Uhr

Wären wir alle immer der gleichen Meinung, wär's ja auch ziemlich langweilig. Unterschiedliche Meinungen sind immer gerne gesehen, die Anführung und Diskussion von Argumenten macht es aber dann erst wirklich interessant.

Das Wort "majestätisch" würde ich ja auch in Bezug auf "Inception" benutzen. Und wer den Film gut findet, der findet ihn gut, ganz ohne Hype-Inception. Für mich hat er - wie bereits ausgiebig dargelegt - halt nicht so einwandfrei funktioniert. Ein "No-Brainer" ist er ja nicht, mehr so ein "Half-Brainer". ;-) Der Film verlangt in der Tat Aufmerksamkeit, nur belohnt er mich dafür nicht mit sonderlich neuen oder tiefer gehenden Einsichten. Deshalb sprach ich ja auch von "hohl": bildgewaltig, mitreißend, unterhaltsam isser ja, nur nach dem Trip hatte ich kein Vollegefühl, keine Lust mehr darüber zu sinnieren.

Die extreme Stilisierung und aufgesetzte Hipness von "Matrix" mag "Inception" nicht haben, aber macht eine Humorlosigkeit und Selbstwichtigkeit den Film gleich so erwachsen? Selbst als Spionage-Film ist er noch recht bieder. Ob wir in zehn Jahren immer noch von den "Innovationen" (welche?) von "Inception" zehren werden, wie von "Matrix" müssten wir dann mal sehen. Ob er auch ein Referenzpunkt für Filmdiskussionen wird, who knows?

Wie man aber "Memento" - einen Film, der einen viel mehr fordert und mit weit mehr ambivalenten Gefühlen und Einsichten über Identität, Erinnerung, Existenz und Liebe entlässt als es "Inception" vermag - in die Kategorie "mittel bis ok" packen kann, ist mir da doch ein Rätsel. :-D

Und es kommt ja auch nicht darauf an, dass wir die Schwächen eines Films immer brutal offenlegen müssen. Die Frage ist nur, wie sehr fallen die Schwächen einem persönlich ins Gewicht - für mich halt mehr als für Dich. Ich kann verstehen, warum den Film soviele Leute so gut finden. Ich denk halt nur anders. :-)
Bastian TEAM sagte am 30.07.2010 um 11:25 Uhr

Nun, also wie ein Stein im Magen lag er mir danach auch nicht.
SPOILER (?)

Mir hat aber z.B. das Ende richtig gut gefallen, ich hatte schon befürchtet, dass er zum Schluss den zitierten mind-fuck aus dem Sack ziehen würde - so hat Nolan alles richtig gut harmonisch ausgleiten lassen (auch wenn mit dem Totem ja in gewisser Weise auch etwas offen geblieben ist).

Die Einfälle (die Traumkonstrukte, Totems, der Limbus) fand ich klasse, sowas hat mir MATRIX nicht geboten. Außerdem war diCaprios Figur wesentlich interessanter und vielschichtiger als ein im Vergleich flacher Held wie Neo.

Humorlos fand ich ihn auch gar nicht, ich musste (Tom Hardy zum Dank & bitte unbedingt BRONSON schauen!) dezent des Öfteren schmunzeln. Klar, Adam Sandler wollt ich in INCEPTION auch nicht unbedingt drinhaben;-)

Was hat mich an MEMENTO nicht so umgehauen?
Zunächst fand ich ihn spannungsmäßig etwas träge, hab ihn einmal gesehen & musste ihn danach immer ausmachen, weil ich schlicht gelangweilt war.
Roger Ebert hat in seiner INCEPTION-Rezension etwas über MEMENTO geschrieben, das ich auch nur unterschreiben kann:
"How does a man with short-term memory loss remember he has short-term memory loss?"


Asokan TEAM sagte am 31.07.2010 um 10:25 Uhr

Das hier ist zu lustig, als es hier nicht zu posten :-D : http://nymag.com/daily/entertainment/2010/07/30_reasons_why_this_indian_dan.html
travisbickle TEAM sagte am 01.08.2010 um 15:53 Uhr

Habe mir mal die Zeit genommen, diese Kritik hier zu verfassen:




“Im Traum wirkt immer alles real. Dass irgend etwas seltsam war, merken wir erst, wenn wir wieder aufgewacht sind.”


Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist der Beste seines Fachs. Für große Firmen steigt der Spion in das Unterbewusstsein narkotisierter Menschen hinab und “extrahiert” (entwendet) deren intimste Geheimnisse. Schlecht verdient er daran nicht. Zur Seite steht ihm ein wissenschaftliches Kompetenzteam, das ihm bei den waghalsigen Traum-Streifzügen behilflich ist: die Architektin Ariadne (Ellen Page), die die Traumlandschaften entwirft, der Apotheker Yusuf (Dileep Rao), der die Sedativa anrührt, der Fälscher Eames (Tom Hardy), der die im Traum die Gestalt jeder x-beliebigen Person annehmen kann, sowie Cobbs “rechte Hand” Arthur (Joseph Gordon-Levitt).

Heikel wird es, als der Großindustrielle Saito (Ken Watanabe) Cobb dazu nötigt, eine so genannte “Inception” durchzuführen. Dabei handelt es sich um die Einpflanzung eines Gedanken in ein fremdes Gehirn und somit genau das Gegenteil von dem, womit Cobb und seine Leute normalerweise arbeiten. Ziel der Mission ist, dem Konzernerben Robert Fisher (Cillian Murphy) im Traum die Idee einzupflanzen, das Unternehmen seines dahinscheidenden Vaters zu zerschlagen. Gelänge dies, würde das für Saitos Firma die Vormachtstellung bedeuten - und Cobb wiederum würde die Rückkehr zu seinen beiden Kindern in die Vereinigten Staaten genehmigt. Dort wird er nämlich polizeilich gesucht. Er soll seine Frau Mal (Marion Cotillard) umgebracht haben. Die Sache ist allerdings um einiges komplizierter.

Bei Hollywoods chronischer Kreativflaute gilt Regisseur Christopher Nolan vielen als so etwas wie der Retter in allerhöchster Not. Seine Filme verfügen noch über wirklich originäre Ideen und schaffen es, das Publikum gleichzeitig zu unterhalten und intellektuell zu fordern. Stoffe wie das rückwärts erzählte Krimi-Puzzle “Memento” (2000) oder das doppelbödige Fantasy-Drama “The Prestige” (2006) über das Zerwürfnis zweier befreundeter Magier sind eigentlich Kassengift, wäre da nicht Nolans außergewöhnliches Können und die Mundpropaganda beharrlicher Cineasten, die selbiges zu würdigen wissen. Mit “The Dark Knight” (2008), dem Event-Movie der letzten Jahre, das als Post-9/11-Allegorie weit über das Sujet einer Comic-Adaption hinaus reichte, fasste der Brite erfolgreich Fuß im US-Mainstreamkino, ohne aber vor ihm zu kapitulieren. Fehlt der Big-Budget-Film, der beides vereint: Mainstream und Arthouse, Kunst und Kommerz, die eigenen schöpferischen Vorstellungen und den Geschmack der Masse.

Und da wären wie bei “Inception”. Ein futuristischer Sci-Fi-Actionthriller mit Anleihen auch beim Agentenfilm (u.a. der James Bond-Reihe), der seiner Faszination für die Untiefen der Träume und deren subjektiver Prägung freien Lauf, und sich dabei in einer spröden Metarealität treiben lässt, die Wally Pfister in bestechender Eleganz eingefangen hat. Der Film selbst - an dessen Skript Nolan zehn Jahre (sporadisch) gewerkelt hat - ist ein einziges Paradoxon, wie wir es von den Grafiken M.C. Eschers kennen; und er arbeitet mit solchen Paradoxa: Eine stark befahrene Straße, die sich wölbt und plötzlich auf dem Kopf steht, eine Treppe, die ins gähnende Nichts führt usw. Nolan präsentiert innovative Bilder mit demselben Staun-Effekt, den “Matrix” vor über zehn Jahren provozierte. Dennoch beschränken sich die hier und da gezogenen Parallelen zu dem Wachowski-Kracher auf eine einzige Szene, in der die Teilnehmer des illegalen Experiments schwerelos durch die Luft schweben. Nolan verlagerte das Geschehen auf vier Kontinente, drehte hauptsächlich an Originalschauplätzen. Dem als Ende aller Zeit fungierenden Limbus gewinnt er etwas Dystopisches, fast Apokalyptisches ab - die wie eine Sandburg in sich zusammenstürzenden Hochhauswände sind konsequenter Kulminationspunkt seines gigantischen Trompe-l`oeils.

Nolan entwirft eine eigene Traumlogik bzw. -psychologie, die die Jung`schen Theorien der Ergänzung der persönlichen Traum- “Archtitektur” durch ins Unterbewusstsein abgeschobene Erinnerungen und Details aus dem Alltag lediglich als Basis nutzen. Eine “Inception” sei praktisch unmöglich, “weil der Verstand den Ursprung eines Gedanken zurückverfolgen kann”. Wer gesagt bekommt, er solle nicht an einen Elefanten denken, der denkt automatisch an einen solchen. Dom Cobb jedoch kennt eine Methode. Woher, das erfahren wir am Schluss. Das Durchqueren der verschiedenen Traumschichten, das immer tiefere Eindringen in das geistige Innenleben des Träumenden hat nicht nur eine spezielle Neuanordnung des Raum-Zeit-Kontinuums zur Folge, sondern auch, dass der Träumer seine Geheimnisse leichter preisgibt. Die transzendentale Exkursion birgt aber auch Gefahren, das Gerüst wird brüchiger, je tiefer man in den Traum hinabsteigt. “Kicks” durch Fallen sind der einzige Weg zurück “nach oben”. Seine Nähe zum heist movie stellt der Film indes sehr bildhaft unter Beweis: Der Coup der Spione besteht im “Stehlen” der Geheimnisse aus dem “Safe” des Unterbewusstseins. Zugleich offenbart der Film aber auch ein auf die Filmindustrie bezogenes Gleichnis: profitgierige Produzenten und Drehbuchautoren, die sich (nicht nur durch Remakes, Reboots usw.) der Ideen anderer bemächtigen.

“Inception” paart satte Action mit erzählerischer Finesse, erfordert dabei Konzentration und die Bereitschaft des Zuschauers, die innere Geschlossenheit der Geschichte als solche zu akzeptieren. Die Beziehung zwischen Dom Cobb und seiner toten Frau Mal, die nicht müde wird zu versuchen, Doms Traumausflüge zu sabotieren, gibt dem Zuschauer die nötige emotionale Stütze in der selten festen Boden unter den Füßen spürenden Fantasie Nolans. Zudem die Erinnerung, dass DiCaprio bereits in “Shutter Island” ein Trauma mitsamt spukender Gattin und durch seine Visionen geisterndem Nachwuchs zu verarbeiten hatte. Die (zufällige?) Überleitung in Marion Cotillards Filmographie bildet Edith Piafs “Je ne regrette rien”, welches sich kongenial mit Hans Zimmers tosendem Score arrangiert (Cotillard erhielt 2008 für die Darstellung der französischen Chanteuse in “La vie en rose” den Oscar). Die aus “Batman Begins” und “The Dark Knight” bekannten Schauspieler (Cillian Murphy, Michael Caine, Ken Watanabe) ergänzen sich mit jenen, die das erste Mal mit Nolan zusammenarbeiten, von denen neben DiCaprio und Cotillard vor allem Ellen Page und - im erweiterten Kreis - Joseph Gordon-Levitt überzeugen, zu einem Ensemble, das sich sehen lassen kann.

Alles in allem sollte man Christopher Nolan für einen Film wie “Inception” einfach dankbar sein. Der SF-Actionthriller ist eben nun mal sehr originell, sehr smart, hat Köpfchen und garantiert gepflegte Hochspannung. Enttäuscht kann nur der sein, der - vom Medienwirbel infiziert - in Erwartung eines Jahrhundertfilms ins Kino gegangen ist. Alle anderen dürfen sich schon mal auf “Batman 3” freuen und hoffen, dass es auf diesem Niveau weitergeht!
Asokan TEAM sagte am 01.08.2010 um 17:25 Uhr

Wir sind ja dankbar, nur warum sollen wir uns gleich für ein paar abgetragene Socken vor Freude überschlagen? ;-)
Bastian TEAM sagte am 01.08.2010 um 18:35 Uhr

Weil die Socken einfach perfekt passen.
travisbickle TEAM sagte am 02.08.2010 um 13:06 Uhr

Du sagst es ;-)
Asokan TEAM sagte am 02.08.2010 um 13:23 Uhr

Mir scheint, wir haben hier einfach zwei Fraktionen: zufriedene und unzufriedene Sockenträger. Let's agree to disagree... Spaß hatten wir aber wohl alle, die einen mehr, die anderen weniger. Doch auf Batman 3 freuen wir uns dann schon mal gemeinsam... ;-)
travisbickle TEAM sagte am 02.08.2010 um 13:35 Uhr

Einverstanden!^^
Und wer weiß: Vielleicht sind wir ja dann alle mal zufriedene Sockenträger ;-)
Bastian TEAM sagte am 02.08.2010 um 13:38 Uhr

Gerne lasse ich mich positiv überraschen, nur mochte ich BATMAN BEGINS nur bedingt und THE DARK KNIGHT hat schon enorm von Heath Ledgers Joker-Performance profitiert. Man kann nur hoffen, dass Nolan entsprechenden "Ersatz" findet...und ich persönlich fänd ja einen neuen Batman-Darsteller gut. Bale geht mir mit seinem peinlichen Death-Metal-Gebelle auf Dauer auf die Eier;-)

Nun, solch erlesene Socken sollte man allerdings mit Sorgfalt behandeln und nicht zu harschen Waschgängen unterziehen:-D
Flo TEAM sagte am 02.08.2010 um 14:17 Uhr

Ich habe nach wie vor ein zentrales Problem mit INCEPTION:

Nolans Universum ist eine akribische Traumadaption unserer nüchternen Realität, deren Integrität sich nur an den Grenzen zur banalen LOGIK bricht. Dort fährt ein Zug durch die Straßen, hier verläuft eine Escher-Treppe. Der Rest von Nolans Traumkonstrukt ist die unverdächtige Nachbildung moderner Architektur, die sich gerade in ihrer biedernen Geometrie als Bezugspunkt anbietet.

Infolge kontert Nolan diese Traumrealität, dieses Konterfeit, die Projektion mit dezenten Auflösungserscheinungen aus, die ebenso logisch sind wie das Konstrukt selbst. Ein Zug ist ein Zug, der in rasendem Tempo daherrattert. Ein Aufzug ist ein Aufzug, der das ausgeschlossene Chaos domestiziert - und eine freud'sche Metapher einfachster Bauart. Eine Escher-Treppe ist eine Escher-Treppe, die für uns aber als Escher-Treppe alltagsweltliche Plausibilität beanspruchen kann.

Nolan bricht sein Welt niemals. Auch nicht an ihren Grenzen. Grenzen sind für Nolan VERSTEHBARE Grenzen. Er traut sich nicht mehr, als den Verstand mit Mitteln des Verstehens von Unverstand überlisten zu wollen. Anders formuliert: Er transzendiert sein Konstrukt nicht, nachdem er es uns als Festung des eigenen Verstandes aufbaut. INCEPTION bietet zu viel Sicherheit um sich tatsächlich als Ausloten von Verstandesgrenzen zu empfehlen. Deshalb finde ich eine Bezeichnung aus der TAZ-Kritik sehr treffend: INCEPTION ist eine "Aufräumphantasie", denn im Grunde porträtiert Nolan eine moderne Ordnungsmetapher, ohne aus dieser selbst ausbrechen zu können oder auch zu wollen.

THE PRESTIGE konnte all das bereits leisten, weshalb INCEPTION für mich ein konzeptueller Rückschritt ist.
Bastian TEAM sagte am 02.08.2010 um 15:01 Uhr

Ich denke, dass INCEPTION sich auch gar nicht so sehr mit dem Träumen - als was man sich im Allgemeinen darunter vorstellt - auseinandersetzen wollte.
Eigentlich sollte es klar sein, dass man sich keine Kommentare zu Filmen durchliest, die man noch nicht gesehen hat, aber dennoch - SPOILER!!!

Natürlich: INCEPTION spielt nicht in der Gegenwart, sondern in einer Zukunft, in der der Einbruch in den Verstand oder das Unterbewusstsein von Individuen möglich ist. Ein für sich schon genialer Einfall, da man auf dieser "Erlebensebene" keine Sicherheitssysteme besitzt & quasi unterbewusst ausgebeutet werden kann. In diesem Zusammenhang macht dann auch Cillian Murphy Abwehrtraining Sinn - bzw. dass so etwas schließlich notgedrungen entwickelt worden ist.
Was man in INCEPTION letztlich zu sehen bekommt, sind KONTROLLIERTE Träume. Die Figuren sind ja schließlich allesamt Profis auf ihrem Gebiet und gaukeln dem "Opfer" einen Traum vor, sind aber halt wie im Fall von Murphy nicht auf seine Gegenwehr gefasst oder halt auch auf diCaprios verschwiegenes Trauma (oder wie man es hier bezeichnen möchte).

Mit Sicherheit fühlen sich aus diesem Grund (weil es halt keine echten Träume, sondern Konstrukte sind) die Welten relativ "echt" an...aber wie du aus der TAZ ja auch zitierst, "wollte" die Nolan auch gar nicht anders - warum sollte er also etwas tun, was den in sich völlig stimmigen Film ruinieren könnte? Nur um noch mehr zu wagen? Fände ich ziemlich flach & ich hätte es ihm auch übel genommen.

Gerade das "Finale" u.a. im zeilupenartig fallenden Auto und im Korridor (was ich nach dem Trailer erst als hohle Actionszene eingeschätzt hätte), überwältigt einen (zumindest mich) ja geradezu. Ich hatte zusammen mit dem mächtigen Hans Zimmer-Score unterschwellig das Bild von einem Godzilla vor mir, der schlafwandelnd durch Tokyo stampft.
Ganz großes Kino und ich überlege zur Zeit ernsthaft, ob ich überhaupt jemals einen solch eleganten und sorgfältig durchkomponierten Film dieser Preisklasse bisher im Kino gesehen habe.

Wie gesagt: Ich zähle auch PRESTIGE und DARK KNIGHT als großartige Filme, aber INCEPTION ist für mich tatsächlich (und unerwartet) Nolans Meisterwerk!
Bastian TEAM sagte am 02.08.2010 um 15:17 Uhr

Ich meinte natürlich, dass sie dem "Opfer" eben keinen Traum, sondern eine Realität vorgaukeln...dessen Abwehr beruht ja auch unterbewusst auf etwas, das sich plötzlich nicht "echt" anfühlt.
Flo TEAM sagte am 02.08.2010 um 15:27 Uhr

Für mich verlierte das Konzept nicht an Integrität, hätte Nolan die Grenzen seiner Traumarchitektur subtiler und noch etwas brüchiger markiert. Ich lese INCEPTION als die Frage danach, was an Ordnung möglich ist, ohne den Verdacht einer disintegeren Welt aufkommen zu lassen. Das ist auch Nolans Sujet in THE PRESTIGE gewesen. Der Unterschied zwischen beiden Filmen - und der Grund warum ich PRESTIGE für intelligenter halte - ist der, dass Nolan dort die eigene Perspektive mit subtiler Ironie auskontert. Dort sind es mehrere DEI EX MACHINA, das heißt Illusionen einer Welt ohne Zweifel, die als konträre Bezugspunkt ineinander verschachtelt werden. Ratio, Magie und Psychologie stehen dort gleichberechtigt nebeneinander.

In INCEPTION gibt es nur eine einzige Illusion und das ist die der unverdächtigen Architektur. Infolge fehlt es an einem Gegenentwurf zur Welt als Welt. Was Nolan in PRESTIGE in der Metapher des Illusionisten reflektiert, wird in INCEPTION der Architektin auferlegt. Nolans Ariadne bleibt aber eine Art Panoptikum, eine Ordnungsfigur, die in ihrer Beobachterrolle niemals angezweifelt wird. INCEPTION wäre indes großartig geworden, hätte Nolan Page diesen Zweifel noch einmal verkörpern lassen. Tut er aber nicht. Er mystifiziert sie lediglich, was dazu führt, dass am Ende nur die Frage danach bleibt, was sie weiß und der Zuschauer nicht. Das ist wenig, vergleicht man das Figurengespann mit dem aus PRESTIGE.
Bastian TEAM sagte am 02.08.2010 um 15:41 Uhr

Na gut, mich hat ja als einziger Kritikpunkt an PRESTIGE die magische Auflösung gestört. Da hätte ich mir aufgrund des vorherigen, realistischen Szenarios ein anderes Ende gewünscht. Im Prinzip schaue ich mir aber immer erst das an, was mir angeboten wird & überlege dann, ob es mir letztlich harmonisch & clever vorkommt. Das ist bei beiden Filmen der Fall, nur hat es in INCEPTION für mich besser funktioniert.
Zu Pages Figur: Ich halte ja schon diCaprios und Murphys Charaktere für sehr brüchig, undurchschaubar. Mir hat es insofern völlig gereicht, sie als Architektin und "Ordnung" an Bord zu haben.
Mehr Chaos & Durcheinander hätten für mich wohlmöglich das raffinierte Geflecht zerstört. Hier passt es einfach so. Bei Lynch verhält sich das wieder anders, da hätte zu viel Ordnung sein "Chaos" zerstört;-)
Damocles TEAM sagte am 03.08.2010 um 08:33 Uhr

Ganz fantastischer Film, Höchstwertung, trotz aller Mäkel und Fehler. Mit Abstand der beste Nolan den ich bisher gesehen hab, Dark Knight etwa fand ich ziemlich überschätzt.

Wahrlich inspirierend, grandiose Bilder. Jetzt erstmal mich in den Subtext verbeißen, mal sehen was sich nach der zweiten Sichtung ergibt :)

PS: Kommentar geschrieben ohne eure Kommentare oder die Kritik gelesen zu haben ;)
Flo TEAM sagte am 08.08.2010 um 13:29 Uhr

Nach der PV ein zweites Mal gesehen und leider etwas ratlos. Hat wieder Spaß gemacht, von einem tollen Subtext habe ich aber nichts gemerkt. Ich hatte am Abend zuvor THE PRESTIGE zum dritten Mal gesehen und immer noch Facetten entdeckt. Die freudianische Therapiesitzung namens INCEPTION ist aber leider vollkommen berechenbar. Da gab' es keine Details, keine Rewatch-Aha-Momente. Offen ist der Film übrigens auch nicht: das Gekreisele ist lediglich ein Symbol für die Katharsis des Helden, der nun nicht mehr an seiner Welt zweifelt und seine Schuldgefühle überwunden hat. Ob er nun fällt oder nicht? Egal! Cobb ist therapiert und damit hat es sich. Die Frage, die bleibt ist, wer hier wen therapiert: Das Page/Caine-Gespann den Leo oder der Leo und sein Team den stinkreichen Unternehmenserben mit langweiligem Vaterkomplex. Aber im Grunde ist das auch egal. Verstand aus und Nolans handwerkliche Fertigkeiten genießen! :-)
Asokan TEAM sagte am 09.08.2010 um 16:41 Uhr

SPOILER WARNING IN EFFECT: Am Ende sind sie ja irgendwie alle therapiert, alle haben das bekommen, was sie haben wollten, die Ordnung ist wieder hergestellt, weil die Frau und Mutter endlich tot ist, die Wiederkehr des Verdrängten endgültig verhindert wurde. Anstelle der liebevollen Mutter haben wir die böse Mutter, die vom liebevollen Vater ausgeschaltet werden muss. Wenn man Subtext im Film finden will, dann ist es wohl die doch sehr plump durchexerzierte männliche Genealogie zwischen reichem kaltherzigen/warmherzigen Vater (Postlethwaite) und geliebt/ungeliebten Sohn (Murphy) und zwischen Mentor/Schwiegervater (Caine) und Schüler/Schwiegersohn (DiCaprio). Es ist - wie Shutter Island auch - die Geschichte eines Mannes, der die Frau nochmal in seinem Kopf töten muss, damit er zurück zu seinen Kindern finden kann und sich seiner Vaterrolle als Beschützer versichert. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Kinder in Shutter Island bereits tot, aber zumindest finden sie am Ende zur Ruhe und geistern dem Vater nicht mehr so sehr in der Blüte ihrer Unschuld im Kopf herum. Dass man die Gesichter der Kinder nicht sehen konnte und sie ständig in dem Idyll gezeigt hat, war zuerst mysteriös, dann nur noch müßig.

"Aber im Grunde ist das auch egal. Verstand aus und Nolans handwerkliche Fertigkeiten genießen! :-)" Ganz meine Rede: Wenn nicht der beste, dann doch der bislang unterhaltsamste und eindrucksvollste Blockbuster des Kinosommers.

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